Bier an der Decke und nur Gutes im Sinn

Ex-Bürgermeister Jürgen Endemann führt Besuchergruppen durch die kurfürstliche Häuserzeile am Rathaus, lässt aber politische Spitzfindigkeiten zu den umstrittenen Verkaufsabsichten außen vor

Bier an der Decke und nur Gutes im Sinn
Foto: Roland Kohls

Bad Godesberg. Die Redoute kennt Jürgen Endemann wie seine Westentasche. "Ich konnte hier fast mein Bett aufschlagen, als ich mich als Bürgermeister von Bankett zu Bankett hangelte."

Bald war er so bekannt, dass die Kellner ihm verschwörerisch zuraunten, wo auf der Fleischplatte das größte Stück zu finden sei. Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals führt er am Sonntag Besuchergruppen durch das herrschaftliche Ballhaus und die angrenzende Häuserzeile an der Kurfürstenallee.

Dabei stellt er eines klar: Die Diskussion um den Verkauf der Häuser ist nicht Teil der Führung. Stein des Anstoßes sei die zukünftige Nutzung der Gebäude. Dass das Ensemble auch in Zukunft als Denkmal erhalten bleibe, darüber seien sich alle einig. Als Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet das Rathaus und die Redoute" hatte Endemann sich wiederholt gegen den Verkauf der Gebäude ausgesprochen. Befürworter waren nun in Sorge, er könne den Tag des offenen Denkmals für die Ziele der Bürgerinitiative nutzen.

Betont entspannt begrüßt der Leiter der Bezirksverwaltungsstelle, Alo von der Kall, die Gruppe am Rathaus. Er opfert seinen Sonntag, um das Haus an der Redoute, das Rathaus und Bezirksverwaltungsstelle für Besucher zu öffnen. Als Aufpasser Jürgen Endemanns versteht er sich nicht. "Wir kennen uns schon lange. Wenn wir einmal eine Absprache getroffen haben, kann man sich darauf verlassen."

Als "gelungenes Beispiel für die Restaurierung eines solchen Objekts" führt Endemann die Bezirksverwaltungsstelle an. Deckenbilder, Reliefs an den Wänden und farbenfroher Mosaikboden im Erdgeschoss wurden nach historischen Vorgaben erneuert. Von der Kall erinnert sich an den Baumarathon in den frühen 90er Jahren: Statt der geplanten drei Monate dauerten die Arbeiten fast zwei Jahre.

Statt 200 000 Mark musste über eine Million investiert werden. Zum großen Vergnügen der Zuhörer verrät er zudem, dass Bier an den Wänden, genau genommen der Decke, des Amtszimmers von Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann klebt. Die Komplikationen der Deckenverzierung wurden mit Malzbier, Kölsch und Farbpigmenten gebeizt.

Ein Beispiel für den ewigen Kampf zwischen Denkmalschutz und Brandschutz zeigt Endemann im Eingangsbereich des Trauzimmers im Rathaus. Der ursprünglich offene Treppenaufgang musste aus Sicherheitsgründen auf halbem Weg mit einer Tür versehen werden. "Solche Scherze" sind an der Kurfürstenallee an vielen Stellen zu finden.

In der Redoute selbst ist nach Angaben Endemanns kaum noch historische Bausubstanz zu finden. Die Mängelliste nach der Fertigstellung im späten 18. Jahrhundert war so lang, dass Experten dem Gebäude damals eine Lebenszeit von maximal fünf Jahren einräumten. 1972 ließ der Bund die Redoute für 22 Millionen Mark sanieren.

Zwischen Kirchturm und Godesburg

Eine "Attraktion, die Spaß und schmutzig macht", versprach der Rüngsdorfer Ortsausschuss am Tag des offenen Denkmals. Besucher hatten Gelegenheit, den Kirchturm bis zur Spitze zu erklimmen.

Wem das zu hoch oder zu staubig war, nahm mit der Sakristei oder dem Chorraum des Gotteshauses vorlieb. Bereits am Samstag war rund um Sankt Andreas einiges los. Vorsitzende Monika Gottmann und ihre Helfer hatten ein buntes Programm für jung und alt zusammengestellt.

Auf dem Boden blieben die Besucher der Godesburg. Statt steiler Stufen gab es harte Fakten zur Baugeschichte. Führerin Tanja Potthoff hat ihre Dissertation zu eben diesem Thema verfasst und zeigte sich entsprechend kenntnisreich.

Die Zerstörung der Burg 1583 war hier nur eine Randnotiz. Dass bereits 1895 eine Gastronomie in dem Gemäuer betreiben wurde, war vielen Besuchern, die in Schulklassenstärke auf den Berg gekommen waren, neu.

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