100 Jahre DRK in Beuel Über Nacht aus dem Boden gestampft

BEUEL · Im Jahr 1915 trafen in langen Lazarettzügen unzählige Verwundete von der Front auf den Bahnhöfen in Bonn und Beuel ein: Die erste Bewährungsprobe für das erst kurz zuvor aus der Taufe gehobene Rote Kreuz in Beuel.

 Die Marktschule auf Pützchens Markt in den späten sechziger Jahren: Das DRK hat die Sanitätsbetreuung übernommen.

Die Marktschule auf Pützchens Markt in den späten sechziger Jahren: Das DRK hat die Sanitätsbetreuung übernommen.

Foto: Repro: GA

Im Zuge derKriegsvorbereitungen 1914 war die Organisation quasi über Nacht aus dem Bodengestampft worden; aus den sogenannten Sport-, Krieger- und anderen Ortsvereinenwurden die Mitglieder für eine Sanitätskolonne rekrutiert. Etwas nüchternschreibt der damalige Bürgermeister Friedrich Breuer in seinen Erinnerungenunter dem Stichwort „Sanitäts-Kolonne“: „Am13. November 1914 wurde ferner eine Sanitäts-Kolonne gegründet, und wurden dieSatzungen am 21. Januar 1915 von dem Vorsitzenden des Provinzial-Vereins vomRoten Kreuz für die Rheinprovinz zu Coblenz genehmigt.“ – die Geburtsstunde desRoten Kreuzes in Beuel.

DasSankt Josef Hospital war der erste Anlaufpunkt zur Behandlung der schwerstenFälle und den jungen Sanitätern – bis dahin ohne jegliche praktische Erfahrung – fiel die undankbare Aufgabe zu, die oftzwischen Leben und Tod schwebenden Verwundeten auf schnellsten Weg dorthin zubringen. Als Transportmittel dienten die Wagen der Straßenbahn, in die jeweilsvier Tragbahren passten. Erst 1921 wurde dann das Deutsche Rote Kreuz in seinerheutigen Form als Dachorganisation gegründet: Nach den Wirren des erstenWeltkriegs trug man mit der Neuorganisation den veränderten BedingungenRechnung.

DieGoldenen Zwanziger hielten denn auch für die Beueler Sanitätsgruppe deutlichfriedlichere Aufgaben bereit: So verstärkte sich zum Beispiel derAusflugsverkehr nach Königswinter oder in das angrenzende Siebengebirge undvier Sanitäter standen den zahlreichen Ausflüglern in Notfällen zur Seite.

Nachder nationalsozialistischen Machtübernahme wurden alle anderenHilfsorganisationen verboten und das Rote Kreuz war die einzige Organisation, diesich um die Pflege der verwundeten Soldaten und Zivilisten kümmerte. 1937gleichgeschaltet, wurde das Rote Kreuz nach Kriegsende 1945 von den Alliiertenoffiziell als eine nationalsozialistische Nachfolge­organisation verboten. InBeuel gab es so zunächst einen Neuanfang ohne jegliche Satzung: Der damaligeBereitschaftsarzt, Hans Hühnergarth, sprach in einem Rückblick über die„ungeheuren Schwierigkeiten“, unter denen Frauen und Männer rund um die Uhr imEinsatz gewesen seien und Flüchtlinge betreut hätten. Erst Anfang der50er-Jahre wurde dann wieder eine Gesamtorganisation des Deutschen RotenKreuzes gegründet, ab 1952 gab es in Beuel ein Jugendrotkreuz. DessenMitglieder kamen überwiegend aus dem damaligen Beueler Kraftsportverein;Hans-Josef Gassen, der auch heute noch der Bereitschaft angehört, trat dieserGruppe 1953 bei und wurde bald ihr Leiter.

Seitden späten 60er Jahren übernahm man dann Zug um Zug auch diesanitätsdienstliche Betreuung von Pützchens Markt. In den 70er und 80er Jahren widmetendie Beueler Rotkreuzler dann insbesondere der Ausbildung verstärkteAufmerksamkeit: Neben der Erste-Hilfe- wurde nun auch die Sanitätsausbildungund für die meisten Helferinnen und Helfer die Funk-Ausbildung zurSelbstverständlichkeit. Lange Zeit musste die Bereitschaft ohne geeignete Räumeauskommen. Nach vielen Stationen, unter anderem in der Paul-Gerhard-Schule undim Therapiezentrum, hat die „Bereitschaft Bonn rechtsrheinisch“, wie man sichheute offiziell nennt, seit der Jahrtausendwende ihre ständige Bleibe an derPützchens Chaussee gefunden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort