Don-Bosco-Forum 2013 Wie sich 30 junge Leute als Neulinge in Bonn zurechtfinden

BONN · Landflüchtlinge, das seien jene Menschen, die ihr Leben auf dem Land für ein Leben in der Stadt aufgäben. Sie würden von Jobs, die unabhängig von Ernteerträgen sind, einer Infrastruktur mit Universitäten, Krankenhäusern und guten Schulen träumen.

 Eine Gruppe Jugendlicher findet sich in Bonn zurecht: Wie wäre es wohl hier als Fremder ohne Stadterfahrung?

Eine Gruppe Jugendlicher findet sich in Bonn zurecht: Wie wäre es wohl hier als Fremder ohne Stadterfahrung?

Foto: Roman Palkowska

Das berichtete der indische Pater George Mathew auf dem Don-Bosco-Forum 2013 im Kardinal-Frings-Gymnasiums. Aber wie ist es als Landflüchtling in der Stadt? Dieser Frage widmete sich die einwöchige Jugendkonferenz, die im Vorlauf des Forums in Bonn stattfand.

30 junge Erwachsene zwischen 20 und 26 Jahren probierten aus, wie sich wohl ein Landflüchtling in Bonn zurechtfinden würde. Die Veranstaltung im Kardinal-Frings-Gymnasium nutzten die jungen Menschen, die aus den unterschiedlichsten Ländern angereist waren, um ihre Ergebnisse zu präsentierten.

Als erstes würden die Teilnehmer als Neulinge in der Stadt wohl einen Supermarkt aufsuchen. Ihnen sei aufgefallen, dass es in Supermärkten nicht nur Lebensmittel gebe, sondern auch viele Informationen rund um das Stadtleben. Weiter erkundigten sich Teilnehmer nach Unterkünften, Hilfeleistungen und Jobs. Letzteres gestaltete sich recht schwierig.

Für Anoop James Leo, Teilnehmer, ist am Ende nahezu jeder Job willkommen: "No job is too small to be done!" Der 24-Jährige wisse, dass sich in Großstädten Kinder und Jugendlich durch Betteln und sogar durch Klauen finanzieren. Dass die Vorstellungen über das Stadtleben nicht immer der Realität entspricht, bestätigte auch Mathew: "Tatsache ist, dass 50 Prozent der Bevölkerung Mumbais in Slums leben!"

Das entspräche mit 6,5 Millionen Menschen gut einem Drittel der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens. Auch Städte außerhalb Indiens rauben den Landflüchtlingen ihre Illusionen. "In Caracas siedeln Menschen in “Ranchos verticales„", berichtete Referentin Soraya Jurado. Sie meinte damit Armensiedlungen in den Bauruinen von Wolkenkratzern. Lebensnotewendiges Trinkwasser würden die Campierenden über 20 Stockwerke täglich hoch schleppen.

Pater Menamparampil, ebenfalls aus Indien, stellt auf der Veranstaltung Projekte vor, die das Landleben verbessern sollen. Die Salesianer, so heißt die Ordensgemeinschaft, die auf den italienischen Priester Don Bosco zurückgeht, bauen Schulen und Ausbildungswerkstätten.

In den Ausbildungswerkstätten werden nur handwerkliche oder technische Berufe gefördert, die im Umkreis des eigenen Dorfes benötigt werden. Das modularisierte Ausbildungsprogramm ermöglicht eine Fortsetzung der Lehre auch nach einer zwischenzeitlichen Unterbrechung. Denn viele Lehrlinge ziehen keine zweijährige Ausbildung durch, da sie für den Lebensunterhalt ihrer Familien und Eltern sorgen müssen.

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