Beueler Holzhändler Berthold verlagert nach 60 Jahren Firmenstandort nach Bornheim

Der Umzug des Unternehmens wurde notwendig, weil es sich von Anfang an auf einem Pachtgelände der Deutschen Bahn befand und eine Verlängerung über das Jahr 2012 hinaus nicht möglich war.

 Immer noch aktiv: Seniorchef Bruno Berthold, 84, gründete vor 60 Jahren die Firma.

Immer noch aktiv: Seniorchef Bruno Berthold, 84, gründete vor 60 Jahren die Firma.

Foto: Cem Akalin

Beuel. "Das werden die noch schwer bereuen, dass die Lidl hier vertrieben haben." Mit "die" meint Bruno Berthold die Politik. Vor allem die neue Mehrheit aus SPD, Grünen und der Linken, die beschlossen haben, keine weiteren Discounter in Zentrumsnähe zu genehmigen. Damit waren die Ansiedlungspläne des Konzerns - Elektromarkt, Lidl-Discounter, Bowlingcenter, Subway-Imbiss und Büros - gestorben.

Dem 84-jährigen Unternehmer kann's egal sein, was auf dem Areal am Beueler Güterbahnhof passiert. Er räumt zurzeit seinen Teil des Areals. Die großen Lager und das Verwaltungsgebäude der Holzhandlung Bruno Berthold werden bis zum Jahresende aufgegeben.

Der Holzmarkt für Endverbraucher gegenüber an der Königswinterer Straße 27 bleibt. Der Großhandel zieht an den Standort nach Bornheim-Sechtem. "Das macht hier alles keinen Sinn mehr", so Berthold.

Der Umzug des Kerngeschäftes wurde notwendig, weil es sich von Anfang an auf einem Pachtgelände der Deutschen Bahn befand und eine Verlängerung über das Jahr 2012 hinaus nicht möglich war. "Seit über einem Jahrzehnt hat die Stadt Bonn eine Veränderungssperre erlassen, um die Straße dort durch mehrgeschossige Bauten aufzuwerten", so Berthold.

Aber auch sonst wäre ein Verbleib dort auf die Dauer nicht ratsam gewesen, weil der Zuschnitt des Geländes einen zeitgemäßen Warenumschlag nicht ermöglicht hat. An dem neuen Standort in Bornheim-Sechtem stehen insgesamt 35 000 Quadratmeter zur Verfügung.

Das Unternehmen, das nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund 22 Millionen Euro macht, hängt nicht allein von dem inzwischen 84-jährigen Senior ab. Es gibt außer ihm noch zwei Geschäftsführer, einmal ein langjähriger Mitarbeiter und der Sohn des Inhaber Dr. Lutz Berthold, der vor 14 Jahren in die Firma eingetreten ist. Auch ein Enkel absolviert zurzeit neben seinen Studium sein Praktikum im Unternehmen.

Berthold hat südöstlich von Warschau noch eine Fabrik, wo Leimholzplatten für den Massivholzhandel für den gesamten EU-Raum produziert werden, in Österreich ein Laubholzsägewerk, das zu den größten und modernsten Europas gehört. In Bornheim werden Massivholzdielen fabriziert. Sieben Lkw sind für die Firma ständig unterwegs.

Den Bahnanschluss in Beuel, den braucht Berthold schon lange nicht mehr. "Damals in den 50er Jahren war das interessant", sagt er. "Aber schon seit 20 Jahren nicht mehr. Die Frachtkosten sind auf dem Lkw-Verkehr billiger, und die Ware ist schneller an Ort und Stelle."

Seit 1962 werde über die Zukunft des Areals diskutiert, so Berthold und blättert in einem drei Finger dicken Aktenordner. Lidl sei die einzige Chance der Stadt gewesen. "Das hätte die Kunden auch in die Beueler Innenstadt gelockt. Man muss einsehen, dass hier ein pures Gewerbegebiet ist."

Weiß er, was nach seinem Weggang mit dem Gelände am Güterbahnhof letztlich geschehen wird? Holzhändler Bruno Berthold sagt: "Ich denke, dann kommen die Autohändler und -verwerter her. Für die übrigen Anlieger keine schöne Aussicht."

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