Menschen am Fluss Wasserschutzpolizist Helmut Zinnen: "Hier ticken die Uhren anders"

Beuel · Die Aufgaben der Wasserschutzpolizei lesen sich ganz schön trocken: Durchführung von Schiffskontrollen, Versorgung und Prävention von Schiffsunfällen, Sicherstellung von Ordnung, Transport und Gewässerschutz. Kurzum ist sie die Verkehrspolizei zu Wasser. "Aber für mich ist das der schönste Arbeitsplatz der Welt", sagt Hauptkommissar Helmut Zinnen. Denn wenn er mit Sonnenbrille seinen Rheinabschnitt von Bad Honnef-Oberwinter bis Köln-Zündorf hoch- und runterschippert, kommt stets Urlaubsfeeling auf.

Dabei hatte Zinnen früher keinerlei Ambitionen fürs Wasser. Als normaler Polizist machte der heute 50-Jährige 1978 seine Ausbildung und patrouillierte fortan im Streifenwagen durch Köln und den Erftkreis. 1994 wechselte er in den gehobenen Dienst und machte eine Hospitation bei der Wasserschutzpolizei. "Ich hatte meinen Traumberuf gefunden."

Von da an musste er eine komplett neue Ausbildung machen. Drei Monate lang ging es für die Grundkenntnisse in die Polizeischule nach Hamburg. Dort arbeiten alle Bundesländer zusammen und bilden ihre Wasserschutzpolizsten aus - außer Thüringen. "Die haben nämlich gar keine Wasserschutzpolizei," sagt Zinnen. Nach drei Jahren machte er sein Rheinpatent, den Führerschein für Rheinschiffer. Von 2003 bis 2005 bildete er dann selbst angehende Wasserschutzpolizisten aus, 2006 kam er nach Beuel.

"Das ist eine andere Welt, hier ticken die Uhren anders." Wenn als Streifenpolizist der Einsatz mit der Alarmierung begann, macht sich Zinnen heute erst einmal eine Tasse Kaffee. Ehe das zwei- bis dreiköpfige Team mit dem Boot am Einsatzort ist, vergehen je nach Strömung und Wellengang schon mal zwei Stunden. Deshalb ist auch der Kontrollabschnitt der Beueler Wache nur rund 40 Kilometer lang.

In der Schifffahrt sei eben alles ein wenig langsamer und ruhiger. "Vermutlich ist das der einzige Polizeijob, den man ohne Probleme bis zur Pension machen kann", sagt Zinnen. In zwei Schichten von 7 bis 14 und 14 bis 22 Uhr arbeiten die Männer auf der Wache, nachts übernehmen die Kollegen aus Köln. Nur bei Rhein in Flammen sind alle gleichzeitig auf dem Wasser, wenn sie die anderen Boote sichern. "Das ist natürlich ein Dienst, den jeder machen möchte."

Der Umgang sei bei weitem nicht so rau, wie man ihn von den Seebären aus Filmen kennt. Auf dem Wasser sei man eine große Familie. Das fängt bei der maritimen Polizeiuniform an und hört mit dem Schnack bei den zwei bis drei Schiffskontrollen pro Schicht auf. "Die meisten Seefahrer sprechen stundenlang niemanden und sind sehr redselig, wenn sie uns treffen", erzählt Zinnen. Auseinandersetzungen gebe es so gut wie nie. Trotzdem sind die Wasserschutzpolizisten genauso ausgerüstet, wie ihre Kollegen an Land. "Wir tragen im Halfter keine Wasserpistolen", sagt er.

Auch wenn Zinnen fast täglich auf dem Rhein unterwegs ist, kann er nicht genug kriegen. In Königswinter wohnt er mit seiner Familie direkt am Rhein. Und hat mittlerweile sogar ein eigenes Boot.

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