Gräber aus fränkischer Zeit Stadt bestätigt Fund von Gräberfeld in Beuel

Beuel · Was in Beuel bisher nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, hat die Stadt jetzt bestätigt: Im Bereich der geplanten Wohnbebauung „Am Kommentalweg“ liegt ein großes Gräberfeld aus fränkischer Zeit. Das hat Auswirkungen auf die dortige Bautätigkeit.

 Bonava-Grundstück an der L16, das aufgrund von archäologischen Funden nicht bebaut werden kann.

Bonava-Grundstück an der L16, das aufgrund von archäologischen Funden nicht bebaut werden kann.

Foto: Volker Lannert

In einer entsprechenden Mitteilungsvorlage für den Denkmalschutzausschuss, der an diesem Donnerstag ab 17 Uhr im Stadthaus tagt, gibt die Stadtverwaltung aktuelle Informationen zu einem offenbar bedeutenden Bodendenkmal, das jetzt dafür gesorgt hat, dass es auf der Baustelle vorerst nicht wie geplant weitergeht.

Auf dem Areal zwischen Sankt Augustiner-, Niederkasseler Straße und Am Kommentalweg hat der Bauträger Bonava bereits zwei Projekte mit mehreren hundert Wohneinheiten realisiert. Der dritte Abschnitt unter dem Titel „An den Stadttorgärten“ ist bereits weit fortgeschritten. Für das angrenzende Areal am Kommentalweg Richtung Schwarzrheindorf hat Bonava eine Bauvoranfrage für weitere 120 Wohneinheiten gestellt, die von der Politik bereits positiv beschieden wurde.

Ausdehnung der Ausgrabung ist größer als angenommen

Wie sich jetzt herausstellt, ist die Ausdehnung des fränkischen Gräberfelds im Erdreich der geplanten Bebauung größer als angenommen. „Die Untersuchungen fanden auf Flächen statt, für die es noch keinen Bebauungsplan gibt und auf denen daher auch noch nicht gebaut wird“, bestätigt Kristina Buchmiller vom Presseamt.

Was die Archäologen auf dem Gelände entdeckt haben, ist eine Überraschung. Die Denkmalschützer haben nicht nur einzelne Gräber lokalisiert, sondern sie haben ein großes Feld mit verschiedenen Begräbnisstätten entdeckt.

Aufgrund dieser Ergebnisse schlägt die Verwaltung jetzt vor, dass ein im Bereich nördlich des sogenannten Baufelds 3 geplanter Wendehammer nur provisorisch angelegt werden soll. Um den Fund zu schützen, soll die Fläche lediglich überbaut werde. Das heißt, dass Tiefgaragen und Kellergeschosse nicht realisiert werden können. „Für uns bedeutet das, dass wir unsere ganze Planung erst einmal wieder auf Null zurückdrehen“, bewertet Bonava-Projektleiter Daniel Korschill die Situation. „Wir sind nicht überrascht, dass es dort Gräber gibt. Mit solch einem großen Fund haben wir allerdings nicht gerechnet.“

Investor weiß nicht, wie es weitergeht

Neben der Erschließung sind die Anbindungen an Versorgungs- und Leitungsnetze ebenfalls betroffen. „Im Zuge der weiteren Untersuchung ist zu klären, ob beziehungsweise in welchem Umfang eine Bebauung, Erschließung und Entwässerung oberhalb der Fundhorizonte realisierbar ist“, heißt es in der entsprechenden Verwaltungsmitteilung für die Sitzung des Denkmalschutzausschusses weiter.

Dies könnte allerdings die weitere Entwicklung des komplexen Unternehmens gefährden. Denn wenn über dem Gräberfeld nur eine Grünfläche angelegt und nicht ins Erdreich eingegriffen werden darf, verliert das Projekt an Attraktivität für einen Investor. Schließlich ist die für eine weitere Bebauung zur Verfügung stehende Fläche dann deutlich kleiner. „Wir wissen derzeit nicht, wie es weitergeht“, sagt Korschill im GA-Gespräch. „Die Stadt ist jetzt am Zuge. Wir hoffen, dass wir in den kommenden zwei Wochen entsprechend informiert werden.“

Was den Zeit- und Finanzierungsplan eines privaten Häuslebauers schnell in eine enorme Schieflage bringt, ist auch für einen Projektentwickler nicht einfach wegzustecken. Bisher, so Korschill, habe man bereits eine halbe Million Euro für die Dokumentation und Sicherung des Bodendenkmals ausgegeben.

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