Interview Werner Bolz gibt nach 24 Jahren Vorsitz im Bürgerverein ab

Küdinghoven · Werner Bolz ist im wahrsten Sinne des Wortes seiner Heimat verbunden. Er liebt den dörflichen Charakter Küdinghovens, die Nähe zu Ennert und Rhein. Dass in den drei LiKüRa-Orten gepflegte Brauchtum liegt ihm am Herzen. Umso schmerzt es ihn, dass so mancher Verein und so manches Dorffest eine unsichere Zukunft haben.

Und ein Thema ärgert den langjährigen Bürgervereinsvorsitzenden täglich: Die Blechlawine, die sich von morgens bis abends über die Königswinterer Straße quält und den Beueler Süden unerträglich verstopft. Über sein ehrenamtliches Engagement und sein Leben in LiKüRa sprach er mit GA-Redakteur Holger Willcke.

33 Jahre sind Sie im Vorstand des Bürgervereins aktiv, davon 24 Jahre als Vorsitzender. Nächste Woche wird Ihr Nachfolger gewählt. Können Sie sich ein Leben ohne Vereinsarbeit vorstellen?
Werner Bolz: Na klar. Ich bin 72 Jahre alt. In den anderen Dorfvereinen wurde der Generationenwechsel längst vollzogen. Es ist jetzt wichtig, dass auch im Bürgerverein eine Verjüngungskur einsetzt, damit alle Vereine auf Augenhöhe gemeinsam die Zukunft im Dorf planen können.

Welche Themen stehen denn an?
Bolz: Die Vereinsvorstände müssen den Spagat zwischen Tradition und Moderne schaffen. In unser Neubaugebiet am Sonnenhang sind viele junge Familien gezogen, die teilweise andere Interessen und Sorgen haben als wir Alteingesessenen. Unser Angebot muss deshalb überdacht und aktualisiert werden. So planen die jüngeren Kollegen im Bürgervereinsvorstand für den 23. August ein Bürger- und Familienfest auf dem Dorfplatz, um die Neubewohner mit den Alt-Küdinghovenern zusammenzubringen.

Welche Aufgaben mussten in der Ära Bolz abgearbeitet werden?
Bolz: Ich will nur die großen Brocken nennen, die der Vereinsvorstand mit Hilfe vieler Mitglieder aus dem Weg geräumt hat. Die Sanierung des Foveaux-Häuschens haben wir 1992 auf eigene Kosten vorangetrieben, weil das Land als Eigentümer kein Geld dafür übrig hatte. Auch die Treppe von der Autobahn zum Foveaux-Häuschen haben wir selbst renoviert, heute ist sie der erste ernst zu nehmende Anstieg des Rheinsteigs. Dann haben wir mit Hilfe aller Ortsvereine das Toilettenhaus auf dem Dorfplatz gebaut.

Und da war doch noch die Aktion mit dem Kriegerdenkmal?
Bolz: Ja, damit sind wir über die Grenzen Bonns hinaus bekannt geworden. Das Denkmal von 1906 musste 2011 dringend saniert werden. Und da es schon lange nicht mehr im Originalzustand war und wir der Meinung waren, dass ein Kriegerdenkmal nicht mehr in die heutige Zeit passt, haben wir es zu einem Friedensdenkmal umgestalten lassen. Mit unserem Projekt und mit der Europaschule in Küdinghoven hat sich die Stadt Bonn bei der EU und dem Land NRW den Titel "Europafreundliche Kommune" erobert.

Jedes Jahr vor Weihnachten erhalten Ihre Mitglieder eine Überraschung. Welche?
Bolz: Seit 36 Jahren versenden wir unser Heimatheft "Küdinghoven - unser Dorf". Darin beschäftigen sich verschiedene Autoren mit der Geschichte des Dorfs. Diese Fundgrube ist bei vielen Bürgern sehr beliebt. In naher Zukunft werden wir ein fast 120 Seiten dickes Buch mit dem Titel "Küdinghoven im Wandel" herausgeben. Es wird von der Geschichte des Dorfs und des Bürgervereins handeln, verschönert mit 80 historischen Postkarten, die alle aus der Sammlung von Rudolf Schneider aus Limperich stammen.

Ihre Bilanz klingt sehr positiv. Gibt es auch etwas, was sie in all den Jahren frustriert hat?
Bolz: Ja, unsere Verkehrsprobleme. Küdinghoven liegt größtenteils zwischen Autobahn, Bahngleis und Königswinterer Straße. Der Verkehr hat sich in meiner Amtszeit mindestens verdreifacht, der Lärm ist oftmals unerträglich. Kein Politiker, kein Verkehrsplaner hat in dieser Zeit etwas wirklich Vernünftiges angeregt und umgesetzt. Als ich antrat, diskutierten wir im Vorstand schon über Südtangente und Maarstraßenanschluss. Heute, 33 Jahre später, hat sich daran nichts geändert. Die Südtangente hilft uns bei der innerörtlichen Verkehrsentlastung keinen Schritt weiter, aber vom Anschluss der Maarstraße an die Autobahn 59 versprechen wir uns sehr viel. Und den Menschen, die am Bahngleis wohnen, wünsche ich, dass sie endlich den seit vielen Jahren versprochenen Lärmschutz erhalten.

Haben Sie einen Nachfolger?
Bolz: Ja. In Absprache mit dem Vorstand werde ich den Mitgliedern am Mittwoch, 4. Juni, Michael Quabeck als Vorsitzenden empfehlen. Er ist bereits mein Stellvertreter und steht für einen Generationenwechsel.

Zur Person

Werner Bolz wurde 1941 in Idar-Oberstein geboren. Nach Kriegsende zog die ausgebombte Familie zuerst auf den großväterlichen Bauernhof nach Königswinter-Stieldorferhohn, anschließend nach Limperich. Seit 40 Jahren wohnt Werner Bolz mit seiner Ehefrau Hedwig in Küdinghoven. Von Beruf ist er Diplom-Volkswirt. Mitglied des Bürgervereins Küdinghoven ist er seit 1978.

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