Bildungsstreik: Bonner Uni duldet Besetzung

Rektor will mit Studenten bald über Verbesserungen diskutieren

Bildungsstreik: Bonner Uni duldet Besetzung
Foto: Volker Lannert

Bonn. Rund 100 Studenten haben im Rahmen des Bildungsstreiks am Mittwoch erneut den Hörsaal 1 der Universität besetzt. Doch anders als bei der Aktion am Dienstag endete die zweite Besetzung nicht mit einem Polizeieinsatz.

Die Universitätsverwaltung hat den Studenten erlaubt, "bis auf Weiteres" im Hörsaal zu bleiben, auch über Nacht, wie Sprecher Andreas Archut gegenüber dem GA betonte. Voraussetzung sei gewesen, dass die Streikenden der Verwaltung zwei Ansprechpartner benannt hätten.

Auf die Frage, warum die Uni anders als am Vortag gehandelt hätte, sagte Archut: "Es war eine andere Lage. Wenn wir hätten räumen lassen, hätten wir das morgen eventuell wieder machen lassen müssen." Es sei in den vergangenen Stunden schließlich viel getwittert worden. Die Entscheidung, den Hörsaal den Studenten zu überlassen, sei eine Güterabwägung gewesen. "Wir können nicht jeden Tag die Einsatzhundertschaft zum Abschließen der Uni anfordern", sagt deren Sprecher.

Kurz nach 11 Uhr hatten sich Studenten am Mittwoch wieder im Hörsaal 1 versammelt, um gegen die ihrer Meinung nach schlechten Lernbedingungen zu demonstrieren. Grün auf Gelb steht an der Eingangstür: "Freie Uni".

Auch Chris, Germanistik- und Spanisch-Student im ersten Semester, war da, nachdem er am Dienstag im Demonstrationszug mitgegangen war. Die von vielen geforderte Rücknahme der Studiengebühren monierte der junge Mann aus Westfalen nicht ("Die nehme ich hin und jobbe nebenbei").

Er kritisierte aber die Bachelor- und Masterstudiengänge, weil es für ihn wichtig sei, sich in höheren Semestern persönlich entfalten und forschen zu können. Chris bemängelte: "Es gibt heute eigentlich keinen Unterschied zur Schule, außer dass ich den Stundenplan selbst mache."

Zur Ankündigung der Uni, Rektor Jürgen Fohrmann und Prorektor Volkmar Gieselmann wollten in den nächsten Wochen mit den Studierenden über Verbesserungsmöglichkeiten bei den Bachelor-Master-Studiengängen diskutieren, begrüßte Chris grundsätzlich. Das Gespräch müsse aber schnell stattfinden, forderte er. Den am Mittwoch im Hörsaal genannten Termin 4. Dezember bestätigt Archut am Abend nicht.

Das Rektorat habe Verständnis für viele Anliegen der Demonstranten, Besetzungen seien aber nicht der richtige Weg, in einen Dialog über die Verbesserung der Studienbedingungen einzutreten, und könnten nicht hingenommen worden, hatte die Uni noch am Mittwochvormittag mitgeteilt. Dann die Kehrtwende.

Der Allgemeine Studierenden ausschuss (AStA) bezeichnet die Probleme der Uni als ernst. Viele würden vor Ort verursacht und könnten nur vor Ort korrigiert werden, sagte Vorsitzender Johann Wolfgang Schoop. Er kritisierte Besetzungen: "Dass man mehr Bildung fordert, indem man den bestehenden Lehrbetrieb behindert, ist logisch schwer zu vermitteln."

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