Exkursion über den Bonner Bogen Von der Zementfabrik zum Businesspark

RAMERSDORF · Über die Geschichte des Bonner Bogens informierten sich am Sonntagmorgen 36 Teilnehmer der Exkursion des Bürgerverein Holzlar. Dabei gab Stadtführer Gerhard Kirchlinne den Zuhörern einen Einblick in die Geschichte der Zementfabrik über die jahrelange Brache bis hin zur heutigen Umgestaltung. Kirchlinne bezeichnet die Umgestaltung als die "interessanteste Entwicklung Bonns".

Die Geschichte des Bonner Bogens beginnt Mitte des 19 Jahrhunderts, als Hermann Bleibtreu das Patent für deutschen Portlandzement anmeldet. Den hatte er entwickelt, nachdem ihm ein befreundeter Architekt berichtete, dass der englische Portlandzement von schlechter Qualität und zu teuer sei.

Bleibtreu gründete 1858 die "Bonner Zementfabrik", auf dem heutigen Gelände des "Bonner Bogens". Dieser Standort hatte für ihn zwei Vorteile: Seine Familie baute auf der nahe gelegenen Ennert-Hardt Braunkohle ab, die für den Betrieb der Dampfmaschinen der Fabrik benötigt wurde. Und er konnte den Rohstoff Kalkstein mit dem Schiff direkt an das Firmengelände transportieren lassen.

Das Verhältnis der Oberkasseler und Ramersdorfer Anwohner zur Fabrik war jedoch zwiespältig: Einerseits war sie mit rund 450 Mitarbeitern ein großer Arbeitgeber. Andererseits war die Staub- und Lärmbelästigung laut Aussage von älteren Exkursionsteilnehmern sehr hoch. Sowohl die Zuhörer als auch Stadtführer Kirchlinne staunten nicht schlecht, als sich ein besonderer Teilnehmer zu meldete. Rolf Wortmann lebte 27 Jahre in der ehemaligen Direktorenvilla auf dem Fabrikgelände., da sein Vater der technische Leiter war. Dadurch konnte Wortmann den Vortrag mit exklusiven Details ergänzen.

Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wurde das Zementwerk 1988 geschlossen. Das Areal lag 14 Jahre brach und wurde zwischenzeitlich im Rahmen des Berlin/Bonn-Gesetzes vom Bund gekauft. Im Jahre 2002 setzte sich der Architekt Karl-Heinz Schommer in einem Wettbewerb durch. Von der Fabrik wie Wortmann sie kennt, sind mittlerweile nur noch die "Direktorenvilla", die "Rohmühle" und der Wasserturm übrig.

Mit "Direktorenvilla" und "Rohmühle" begannen 2002 die neuen Baumaßnahmen. Die beiden denkmalgeschützten Gebäude wurden durch Schommer saniert und um gläserne Bürogebäude erweitert. Kirchlinne betonte den "respektvollen Umgang mit der historischen Bausubstanz". Der Hof der "Direktorenvilla" ist mit originalen Steinen aus dem 19. Jahrhundert gepflastert, in der "Rohmühle" sind die ursprünglichen Eichenstützbalken erhalten.

Im Rahmen der Neugestaltung sind außerdem das Kameha Hotel und weitere Bürogebäude entstanden. Dabei wurde auch Wert auf moderne Energielösungen gelegt. 70 Prozent der Energie werden mit Hilfe von Brunnen und Pendelspeichern gewonnen.

Wortmann sieht die Entwicklung jedenfalls mit einem "lachenden und einem weinenden Auge". Es sei schade, dass viele Kindheitserinnerungen weg sind. Allerdings sei das, was der Architekt aus der Brache gemacht habe, hervorragend.

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