Umstrittener Schriftzug auf Traktor Wirbel um Soldatenspruch im Beueler Karneval

BEUEL · Ein mutmaßlich bereits in der Wehrmacht gebräuchlicher Wahlspruch hat am Rande einiger Karnevalszüge für Unmut gesorgt. „Klagt nicht, kämpft!“, war da in Vilich-Müldorf auf dem Dach eines Traktors zu lesen.

Jonathan Siebertz, der sich den Zug am Karnevalssamstag angeschaut hatte, war der Satz in Frakturschrift ins Auge gesprungen, und er wundert sich, dass er nicht auch anderen gleich aufgefallen war.

Der Spruch diente vermutlich bereits in Einheiten der Wehrmacht und später auch in Kompanien der Bundeswehr als zumindest inoffizieller Wahlspruch. Ganz besonders in Verbänden der Fallschirmjägertruppe erfreute er sich lange Zeit großer Beliebtheit und ist im privaten Gebrauch unter Soldaten bis heute präsent, denn verboten ist er nicht.

Und auch über seine Herkunft gibt es unterschiedliche Interpretationen. Als eine Abgeordnete der Linken 2013 die Verwendung des Spruchs innerhalb der Bundeswehr mittels einer Kleinen Anfrage im Bundestag thematisierte, antwortete das Bundesverteidigungsministerium: „Für das in Rede stehende Zitat lässt sich kein historischer Bezug zur Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht nachweisen".

Doch auch der frühere Bundesentwicklungshilfeminister – und Ex-Fallschirmjäger – Dirk Niebel (FDP) wurde 2017 öffentlich dafür kritisiert, als er seine Facebookseite mit dem Spruch versah. Beobachter hatten daran Anstoß genommen.

Wie nun offenbar auch Jonathan Siebertz, Bezirksvorstand der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) Bonn. Er hatte Bezirksbürgermeister Guido Déus auf die Sache angesprochen und die Zugleitung damit konfrontiert, die später den Senat der Prinzengarde benachrichtigte, erklärt Senator Guido Pfeiffer. Den Karnevalisten sei der Spruch nicht aufgefallen.

„Das ist eigentlich ein No-Go“, so Pfeiffer, der den Vorfall in enger Abstimmung mit Senatspräsident Klaus Kaulfuß geregelt hat. Den Trecker habe man zum ersten Mal von diesem Anbieter gemietet, der Fahrer habe auf Nachfrage behauptet, die Bedeutung des Slogans sei ihm nicht bewusst gewesen. Für die Teilnahme am Bonner Rosenmontagszug wurde der Satz überklebt. „Wenn der Besitzer ihn nicht entfernt, werden wir ihn nicht mehr buchen“, so Pfeiffer.

Derselbe Traktor hatte auch beim Zug in Schwarzrheindorf den Wagen der Schwarz-Gelbe Jonge gezogen, auch da sei die Aufschrift laut Pfeiffer schon aufgefallen. Auch diesen Zug hatte Siebertz mit einigen Pfadfindern gesehen und machte dort noch eine andere Beobachtung: Nach dem Zug sei ein Pritschenwagen des Junggesellenvereins Schwarzrheindorf an ihnen vorbeigefahren.
Ihnen wirft Siebertz vor: „Die Ladefläche war voll mit angetrunkenen Männern, einzelne haben 'Sieg Heil' gebrüllt und den Hitlergruß gezeigt. Das geht gar nicht.“ Einen Beweis dafür hat er nicht, aber er habe eine Zeugenaussage gemacht und werde den Fall in den nächsten Wochen zur Anzeige bringen. JGV-Chef Dennis Büsch streitet den Vorfall ab. „Meine Jungs schreien so was nicht.“ Der Verein feiert sein 100-jähriges Bestehen. Die Bonner Polizei hatte von dem Sachverhalt laut Sprecher Robert Scholten keine Kenntnis. Aufgrund der Schilderung habe man aber jetzt die Kriminalinspektion Staatsschutz aktiviert, die der Sache nachgehen werde.

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