Vom Westerwald bis an den Rhein Wie die Bröltalbahn Beuel verändert hätte

Beuel · Eine Eisenbahnbrücke über den Rhein und einen größeren Güterbahnhof im Osten des Stadtteils. Mit der Bröltalbahn hätte Beuel anders ausgesehen. Ein Blick in die Vergangenheit.

 Früher: An dieser Stelle kreuzte die alte Bröltalbahn auf dem Weg vom Beueler Bahnhof die Rheinaustraße.

Früher: An dieser Stelle kreuzte die alte Bröltalbahn auf dem Weg vom Beueler Bahnhof die Rheinaustraße.

Foto: Stefan Knopp

Wie hätte Beuel ausgesehen, wenn die Rhein-Sieg Eisenbahn-Aktiengesellschaft, kurz RSE, alle ihre Pläne rund um die Bröltalbahn hätte umsetzen können? Dann wäre der Güterbahnhof im Osten des Stadtteils deutlich größer, dann hätte es eine Haltestelle für den Personennahverkehr am Konrad-Adenauer-Platz in der Von-Sandt-Straße gegeben und eine Eisenbahnbrücke über den Rhein. Denn, so Ulrich Clees vom Museum der Bröltalbahn in Asbach, „das große Manko dieser Bahn war, dass sie nicht nach Bonn konnte“.

Clees hielt am Dienstagabend einen Vortrag über die Bahn, die bis 1967 zwischen Westerwald und Beuel fuhr. Der Vortrag in der Reihe Stroof-Kolleg des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn-Rechtsrheinisch fand nicht im Stroof-Haus, sondern im Pfarrheim Sankt Josef in Beuel statt. Nachdem man im letzten Monat viele Interessierte wieder nach Hause schicken musste, weil das ehemalige Bürgermeisterhaus in Vilich nur für 35 Personen ausgelegt ist, entschied man sich dieses Mal für einen größeren Saal, erklärte der Vereinsvorsitzende Carl Jakob Bachem.

Und das war eine gute Entscheidung, denn auch der Pfarrsaal war voll, annähernd 100 Personen hatten den Weg dorthin gefunden. Das Thema interessierte viele Beueler, da die meisten die Bröltalbahn noch haben fahren sehen. Clees gab einen Überblick über die Entstehung und den Verlauf der Strecken und verglich einige alte Aufnahmen von Stationen in Beuel mit Fotos von heute.

Eröffnet wurde sie 1862, zunächst wurden die Waggons von Pferden über die Schienen gezogen. Sie transportierten Eisenerz und Kalk aus dem Bergischen bei Ruppichteroth für die Friedrich-Wilhelms-Hütte von Emil Lange in Troisdorf. Der nutzte die Gunst der Stunde, als eine Straße gebaut wurde, die zum Rhein führte. Seine Eisenbahnlinie ließ er – unter anderem durch das Bröltal – an der Straße entlang bauen. Kurz darauf wurden die Pferde durch die Dampflok 53 ersetzt, deren enorme Leistung sogar in einem Zeitungsartikel in Australien gewürdigt wurde.

"Nach dem zweiten Weltkrieg wurde fast alles eingestellt"

Allerdings wurde sie schon wenige Jahre später überflüssig, da Lange seine Rohstoffe für die Eisenverhüttung kostengünstiger von woanders bezog. Da die Strecke aber nun mal vorhanden war, verlängerte man sie zunächst nach Waldbröl, später baute man weitere Verzweigungen etwa nach Asbach und Dachsberg im Westerwald sowie nach Siegburg. Die Waggons der Rhein-Sieg Eisenbahn-Aktiengesellschaft, wie sie ab den 1920er-Jahren hieß, transportierten nun Basalt in Form von Schotter, Pflastersteinen oder Säulen zum Bahnhof am Beueler Rheinufer, wo er auf Schiffe verladen wurde.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde fast alles eingestellt“, sagte Clees. Nur die Strecke zwischen Beuel und Eudenbach auf dem Weg nach Asbach blieb übrig. Beuel fuhr man entlang der heutigen Siegburger Straße an. Es gab sogar eine eigene Haltestelle nur für Pützchens Markt. Die Passagiere fuhren in „Colliwagen“ anfangs zum Teil auf offenen Waggons, auf die Bänke geschraubt wurden – bis die Aufsichtsbehörde das aus Sicherheitsgründen unterband. Der Besitzer der Firma Schuler transportierte sogar sein Segelschiff auf den Schienen zum Rhein, Clees wurden Bilder davon überlassen.

Heute erinnert wenig an die alte Bahn, etwa das Alte Bahnhöfchen am Rheinufer, einige Meter Gleis in der Nähe oder die Unterführung, durch die heute Radfahrer fahren - damals passte da auch eine Lok gerade so hindurch. Clees rief das Publikum auf, ihm weitere Fotos und Dokumente rund um die Bröltalbahn zukommen zu lassen. Man kann sich unter 02 28/2 42 33 65 oder per Mail an info@museum-asbach.de an ihn wenden.

Das nächste Kolleg findet am 25. Juni wieder im Bürgermeister-Stroof-Haus in Vilich statt, Adelheidisstraße 3. Ab 19.30 Uhr referiert Ansgar Klein aus Oberkassel über „NS-Medizinverbrechen im Rhein-Sieg-Kreis und Landkreis Bonn 1933-1945“. Infos auf denkmalverein-bonn.de.

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