Bewährungsstrafe für korrupten Stadwerke-Mitarbeiter

Er machte gemeinsame Sache mit einem Bauunternehmer. Der kassierte über Scheinrechnungen 900 000 Euro und steht demnächst vor Gericht.

Bewährungsstrafe für korrupten Stadwerke-Mitarbeiter
Foto: dpa

Bonn. Er scheint geahnt zu haben, dass sein Arbeitgeber - die Stadtwerke Bonn (SWB) - durch eine interne Kostenkontrolle Wind von seinen illegalen Machenschaften bekommen hatte: Im Sommer 2009 erschien ein heute 50 Jahre alter leitender Angestellter mit seiner Anwältin bei der Polizei und erstattete Selbstanzeige.

Wie Gerichtssprecher Joachim Klages am Mittwoch mitteilte, wurde der inzwischen gefeuerte Sachbearbeiter für Schadensfälle bei der SWB-Tochter Energie und Wasser durch einen so genannten Strafbefehl (ohne Gerichtsverhandlung) rechtskräftig zu einer einjährigen Bewährungsstrafe wegen Bestechlichkeit im besonders schweren Fall verurteilt.

Etwa anderthalb Jahre lang hatte der 50-Jährige gemeinsame Sache mit einem 53 Jahre alten Bauunternehmer aus Linz gemacht. Die SWB gehen davon aus, dass durch Scheinrechnungen ein Schaden von 1,4 Millionen Euro entstanden ist. Dabei nutzten die Männer anscheinend einen bestehenden Rahmenvertrag aus.

Dieser sah vor, dass der Sachbearbeiter den Unternehmer in Schadensfällen mit den Reparaturarbeiten am Energie- und Wasserversorgungsnetz beauftragen konnte. Die internen Kontrollmechanismen soll der SWB-Angestellte umgangen und die fingierten Rechnungen dann abgezeichnet haben.

Offenbar gab es auch etliche korrekt durchgeführte Arbeiten - die Stadtwerke scheinen der größte Arbeitgeber der Baufirma gewesen zu sein. Doch mindestens seit Anfang 2008 liefen die Betrügereien. Als Gegenleistung für das Durchwinken der Scheinrechnungen erhielt der Stadtwerke-Mitarbeiter 20 000 Euro in bar und ein Auto im Wert von 40 000 Euro.

Als Bewährungsauflage wurde ihm auferlegt, sich nach Kräften um eine Schadenswiedergutmachung zu bemühen - gegenüber seinem Ex-Arbeitgeber hatte er dies bereits notariell beurkundet, allerdings scheint er finanziell völlig am Ende zu sein. Der Unternehmer wird sich ab Mitte Januar vor dem Amtsgericht verantworten müssen.

Dem 53-Jährigen droht eine Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren, da ihm die Staatsanwaltschaft Bestechung eines Amtsträgers vorwirft. Laut dem Gerichtssprecher hat der Beschuldigte inzwischen eingeräumt, Scheinrechnungen von maximal 900 000 Euro gestellt und ausgezahlt bekommen zu haben. Für den Ankläger steht fest, dass die Betrügereien von Anfang an im großen Stil geplant waren.

Die Staatsanwaltschaft hatte im Zuge der Ermittlungen Razzien bei den Beschuldigten durchgeführt. Dabei wurde auch ein Hotel im Allgäu durchsucht, das sich der Bauunternehmer gekauft hatte. Es stellte sich heraus, dass dort mehrfach Stadtwerke-Mitarbeitern abgestiegen waren. Allerdings sind sich die Ermittler sicher, dass alle SWB-Gäste ihre Hotelrechnungen bezahlt haben.

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