Bewerbungsgespräche im Minutentakt

Das Friedrich-List-Berufskolleg hat am Rande des fünften Bonner Ausbildertages zusammen mit dem Bonner Anwaltverein erstmals einen kleinen Bewerbungs-Kurzgespräch-Marathon veranstaltet.

 Beim Vorstellungsgespräch tickt die Uhr: Bewerberin Nursel stellt sich im Hotel Bristol bei Rechtsanwalt Markus Hannen vor.

Beim Vorstellungsgespräch tickt die Uhr: Bewerberin Nursel stellt sich im Hotel Bristol bei Rechtsanwalt Markus Hannen vor.

Foto: Volker Lannert

Bonn. Die Hupe ertönte, und das bedeutete Platzwechsel: Neuer Tisch, neuer Gesprächspartner, aber die Unterhaltungen wiederholten sich. So ist das üblich beim Speeddating, aber dieses Mal ging es nicht darum, mögliche Partner für eine Beziehung zu finden:

Das Friedrich-List-Berufskolleg veranstaltete am Mittwoch am Rande des fünften Bonner Ausbildertages zusammen mit dem Bonner Anwaltverein erstmals einen kleinen Bewerbungs-Kurzgespräch-Marathon im Hotel Bristol. Junge Leute, die sich für eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen interessieren, trafen auf Anwälte verschiedener Bonner Kanzleien.

"Wir bringen zusammen, was zusammengehört", fasste Ursula Heine vom Kolleg das Konzept dieses Pilotprojektes zusammen. Die Bewerber hatte das Berufskolleg ausgesucht, unter ihnen Nursel. Die 17-jährige aus Remagen war noch unentschlossen: Eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsgehilfin sei reizvoll, eine im Bauwesen aber ebenso, vielleicht auch beides hintereinander. Am Tisch zwei riet ihr Rechtsanwalt Markus Hannen, dass sie sich das gut überlegen und erst mal ein Praktikum machen solle.

Von der Ausbildung könne sie gute kommunikative Fähigkeiten ziehen. "Sie haben viel mit Menschen zu tun und lernen, die Mandanten und ihre Interessen ernst zu nehmen." Weiterhin erfahre sie im Büro, was eigenverantwortliches Arbeiten bedeutet.

Von der Tätigkeit als Rechtsanwaltsgehilfin könne man allerdings im Bauwesen nur wenig profitieren. Vierte und letzte Runde, bevor die Jugendlichen einen Feedback-Bogen ausfüllen und an einer Besprechung teilnehmen konnten. Tobias aus Bornheim kam zu Anwalt Carsten Veenker, der ihm mitteilte, dass in seiner Kanzlei bislang noch kein Mann die Ausbildung zum Rechtsanwaltsgehilfen angetreten habe - auch beim Speeddating war der 17-Jährige der einzige Junge.

"Aber das ist ja kein Frauenjob", meinte Tobias. Und Veenker zeigte sich aufgeschlossen, die "Männerquote" in diesem Beruf zu fördern. Tobias hat auch schon Praktika in Kanzleien absolviert. "Ich habe da bisher immer nur gute Erfahrungen gemacht."

Er fand die Speeddating-Idee gelungen. "Durch den direkten Kontakt zu den Anwälten ist es einfacher, einen Ausbildungsplatz zu finden", war er überzeugt. Auch die Anwälte waren zufrieden. "Traditionell hat man eine Bewerbungsmappe vorliegen und kann deshalb nicht unvoreingenommen in die Gespräche gehen", sagte Anwältin Claudia Heinze.

"Hier gehen wir den umgekehrten Weg. Das finde ich sehr positiv." Veenker meinte, es wäre sinnvoll gewesen, vorher Bewerber und Kanzleien aufeinander abzustimmen, statt die Auswahl dem Zufall zu überlassen.

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