Denkmäler in Beuel Vom Umschlagplatz zum Biergarten

Beuel · Ökologisch korrekter als eine Dampflok sind die Heizstrahler allemal: Da, wo heute an schönen Sommertagen Hunderte sonnenhungriger Gäste ihr Kölsch trinken oder sich einen Flammkuchen oder Hamburger schmecken lassen, schnauften noch bis weit in die 60er Jahre Dampfrösser mit ihrer schweren Basalt-Fracht aus dem Westerwald.

 Das "Beueler Bahnhöfchen" ist ein beliebtes Lokal am Rhein.

Das "Beueler Bahnhöfchen" ist ein beliebtes Lokal am Rhein.

Foto: Leif Kubik

"Wer das Bahnhöfchen nur als Beueler Sonnenbalkon und beliebtes Ausflugs- und Feierabendlokal kennt, kann sich kaum vorstellen, wie das Areal nördlich der Kennedybrücke früher einmal ausgesehen hat", erzählt Volkhard Stern.

Der Bonner Hobbyhistoriker kennt die Geschichte der früheren "Bröltaler Eisenbahn" wie kaum ein Zweiter: "Auf einer Streckenlänge von insgesamt 88,2 Kilometern verkehrte die Schmalspurbahn mit ihrer Spurweite von 78,5 Zentimetern", erzählt der gebürtige Bremer, der bei der Telekom arbeitet. "Der letzte Güterzug fuhr am 17. Mai 1967 vom Steinbruch Eudenberg zum Beueler Bahnhöfchen."

Angefangen hatte alles mit einer Pferdebahn zwischen Hennef und Ruppichteroth, die ab 1863 auf Dampfbetrieb umgestellt wurde und Eisenerz aus dem Westerwald zur Troisdorfer Friedrich-Wilhelms-Hütte beförderte. A

b Hennef ging es dann mit der normalspurigen Köln-Gießener Eisenbahn weiter in die Troisdorfer Hütte. Als der Erztransport gegen Ende des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich uninteressanter wurde, setzten die neuen Eigentümer zunehmend auf den profitreichen Basalttransport aus dem nordwestlichen Westerwald: "1891 wurde die Strecke von Hennef nach Beuel eröffnet und es begann die Basaltverladung hier am Rheinufer", erzählt Stern.

"Bis zur Stilllegung der Strecke verkehrten hier auch immer noch Dampfloks", weiß der Experte für die Verkehrsgeschichte der Region: "Obwohl ab 1959 auch Dieselloks fuhren, benutzte man die schweren Dampfrösser vom Typ 53 bis zum Schluss." Heute kann man eines der historischen Fahrzeuge im ehemaligen Lokschuppen in Asbach bewundern, das seit dem Jahr 2000 ein Eisenbahnmuseum beherbergt.

Der Personenverkehr erfolgte zunächst kostenlos mit Wagen, die einfach hinter die Güterzüge gehängt wurden. "Erst am 16. September 1872 wurde ein Fahrpreis eingeführt - der letzte Personenzug der Bröltalbahn fuhr am 1. August 1956 zwischen Hennef und Asbach", so Stern. Der Personenverkehr hatte während des Zweiten Weltkriegs - im Gegensatz zum Güterverkehr - rasant zugenommen.

"Während des Krieges wurden die Gleise zwar beschädigt, aber nicht so stark, dass sie nicht mehr befahrbar gewesen wären", erklärt der Diplom-Verwaltungswirt. Nach dem Krieg hegte man zunächst die Hoffnung, dass sich das Geschäft wieder groß entwickeln würde.

Es gab den "Hamsterverkehr", bei dem Waren vom Land geschmuggelt wurden, und der Anbau, der noch heute das Gebäude zur Rheinaustraße hin abschließt stammt aus jener Zeit. "Da war die örtliche Bahnverwaltung mit Fahrdienstleiter, Fahrkartenverkauf und Expressgutabfertigung drin untergebracht", erzählt Stern bei der Begehung des Geländes.

In den 50er Jahren stellte sich dann aber schnell heraus, dass die Schmalspur viel zu langsam und nicht mehr konkurrenzfähig war; außerdem fuhren die Busse schon seit Langem bis zum damaligen Bonner Bahnhof durch, und so sparte man gegenüber der Fahrt mit der Bahn das Umsteigen.

Fast 20 Jahre stand das Gebäude dann leer, bis man sich Ende der 70er Jahre verstärkt für den Denkmalschutz zu interessieren begann; aus der ehemaligen Bahnhofsgastronomie wurde ein Ausflugslokal. Auf alten Bildern aus den 80er Jahren sieht man dann bereits Bierbänke vor dem Gebäude. Die stehen da noch heute: "An sonnigen Sommertagen ist hier kaum ein Platz zu bekommen", freut sich Wirt Klaus Raabe, der das Gebäude seit 1998 gepachtet hat.

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