Trotz Denkmalschutz Villa Marquart in Beuel zerfällt zusehends

Beuel · Um das einst prächtige Gebäude an der Marquartstraße in Beuel aus seinem tiefen Dornröschenschlaf zu erwecken, ist mehr als der Kuss eines Prinzen nötig. Seit mehreren Jahren verfällt das ehemals hochherrschaftliche Haus.

 Die Villa Marquart: Kletterpflanzen suchen sich ihren Weg entlang der Fassade, die unter Denkmalschutz steht.

Die Villa Marquart: Kletterpflanzen suchen sich ihren Weg entlang der Fassade, die unter Denkmalschutz steht.

Foto: Max Malsch

Von außen ist an einigen Stellen deutlich zu erkennen, wie prunkvoll das Gebäude aus der Gründerzeit, einst Direktorenvilla der Firma Marquart und heute in Besitz des Nachfolgeunternehmens Evonik Technology & Infrastructure GmbH, war.

Dabei müsste das Haus doch eigentlich unter Denkmalschutz stehen und besser in Schuss sein. Steffi Zießnitz vom Presseamt erklärt dazu: „Das Gebäude wurde am 29. Oktober 2001 in die Denkmalliste der Stadt Bonn eingetragen. Aufgrund der massiven Eingriffe in die ursprüngliche Innenausstattung des Hauses in den 1930er Jahren wurde lediglich der äußere Baukörper unter Schutz gestellt.“

Aber auch das Äußere bietet mittlerweile einen trostlosen Anblick. Ein Meisterstück der Handwerkskunst ist beispielsweise der Zaun aus Schmiedeeisen. Kleine Blüten sowie filigran ausgearbeitete Blätter lassen sich immer noch ausmachen. Heute ist das zweiflügelige Gartentor defekt, hängt schief in den Scharnieren und wird nur von einem Vorhängeschloss gehalten.

Auch der Eingangsbereich hat schon bessere Tage erlebt. Ein zierliches Gerüst trägt jetzt einen vermoosten Glasaufsatz. Darunter fanden die Bewohner der Villa sicher einst Schutz vor Wind und Regen. Mittlerweile sind fast alle Scheiben im Untergeschoss eingeworfen worden. Dahinter ist zu sehen, dass Fenster und Eingangstür zugemauert sind. Zur Marquartstraße hin sind alle Rollläden heruntergelassen.

Offenbar ist über Jahre hinweg Wasser in das Mauerwerk eingedrungen, denn an manchen Stellen ist der Putz großflächig abgeplatzt. Gleichwohl ist an der Fassade noch deutlich die Stuckverzierung zu sehen. Die Erbauer hatten Kastanienblätter als Motiv gewählt. Natürlich ist der Sockel der Villa längst mit Graffiti beschmiert.

Einstiges Schmuckstück in Beuel

Gemeinsam mit dem Wegekreuz, das gleich gegenüber dem Grundstück steht, war das repräsentative Gebäude einst sicher ein ganz besonderes Schmuckstück in Beuel. Deutlich zu lesen ist noch die Inschrift des Wegekreuzes: „Errichtet von Wilhelm Bauer und Sofia Molberg, Eheleute zu Combahn, 1845“.

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