Weihnachten So feierten Alleinstehende bei der Beueler Awo

Beuel. · Die Beueler Arbeiterwohlfahrt veranstaltet seit vielen Jahren eine Weihnachtsfeier für Alleinstehende. Die Zusammenkunft im Awo-Begenungszentrum in der Neustraße ist zu einer liebgewonnenen Tradition geworden.

 Sie haben die Weihnachtsfeier bei der Beueler Awo organisiert: Kurt Berger (links) und Manfred Hanke.

Sie haben die Weihnachtsfeier bei der Beueler Awo organisiert: Kurt Berger (links) und Manfred Hanke.

Foto: Rainer Schmidt

Niemand in Beuel musste Heiligabend alleine feiern. Denn die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Beuel hatte unter dem Motto „Heiligabend alleine? Das muss nicht sein“ in ihr neues Begegnungszentrum in der Neustraße eingeladen. „Wer alleine lebt, aber an Heiligabend in Gemeinschaft eine besinnliche Feier bei Kaffee und Kuchen sowie weihnachtliche Musik erleben möchte, kann an der Awo-Weihnachtsfeier teilnehmen“, hieß es in der Einladung von Kurt Berger. Die Teilnahme war natürlich kostenlos, Besucher sollten sich lediglich im Voraus anmelden.

„Diese kleine nachmittägliche Weihnachtsfeier ist eine ganz, ganz alte Tradition bei uns“, erklärte der stellvertretende Awo-Vorsitzende Manfred Hanke, „sie findet statt, solange ich mich zurückerinnern kann.“ Und das sei mehr als 20 Jahre, meinte er. Die Besucher seien vorwiegend allein lebende ältere Menschen aus der nahen Umgebung. „Leider haben wir erstmals keinen Weihnachtsmann dabei“, sagte er bedauernd. „Dafür haben wir mit Jutta Groll eine Vorleserin engagiert.“ Hanke äußerte auch eine Bitte: Keine Bilder und keine Namen von Teilnehmern.

Schön weihnachtlich geschmückt war der extra dafür hergerichtete Raum. Eine lange Tafel wartete auf 14 angemeldete Besucher, weihnachtliches Geschirr stand parat, Kerzen und Tannenzweige schmückten den Tisch. Auf zahlreichen Tellern waren Lebkuchen, Christstollen, Printen und Kekse schön dekoriert. Leise weihnachtliche Musik ertönte aus dem Fernseher. Und in der Küche köchelte die Kaffeemaschine vor sich hin, um für alle frisch gebrühten, heißen Kaffee parat zu halten. In die großen Fenster zur Südseite hin strahlte die Sonne. „Wenn es nicht so weihnachtlich geschmückt wäre, käme ich mir vor, als wäre hier eine Frühlingsfeier“, meinte eine der ersten Besucherinnen.

Darauf Kurt Berger, Mitorganisator der weihnachtlichen Zusammenkunft: „Ich kann mich noch daran erinnern, dass es auch mal bei dieser Feier geschneit hat.“ Von den angemeldeten 14 Besuchern sind schließlich fünf Damen und drei Herren erschienen. „Den ganzen Morgen hat keiner bei mir angerufen. Jetzt, wo ich mich auf den Weg machen wollte, da rufen plötzlich alle an“, meinte eine Dame.

Schüchternes Schweigen zu Beginn

Mit diesen Worten brach sie den Bann des noch vorherrschenden, schüchternen Schweigens und die Diskussion setzte ein, was es bedeutet, an Weihnachten allein zu sein. „Ich komme gerne hierher, man kann sich in Ruhe austauschen“, sagte eine Besucherin. „Es ist schön, für ein paar Stunden weihnachtlich zusammenzusitzen.“ Wohingegen eine andere Besucherin meinte: „Ich bin gerne allein. Aber drei Tage hintereinander, das ist mir zu viel Einsamkeit. Ich kenne Leute, die die ganzen Weihnachtstage alleine sind. Die haben Radio, Fernseher, sie lesen, haben Hobbys, denen sie in Ruhe nachgehen können.“ Worauf eine Besucherin fast schüchtern meinte: „Ich weiß nicht, ob das gut ist.“ Und Hanke: „Wenn man nicht will, dann kommt man eben nicht zu solchen Veranstaltungen.“

Die Unterhaltung drehte sich sehr schnell darum, wohin man im Anschluss geht. Fast alle wussten von einer Veranstaltung, die am späten Nachmittag oder frühen Abend stattfindet. Eine Dame war zu einer Weihnachtsfeier der Freien evangelischen Gemeinde mit Gottesdienst eingeladen, eine andere wollte zur Feier in die Petrus-Gemeinde gehen. Aber alle waren sich einig, dass sie die Geschichte der Vorleserin genossen haben. „Ich lasse mir gerne vorlesen, denn ich sehe schlecht“, gestand eine Besucherin.

Und die Vorleserin Jutta Groll gab unumwunden zu, gerne und so oft wie möglich vorzulesen. „Vielleicht können wir hier in der Awo ja einen festen Vorlesetermin organisieren“, sagte Manfred Hanke. Keine schlechte Idee, geboren an Weihnachten.

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