Katholische Filmkommission Thomas Kroll über Spiritualität, Symbole und Schauspielerei

BEUEL · Durch die "GlaubensFilmWoche" im Seelsorgebereich "An Rhein und Sieg" führt Thomas Kroll, Leiter des Referats "Verkündigung/Missionarische Pastoral" im Erzbistum Hamburg. Er ist Mitglied der katholischen Filmkommission. Mit ihm sprach Anke Vehmeier über Spiritualität, Symbole und Schauspielerei.

Sie sind Experte für Film und Theologie - warum gehört beides zusammen?
Thomas Kroll: Zum einen gebe ich an der Kinokasse den Theologen ja nicht ab und zum anderen werden in Filmen oft existenzielle Themen behandelt. Ich entdecke biblische Motive ebenso auf der Leinwand wie religiöse Symbole. Nehmen wir den Film "All is lost" - er ist wunderbar. Er zeigt einen Überlebenskampf, es geht um Einsamkeit und wie ein Mann all die Rückschläge bewältigt. Das erinnert mich an die Hiobsgeschichte, die von einem Menschen berichtet, der auch alles verliert, was er hat. Sie werden in keiner Rezension den Hiob-Vergleich lesen, das ist die spezielle Sicht des Theologen auf den Film.

Nach welchen Kriterien wurden die Filme der "GlaubensFilmWoche" ausgewählt?
Kroll: Sie haben - nicht immer auf den ersten Blick - alle etwas zu tun mit Glauben und Spiritualität und wurden für die jeweils unterschiedlichen Zielgruppen der Veranstaltungen ausgewählt: Ehrenamtliche, Frauen, Chöre oder Jugendliche. Wobei alle Veranstaltungen offen für alle Interessierten sind.

Was zeichnet einen guten Film für Sie aus?
Kroll: Er muss handwerklich gut gemacht sein, die Dramaturgie muss stimmen, Bilder und Inszenierung müssen zusammenpassen. Ich schätze es, wenn das Kinoformat genutzt wird für große Bilder, weite Landschaften und Orte, an die man selten oder nie hinkommt. Wenn der Inhalt dann noch spannend und vielleicht andächtig gestaltet ist, ist es ein guter Film.

Was ist Ihr Lieblingsfilm und wer ist Ihr Lieblingsschauspieler?
Kroll: "Der Himmel über Berlin" von Wim Wenders ist mein Lieblingsfilm. Es geht um Achtsamkeit im Alltag und um die Frage: Was macht Menschwerdung aus? Warum will ein Engel seine Unsterblichkeit gegen die Sterblichkeit der Menschen tauschen? Das ist ein Weihnachtsfilm ohne Weihnachtsbaum. Harvey Keitel, den man aus "Das Piano", "Smoke" und "Pulp Fiction" kennt, spielt hervorragend, der gefällt mir gut.

Ein Programmpunkt lautet "Jesus auf der Leinwand" - welcher ist ein guter Jesus-Film?
Kroll: Wir zeigen "Mary - This is my blood". Darin geht es um eine Schauspielerin, die die Rolle der Maria Magdalena spielt. Nach den Dreharbeiten sucht sie in Jerusalem spirituelle Impulse. Manchmal schaue ich alte Jesus-Filme. Spannend ist auch das Thema: Es gibt immer einen, der Dich verrät. Ich bin Fan von "Ben Hur". Darin sieht man zwar Jesu Gesicht nie, aber es geht um biblische Motive und Geschichten. Und es darf auch ein bisschen kitschig sein.

Und was halten Sie von "Das Leben des Brian"?
Kroll: Das ist ein klasse Film. Ich bin ein großer Freund des britischen Humors und auch des dänischen, der noch härter ist. Mir gefällt, wie schlechte Bibelfilme verulkt werden, und ich zitiere gerne: "Jeder nur ein Kreuz."

Zur Person

Thomas Kroll, geboren 1958 am Niederrhein, studierte Theologie in Freiburg, Jerusalem, München und Bonn. Er wohnt in Berlin und arbeitet im Erzbistum Hamburg. Er leitete die Ökumenische Jury bei Filmfestspielen in Locarno, Montreal und Berlin.

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