"Euer Hannes vom Rhein II" Zweiter Band über Johannes Düppen und seine Oberkasseler Zeitung liegt vor

OBERKASSEL · Massenarbeitslosigkeit, Firmenpleiten, Bankenschließungen. Zwischen September 1929 und Anfang 1933 hatte die Weltwirtschaftskrise Deutschland fest im Griff: Armut und Kriminalität stiegen sprunghaft an. Millionen Menschen litten unter Verelendung und Verzweiflung.

 Helmut Kötting mit dem zweiten Band über Johannes Düppen und die Oberkasseler Zeitung.

Helmut Kötting mit dem zweiten Band über Johannes Düppen und die Oberkasseler Zeitung.

Foto: Max Malsch

Im November 1929 wurde der Buchdruckereibesitzer und Verleger Johannes Düppen in den Oberkasseler Gemeinderat gewählt und wollte nun die zuvor von ihm kritisierte Kommunalpolitik umkrempeln.

Doch sehr schnell musste er erkennen, dass durch die Wirtschaftskrise keinerlei Gestaltungsrahmen vorhanden war. Es war schlicht kein Geld in der Gemeindekasse. "Schon Ende 1931 wurde jeder dritte Einwohner des Siegkreises aus öffentlichen Mitteln unterstützt", berichtet Helmut Kötting. Der Historiker und ehemalige Direktor des Beethoven-Gymnasiums hat auch für den zweiten Band seines Werkes über den Verleger wieder akribisch recherchiert. Dazu hat er Hunderte Seiten der Oberkasseler Zeitung dieser Jahre durchforstet und anhand weiterer Quellen intensiv geforscht.

Die Fortsetzung des Werkes "Euer Hannes vom Rhein" widmet sich der Oberkasseler Zeitung und ihres Verlegers unter den Bedingungen in der Zeit unmittelbar vor dem NS-Regime. Unter dem Titel "Selbstbehauptung und Anpassung" schildert Kötting in spannender und anschaulicher Weise, wie der Verleger, letztlich vergeblich, gegen die "Zertrümmerung des Mittelstandes" und die ständigen Steuererhöhungen kämpft.

Indes bürdete der Staat den Kommunen immer mehr der Wohlfahrtslasten für die Millionen Arbeitslosen auf. "Der Ruf nach dem starken Arm, der die bestehende Misswirtschaft beseitigt, wurde in Leserbriefen gefordert", berichtet Kötting. Das Nazi-Regime war auf dem Vormarsch und die Repressalien, etwa die Abschaffung der Pressefreiheit, bekam Düppen bitter zu spüren. Zunächst erlag er der Propaganda und glaubte an die "ersehnte Einigung und nationale Sammlung aller deutschen Stämme und die Befreiung des Mittelstandes aus seinem Elend". "Das war eine absolute Fehleinschätzung und Düppen erkannte zu spät, dass es keine Pressefreiheit mehr gab", so Kötting.

Um ihren Vater zu entlasten, übernahm Düppens Tochter Gertrud seit 1930 immer mehr redaktionelle Aufgaben. Als Düppen 1933 aus gesundheitlichen Gründen ausschied, übernahm Gertrud die Redaktionsleitung und entwickelte eine "Überlebensstrategie" für die Zeitung. "Doch mit ihrem Ausscheiden 1934 verlor die Zeitung den Charakter des Heimatblattes", so Kötting. Und am 31. Mai 1941 erschien die "Oberkassler Zeitung" zum letzten Mal.

Dem Autor gelingt es erneut, die wirren Geschehnisse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Auswirkungen auf die journalistische Arbeit in dieser düsteren Zeit spannend und fachkompetent zu erzählen. Auch der zweite Band von "Euer Hannes vom Rhein" ist ein lesens- und lohnenswertes Stück Heimatgeschichte in bester Manier. veh

Info

Helmut Kötting: "Euer Hannes vom Rhein" Johannes Düppen und seine Oberkasseler Zeitung 1918- 1933, Band 2 in der Schriftenreihe des Heimatvereins Bonn-Oberkassel, 2014. Für 12 Euro erhältlich in der Buchhandlung Max & Moritz in Oberkassel.

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