Beueler zeigen ihre Krippen

Von der Papierversion bis hin zur ungewöhnlichen Verkündigungsszene - "Ein Stück gelebter Glaube"

Beueler zeigen ihre Krippen
Foto: Max Malsch

Beuel. In Jürgen Geyers Salon erfährt Maria gerade von ihrer künftigen Rolle als Mutter Jesu. Auf einer Anrichte hat der Beueler eine außergewöhnliche Verkündigungsszene aufgebaut: Vor einem Himmel aus blauer Baumwolle, üppig mit Sternchen besetzt, schwebt der Engel Gabriel an einem Nylonfaden zur sitzenden Maria heran.

Im Kerzenlicht schimmert das Faksimile eines Gebetbuchs aus dem 15. Jahrhundert. Und in seiner künstlerischen Freiheit hat Geyer einen hölzernen Josef "wie einen fragenden Beobachter" in die Szene gestellt: Die hundert Jahre alte Figur entstammt einer ehemaligen Kirchenkrippe.

Wer sich zwischen den Jahren in Beueler Wohnzimmern umschaut, der kann jetzt noch die tollsten Krippen entdecken. Sei es das seit Generationen vererbte Prachtstück oder der Zufallsfund vom Weihnachtsmarkt - für viele gehören sie zu den Feiertagen dazu wie Baum, Christmette, Bescherung.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts stellen sich die Menschen Krippen in ihre Wohnungen, "weil sie nach den damals verhängten Krippenverboten in den Kirchen nicht auf sie verzichten wollten", weiß Krippen-Expertin Magdalena Schmoll.

Einst haben die Klöster eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der so genannten "Hauskrippe" gespielt. Eine imposante Version ist im Altenheim des Ramersdorfer Klosters zu sehen. Hüfthoch sind die von Gertrud Leda entworfenen, mit Echthaar geschmückten Figuren "und für unsere Bewohner sehen sie wie lebendig aus", sagt Schwester Katharina Korwaczyk. Ohnehin konnten Krippen die Menschen schon immer begeistern: "Bei ihrem Anblick gerät das rheinische Herz in Bewegung. Sie sind mehr als nur Dekoration, sie sind ein Stück gelebter Glaube", sagt Schmoll.

Mittlerweile gibt es sie aus allen möglichen Materialien wie Alabaster, Glas, Olivenholz, Brotteig, Wachs oder Ton. Eine Papierkrippe hat Friedrich Hartong aus der Broichstraße gebastelt. Mit der Nagelschere hat der Hobby-Bastler die Motive aus Papierbögen geschnitten. Durch die sehr unterschiedlichen Größen der Figuren (zwischen fünf und 15 Zentimeter) vermittelt die Papierkrippe den Eindruck räumlicher Tiefe.

"Früher hatten die armen Leute solche Krippen", weiß Hartong. "Die Papierbögen gab es für wenig Geld in der Devotionalienhandlung zu kaufen. Dabei stammten die Entwürfe oft von bedeutenden Künstlern." Wie im Fall seiner vom "Theologen mit dem Stifte" Joseph Ritter von Führich entworfenen Krippe.

Ein Kunstwerk ist auch die wetterfeste Version, die die Jungs und Mädchen des evangelischen Kindergartens in der Adventszeit gebastelt haben. Beauftragt von Till, der Handpuppe der Leiterin Kristina Ruscher, haben die Kinder den geräumigen Stall gezimmert, mit Lichterketten und einem Stern aus Holz und Papier verziert und vor dem Kindergarten aufgestellt.

"Jeden Morgen um neun Uhr hat die Puppe ein Stück aus der Weihnachtsgeschichte erzählt und dann verkündet, wer die Krippe erweitert. Die Kinder waren immer ganz aufgeregt. Für sie war das alles irgendwie real", sagt Ruscher. Nach und nach kam die heilige Familie dazu - und Ochs und Esel aus bemalten, mit Zottelfell beklebten Baumstämmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort