Neues Wohnquartier in Beuel Streit um Gebäudehöhe geht in die letzte Runde

Vilich · Die Bürgerinitiative „Unser Vilich“ appelliert an die Politik: Die Pläne für das inklusive Wohnquartier auf dem Ledenhof-Areal sollen überarbeitet werden.

 Am Dienstag, zwei Tage vor der Ratssitzung, hat Investor Bonava die von der Bezirksvertretung Beuel erbetene Visualisierung vorgelegt. Diese Darstellung soll das Höhenverhältnis zwischen bestehender und geplanter Bebauung an der Stiftsstraße aufzeigen.

Am Dienstag, zwei Tage vor der Ratssitzung, hat Investor Bonava die von der Bezirksvertretung Beuel erbetene Visualisierung vorgelegt. Diese Darstellung soll das Höhenverhältnis zwischen bestehender und geplanter Bebauung an der Stiftsstraße aufzeigen.

Foto: Privat

Die Bürgerinitiative „Unser Vilich“ hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Politik sich noch einmal mit Ausmaß und Umfang des an der Stiftsstraße geplanten inklusiven Wohnquartiers beschäftigt. Das Bauvorhaben, das bis zu 340 Menschen neuen Wohnraum bieten soll, nimmt am Donnerstag, 11. Mai, seine letzte Hürde. Dann nämlich wird sich der Bonner Stadtrat noch einmal mit der Umnutzung des ehemaligen Ledenhof-Geländes von einem Heilpädagogischen Heim in ein modernes Wohnquartier für Menschen mit und ohne Behinderung beschäftigen. Ziel der Stadtverordneten ist es, den Satzungsbeschluss für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu fassen und somit das Bauvorhaben, das im Herbst dieses Jahres starten soll, endgültig abzusegnen.

Vilichs Pfarrer Michael Dörr, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Petra Gläser und Petra Nolden, Vorsitzende des Bürgervereins Vilich, haben in einem Gespräch mit dem General-Anzeiger deutlich gemacht, dass die Initiative weder die Umnutzung noch die Bebauung der Flächen ablehnt. Allerdings – und da sind sich die drei Initiativmitglieder einig – fallen die Dimensionen der Baukörper zu groß aus. „Vor allem die Gebäude entlang der Stiftsstraße sind einfach zu hoch und verdecken den Blick auf den historischen Ortskern samt der Stiftskirche“, sorgt sich Petra Gläser um das Dorfbild Vilichs.

Pfarrer Michael Dörr ist erstaunt, dass der Investor Bonava bei Stadtverwaltung und Politik bislang alle Hürden genommen hat, ohne eine Visualisierung der geplanten Bauten vorzulegen. „Schriftliche Höhenangaben sind für die Menschen vor Ort nicht nachvollziehbar. Seit vielen Wochen bitten wir darum, dass eine maßstäbliche Zeichnung angefertigt und vorgelegt wird, die anzeigt, wie hoch die Neubauten im Verhältnis zu den bereits existierenden Häusern werden. Diesem Wunsch wird nicht nachgekommen“, betonte der Geistliche.

Initiative verweist auf Schutzsatzung

Und was ihn wirklich maßlos ärgert ist der Vorwurf, dass die Bürgerinitiative das Projekt torpediere: „Wir sind sogar schon als Wutbürger bezeichnet worden. Und dabei fordert die Politik die Bürger immer auf, sich an Themen aktiv zu beteiligen.“ Dörr verweist in diesem Zusammenhang auf einen Artikel des General-Anzeigers von 1977, den er im Pfarrarchiv gefunden hat. Darin steht zu lesen, dass die Stadt Bonn eine Satzung zum Schutz von Alt-Vilich beschlossen hat. „In der Satzung heißt es, dass diejenigen, die etwas an den Gebäuden verändern wollen, sich an Maßstab und Gestalt der Umgebung und damit an die Eigenart der erhaltenswerten Gebäude oder an dem Straßen- und Ortsbild orientieren müssen. Von dieser Schutzsatzung will wohl niemand mehr etwas wissen“, so Dörr.

Petra Nolden und ihre beiden Mitstreiter hoffen, dass der Bauherr – wie von der Bezirksvertretung Beuel erbeten – zur Ratssitzung eine Visualisierung vorlegt.„Dann werden wir sehen, wie hoch die Häuser wirklich werden. Und wenn die Häuser samt der Dachaufbauten so hoch werden, wie wir befürchten, und zwar an die 15 Meter hoch, dann wünschen wir uns, dass die Politik den Investor auffordert, die Planung noch einmal zu überarbeiten“, so Nolden. Der Initiative würde es schon ausreichen, wenn der Investor die Häuser an der Stiftsstraße tiefer in den Erdboden bauen würde – also das Gelände abgesenkt wird.

Petra Gläser berichtete von der Idee eines Initiativenmitglieds: „Der Investor soll in Höhe der Dachkante eine Schnur spannen und Luftballons aufhängen. Dann könnte man sich als Betrachter die Häuserhöhe besser vorstellen.“ Gläser, Nolden und Dörr bitten außerdem die Stadtverwaltung, sich Gedanken über die Verkehrsführung zu machen. „Derzeit geht vom Nutzer des Ledenhofgeländes nur sehr wenig Verkehr aus. Das wird sich aber durch die Umnutzung massiv verändern. Hinzu kommt noch, dass im Sommer die Realschule Beuel nach Vilich verlagert wird, was noch mehr Verkehr im Ort auslösen wird. Und dabei sind die Bundesstraße 56 und die Landesstraße 16 als überörtliche Straßen jetzt schon permanent verstopft“, so Dörr.

Ungünstiger Standort des neuen Teichs

Und: Was die Initiative auch nicht nachvollziehen kann, ist der neue Standort des Teichs. Das Gewässer wurde vom Gelände des Heilpädagogischen Heims nach Norden ins Landschaftsschutzgebiet verlegt (der GA berichtete). „Über diesen Standort ist mit keinem Vilicher gesprochen worden. Wäre das im Vorfeld der Entscheidung passiert, hätten viele Bürger die Verwaltung vor dieser Fläche gewarnt. Selbst bei den kleinsten Hochwassern wird diese Senke mit sogenanntem Drängewasser überflutet. Das wird dann auch dem Teich drohen“, sagte Petra Gläser, die von einer Freundin ein entsprechendes Hochwasser-Foto erhalten hat.

Der Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch hat für den Fall, dass der Stadtrat das Bauvorhaben absegnet, angekündigt, ein Normenkontrollverfahren einzuleiten. Eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Stadt hat der Verein bereits bei der Bezirksregierung Köln eingereicht.

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