Beueler Treff Vorfreude auf Pützchens Markt

Pützchen · Was würde die Heilige Adelheid wohl denken und unternehmen, würde sie in diesem Jahr Pützchens Markt besuchen? Die Frage amüsierte am Donnerstagabend die mehr als hundert Gäste beim Beueler Treff des General-Anzeigers.

Auch die Gesprächspartner auf dem Podium, Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Weihbischof Ansgar Puff, Marktleiter Harald Borchert, LVR-Volkskundlerin Gabriele Dafft, Rudolf Schütze vom Deutschen Schaustellerverband, Schausteller Hubert Markmann und Günter Dederichs, Vorsitzender des Freundeskreises Pützchens Markt, spannen den Faden weiter.

„Adelheid, die vor mehr als 1000 Jahren als Äbtissin in Vilich lebte und wirkte, hat nicht nur gebetet“, erklärte der Weihbischof. „Sie machte sich auch gerne hübsch.“ Sie hätte sich zum Kirmesauftakt am Brünnchen in Pützchen der Tradition gemäß die Augen gewaschen, dann ins Getümmel gestürzt und wahrscheinlich ein Kölsch getrunken. Die Schausteller hätten ihr als Stifterin der Kirmes zum Dank Freikarten geschenkt.

Die wundertätige Adelheid und der Jahrmarkt in seinen heutigen Dimensionen – zwei Welten, die untrennbar miteinander verbunden sind. Schließlich geht die Kirmes ursprünglich auf die Adelheidis-Wallfahrt zurück. Dafft hat die Anziehungskraft von Pützchens Markt als Volkskundlerin untersucht und die Ergebnisse in dem halbstündigen Film „Auszeit in Pützchen – Der Jahrmarkt vor der Haustür“ zusammengefasst.

Die Vorfreude ist spürbar

Für sie sind drei Faktoren ausschlaggebend: „Die Rituale wie Augenwaschen, Fassanstich und Feuerwerk schaffen Vertrautheit in diesem Millionenereignis“, erläuterte sie. Der zweite Faktor seien die persönlichen Erinnerungen, die jedes Jahr wieder aufs Neue geweckt würden. Und der dritte Faktor „ist die Kirmes als Auszeit vom Alltag“.

Spontan erinnerte sich ein älterer Herr aus dem Publikum an die Zeit, als er mit Mutter und Geschwistern „von der Wolfstraße in Bonn jedes Jahr zu Fuß zu Pützchens Markt lief. Wir hatten kein Geld. Nach dem Augenwaschen kaufte Mutter fünf Muskatnüsse. Wir bekamen eine Zuckerwatte.“ Nach ihrem Tod, hätten die Kinder unglaublich viele Muskatnüsse in den Schränken gefunden. Die Vorfreude auf das große Ereignis – „auf unseren Jubiläums-Pützchens Markt“– war bei allen im Saal spürbar.

Als Marktleiter habe er einen „Traumjob“, erklärte Harald Borchert. Obgleich er einräumte, dass die Vorbereitungen für sein Team, für Verwaltung, Polizei und Feuerwehr eine enorme Herausforderung seien. Mehr als 500 Ausstellerplätze auf der 80 000 Quadratmeter großen Festwiese seien zu vergeben – Bewerber gebe es dreimal so viel. „Wenn anderswo über eine rückläufige Entwicklung geklagt wird, für Bonn gilt das nicht“, betonte er.

Freundeskreis hat bald 400 Mitglieder

Rudolf Schütze, Schausteller in der sechsten Generation, stimmte zu, dass Pützchens Markt „ein Spitzenplatz“ sei. „Die Bonner lieben ihr Fest. Bei den Anwohnern in Pützchen finden wir immer eine gute Aufnahme.“ Auch Markmann bestätigte: „Es ist die umsatzstärkste Fünf-Tage-Kirmes in Deutschland.“ Der Bekanntheitsgrad von Pützchens Markt sei ein wichtiger Werbefaktor für die Stadt, hob Oberbürgermeister Ashok Sridharan hervor. „Es ist eben nicht irgendein Volksfest.“

Dem konnte Günter Dederichs nur zustimmen. Er verwies auf die Besonderheit der ungewöhnlich großen ehrenamtlichen Unterstützung. Der Freundeskreis mit bald 400 Mitgliedern organisiere unter anderem den historischen Umzug. „Aber auch die Kirchengemeinden, die Anwohner, die Pützchens Markt quasi im Vorgarten haben, sind unglaublich engagiert. Und alle zusammen sind wir leidenschaftliche Pützchens Markt-Fans.“

Dazu zählen auch Karl Heinz Erdmann und Michael Faber. Sie stellten ihre 295 Seiten starke Jubiläums-Festschrift „Pützchens Markt – 650 Jahre in Bonn am Rhein“ vor.

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