Theaterwerkstatt der Halle Beuel Zwischen Elchköpfen und Goldadlern: Ein Blick hinter die Kulissen

BEUEL · Mehr Schein als Sein: Was wie ein schwerer Stein aussieht, ist nur ein Klotz aus Styropor. Hinter den Kulissen der Theaterwerkstatt der Halle Beuel wird noch mehr getrickst und gearbeitet, um dem Zuschauer die perfekte Illusion zu bieten.

Wolfgang Hitzel bei der Arbeit: Der Leiter des Malsaales bemalt Bühnenelemente für die Aufführung "Die lustigen Weiber von Windsor".

Wolfgang Hitzel bei der Arbeit: Der Leiter des Malsaales bemalt Bühnenelemente für die Aufführung "Die lustigen Weiber von Windsor".

Foto: Max Malsch

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Frau fegt. Aber sie malt. Als Pinsel benutzt sie einen Besen, und das Bild ist mit 100 Quadratmetern größer als gewöhnlich. Denn es ist Teil eines eines Bühnenbildes.

Monika Schott ist Theatermalerin in der Theaterwerkstatt der Halle Beuel. Dort entstehen die Bühnenbilder für die städtischen Theater in Bonn. Das riesige Gemälde auf dem dünnen Stoff zeigt einen kahlen Baum. Er wird beim rockigen Musical "SnoWhite" im Hintergrund der Bühne zu sehen sein. Steht man am Rand des Bildes, erkennt man den Baum nur schwer. Man ist einfach zu nah an dem Motiv.

Im großen Malsaal gibt es aber einen Gang direkt unter der Decke. Von da aus lässt sich der schwarz-weiße Baum dann gut erkennen. Der Leiter des Saales, Wolfgang Hitzel, bemalt derweilen Bühnenelemente für die Aufführung der Oper "Die lustigen Weiber von Windsor". Sie sollen durch ihre Farbgebung Holz imitieren.

"Wir sind eine der am besten ausgestatteten Theaterwerkstätten", sagt der Produktionsleiter der Bonner Theater, Jan Schulze. Und es stimmt. Zum Beispiel ist die Schreinerei, die sich über zwei Hallen erstreckt, mit modernsten Sägegerätschaften ausgestattet. Es gibt sogar eine Laserschneidemaschine. Diese kann feinste Muster in Holzplatten schneiden, und das in extrem kurzer Zeit.

Die Schlosserei ist mit speziellen Schweißtischen ausgestattet, die sich bei großer Hitze nicht verbiegen. Es riecht nach Metall und Schweißarbeiten. "Die Schlosser sehen von ihrer Arbeit nur selten etwas auf der Bühne," sagt Schulze, "die ganzen Gerüste und Drehbühnen werden meistens verkleidet". Aber ohne sie geht im Theater kaum was. Ohne stützende Elemente ist ein Bühnenbild nicht vorstellbar.

In dem Teil der Werkstatt, in dem die Plastiken entstehen, sieht es aus, als hätte es gerade frisch geschneit. Von wegen, alles nur Styroporkügelchen. Aus dem Kunststoff werden die meisten Plastiken gefertigt. Zwischen Elchköpfen, überdimensionalen Ohren und halbfertigen Telefonzellen bearbeiten die Theaterplastiker gerade einen großen Styropor-Brocken mit der Kettensäge.

Am Ende wird der Klotz einem großen, schweren Hinkelstein zum Verwechseln ähnlich sein. Alles schöner Schein, wie Clara Camilla Häusler an einem Goldadler auf einer Goldkugel zeigt. Er sieht schwer und wuchtig aus, ist es aber nicht. Das Tier wird Teil des Bühnenbildes von "SnoWhite" sein.

Die Werkstätten sind in den Hallen der ehemaligen Jute-Fabrik untergebracht. Platz gibt es hier genug. So befindet sich dort eine Halle, die nur für den Probeaufbau gedacht ist. Auch das Lager ist so riesig wie das eines Möbehauses. Zwischen den riesigen Platten und Gerüsten kommen dann mal ein altes Auto, ein Einhorn, der Kopf eines Hais oder ein Himmelbett zum Vorschein.

"Hier werden die Bühnenbauten aufbewahrt, die entweder noch mal aufgeführt werden oder an denen wir so sehr hängen, dass wir uns nur schwer davon trennen können," erklärt Schulze.

Die Theatergemeinde Bonn bietet einmal im Jahr zum Welttheatertag eine Führung durch alle Bonner Theater. Die Führung dauert den ganzen Tag. Dort kann dann jeder hinter die Kulissen schauen. Unter anderem geht es dabei auch zur Theaterwerkstatt in Beuel.

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