16. bis 18. Jahrhundert Wo in Beuel noch Spuren von Krieg zu finden sind

Beuel · Der Historiker Richard Hedrich-Winter hat über Bonner Kriegsbefestigungen recherchiert und so manches geschichtliche Schätzchen entdeckt. 1583 wurde eine Schanze in Beuel erstmals urkundlich erwähnt.

 Gebhard II. Truchsess von Waldburg besetzt 1582 Bonn vom gegenüberliegenden Rheinufer aus.

Gebhard II. Truchsess von Waldburg besetzt 1582 Bonn vom gegenüberliegenden Rheinufer aus.

Foto: Repro Stefan Hermes

Die Zuhörer sind fasziniert. Ein bisher kaum behandeltes Kapitel der Bonner Geschichte wird vor ihnen aufgeschlagen. Und der Historiker Richard Hedrich-Winter versteht es, mit seinem Vortrag im Vilicher Haus der Begegnung die Gäste zu fesseln. Auf Einladung des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch referierte er zum Thema „Die Festung Bonn in der frühen Neuzeit – Entwicklung und Bedeutung des Beueler Brückenkopfes vom Ende des 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts“.

Vereinsvorsitzender Carl Jakob Bachem betonte in Vorbereitung auf den Vortrag, dass das Wissen um die Geschichte, „die Basis für die Kraft ist, die Zukunft der Stadt Bonn zu entwickeln“. Die Zuhörer ließen sich sodann von Hedrich-Winter über die kriegerischen Auseinandersetzungen der ansonsten so schmuckvollen Zeit des Barocks aufklären.

Hauptstadt des Kurfürstentums

Immer wieder wurde Bonn als Hauptstadt des Kurfürstentums Köln belagert, erobert und zerstört. Und immer wieder wurde es mit Bollwerken neu befestigt. Flurbezeichnungen wie „An der Schanze“ oder „Am Schanzenkopf“ erinnern bis heute daran. Hedrich-Winter ist als Historiker und Archivar der Köln-Bonner Sparkasse zu den Recherchen nach den frühen Befestigungsanlagen über den 2012 begonnenen Neubau der Sparkasse am Friedensplatz gekommen.

Seine Vermutung, dass man dort auf Reste der Heinrichbastion aus der Zeit um 1660 stoßen würde, bestätigten sich. Teile davon sind heute noch im Bereich von Budapester Straße und Florentiusgraben zu sehen. Weitere Anlagenteile sind größtenteils schon in den 1950er Jahren beim Bau der Sparkasse vernichtet worden.

„Alles, was zu dieser Zeit nicht römisch war, galt nicht als erhaltenswert“, zitierte Hedrich einen Denkmalpfleger. Das habe sich jedoch heute glücklicherweise geändert: Inzwischen wisse man, wie wesentlich es sei, dass man die Stadtbaugeschichte kenne und – wo möglich – auch sichtbar mache. Die Heinrichbastion war für Hedrich der Anlass, über den Rhein zu sehen und über die dortigen Festungsanlagen zu recherchieren.

Im französischen Militärarchiv von Vincennes wurde er fündig. Dorther stammt auch der größte Teil der Kupferstiche, die er von den Festungsanlagen auf Beueler Seite zeigen konnte. 1583 wurde erstmalig eine „Schanze“ auf Beueler Seite erwähnt, als Truppen des Kurfürsten Ernst von Bayern von dort die Schifffahrt kontrollierten und damit die Versorgung der Bonner Bevölkerung mit Lebensmitteln und Waffen über den Rhein verhinderten.

Blick auf feindliche Angriffe

Im August des selben Jahres wurden bei Kämpfen zwischen Ernst und dem Kölner Kurfürsten Gebhard II. die Stifte Schwarzrheindorf und Vilich zerstört. So, wie auch die Söldner das Land rund um ihre Schanze verwüsteten. Einerseits um einen frühzeitigen Blick auf feindliche Angriffe zu bekommen, andererseits um sich durch Raub und Zerstörung mit all dem rücksichtslos zu versorgen, was sie benötigten.

Hedrich-Winter nimmt in seinem ausdrücklich als „Arbeitsbericht“ titulierten Vortrag („Jetzt weiß ich, was ich nicht weiß“), dass die Schanze nur aus Erdwerk mit einem wassergefüllten Graben bestand. Die Ausmaße dürften dem heutigen Konrad-Adenauer-Platz entsprochen haben.

Hedrich-Winter gelingt es mit reichhaltigem Bildmaterial, die Entwicklung der Festungen links und rechts des Rheins bis in das Jahr 1801 nachzuzeichnen. Trotz des Friedens von Utrecht, der 1713 den Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich beendete und auch die Schleifung der Festungsanlagen in Bonn vorsah, lassen sich in der Stadt immer noch zahlreiche Spuren finden.

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