Treibjagd im Beueler Ennertwald Treffsicher trotz trüber Sicht

Beuel · Die Jäger und Treiber bekamen am Dienstag nasskaltes Winterwetter zu spüren, als sie zur Jagd in den Ennertwald ausrückten. Am Ende konnte sich das Jagdergebnis aber sehen lassen.

Morgendlicher Nebel, vier Grad Celsius und leichter Regen: Diese äußeren Bedingungen haben am Dienstag 18 Schützen, 13 Treiber und mehrere Hunde auf dem Ennert-Parkplatz vorgefunden.

„Das ist ein sehr bescheidenes Wetter für eine Ansitzdrückjagd im Siebengebirgswald. Da verschanzt sich das Wild tief im Wald. Deshalb müssen Treiber und Hunde heute eine hervorragende Arbeit leisten, damit das Wild aus seinen Verstecken aufgescheucht wird“, erklärte Bernd Sommerhäuser, Revierleiter im Forstbetriebsbezirk Hardt im Ennert, der bei dieser sogenannten Waldschutzjagd im Staatsforst als Jagdleiter fungierte.

Dass eine Treibjagd auch bei nasskaltem Wetter durchgeführt wird, liegt daran, dass aktuell aus jagdlicher Sicht Handlungsbedarf im heimischen Forst besteht. Vor allem der Schwarzwildbestand hat 2016 deutlich zugenommen. Die Vielzahl an Maisfeldern in der Region und die klimabedingte gute Ernte von Buchen und Eichen haben zu einem sogenannten Mastjahr geführt, in dem sich gerade Wildschweine besonders reichhaltig ernähren und somit stark vermehren konnten.

Da die Einzeljagd eines Jägers vom Ergebnis her nicht genug Wild zur Strecke bringt, wird eine Ansitzdrückjagd einmal pro Jahr im Herbst im Ennert veranstaltet. Ziel ist es unter anderem, durch den Abschuss des Wildes das ökologische Gleichgewicht zwischen Flora und Fauna zu halten. Denn gerade in solchen Mastjahren werfen Bachen, also weibliche Wildschweine, bis zu dreimal im Jahr.

Bei Würfen zwischen fünf und zwölf Frischlingen bedeutet das, dass eine Bache mehr als 30 Jungtiere im Jahr gebären kann. „Diesen Bestand kann man nur durch eine intensive Bejagung nachhaltig dezimieren. Tut man das nicht, nehmen die Wildschäden in der Landwirtschaft und die Verbissschäden im Wald viel zu stark zu“, sagte Förster Sommerhäuser.

Das Regionalforstamt verweist aber auch darauf, dass nach einer erfolgreichen Jagd das Wildfleisch wieder in den Kreislauf der Verbraucher gelangt. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchung durch einen Veterinär wird das Wildfleisch noch vor Weihnachten wieder verkauft. Für die Bürger in der Region Ennert werden vom Forstamt zwei Verkaufstermine angeboten: Samstag, 26. November, von 10 bis 15 Uhr, und beim Beueler Jägertag am 17. Dezember von 10 bis 17 Uhr, jeweils vor dem Forsthaus Hardt in Niederholtorf, Am Waldrand 5.

Damit genug Wildfleisch zu Weihnachten auf den Tisch kommen kann, appellierte Sommerhäuser an seine Jagdgesellschaft, gut zu zielen und verantwortungsvoll mit der Waffe umzugehen. Die Jäger dürften nur dann schießen, wenn das Ziel nicht weiter als 50 Meter entfernt war und die Kugel für den Fall des Nichttreffens im Waldboden einschlagen kann.

In der Jagdsprache nennt man das Kugelfang. Weil diese Regeln unbedingt eingehalten werden müssen, sperren die Mitarbeiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft für die Zeit der Treibjagd keine Wege für Spaziergänger. „Alle Wanderer und Jogger können sich während unserer Treibjagd sorgenfrei im Wald bewegen. Es besteht keine Gefahr“, so der Jagdleiter.

Alle Schützen mussten vor Beginn der Jagd ihren gültigen Jagdschein und einen Schießnachweis vorzeigen. „Das deutsche Jagdrecht schreibt das so vor. Jeder Schütze muss seine Treffsicherheit auf einem Schießstand unter Beweis stellen. Außerdem wird der Jagdschein alle drei Jahre von der zuständigen Behörde überprüft“, betonte Sommerhäuser, der seit fast 30 Jahren Revierleiter im Forstbezirk Hardt ist.

Der Abschuss war ausschließlich freigegeben für junges Schwarz- und Rehwild. Am Ende des Jagdtages zählten Schützen und Treiber die Strecke: drei Rehe und zwölf Sauen. „Waidmannsheil“, beglückwünschte Revierleiter Bernd Sommerhäuser die Schützen zu ihren Treffern. Armin Hübinger, der im Regionalforstamt für den Jagdbetrieb zuständig ist, war mit dem Jagderfolg sehr zufrieden: „Vor allem die Treiber haben bei diesem Schmuddelwetter eine hervorragende Arbeit geleistet und das Wild aus seinen Deckungen herausgejagt. Und auch die Treffsicherheit der Schützen war vorbildlich.“ Bevor sich Jäger und Treiber in den Wald begeben haben, wurden sie von der Jagdleitung intensiv eingewiesen.

„Der Ennert ist ein Naherholungsgebiet für viele Menschen in dieser Region und weist eine hohe Wegedichte auf. Deshalb müssen wir unser Handwerk sehr verantwortungsbewusst und sorgfältig ausüben“, sagte Sommerhäuser. Hinweisschilder an den wichtigsten Wanderwegen machten die Spaziergänger auf die Jagd aufmerksam.

Zum Jagd-Handwerk gehört auch traditionell das Blasen von Jagdsignalen. Mit Parforce- und Fürst-Pless-Hörnern ertönte zu Beginn des Treibens „Aufbruch zur Jagd“. Am Ende wurde das erlegte Wild fachmännisch aufgebrochen und anschließend von einem Metzger abgeholt.

Dann versammelte sich die Jagdgesellschaft zum Schüsseltreiben, dem Mittagessen. Zur Stärkung gab es für alle einen deftigen Bauerntopf. Dann wurden die Schützen ausgezeichnet. Armin Hübinger war der Erfolgreichste unter den Jägern, er erlegte drei Schwarzkittel. Zum Abschluss der Niederwilddrückjagd versammelten sich nochmals die Jagdhornbläser und ließen das Signal „Hahn in Ruh“, Ende der Jagd, erklingen.

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