Weiberfastnacht in Beuel So verbrachte Wäscherprinzessin Ann-Kathrin I. den jecken Tag

Beuel · Der Weg zu ihrem Siegeszug beginnt bereits früh am Morgen. Der Radiowecker von Wäscherprinzessin Ann-Kathrin I. (Buhl) schaltet sich um 6 Uhr ein. Über den Sender ist die stimmgewaltige Obermöhn zu hören.

 Mehr geht nicht: Sonne, gute Laune und der Schlüssel fürs Beueler Rathaus: Wäscherprinzessin Ann-Kathrin I. und ihr Gefolge triumphieren. Die ausgetricksten Marktschreier können aber schon wieder lachen.

Mehr geht nicht: Sonne, gute Laune und der Schlüssel fürs Beueler Rathaus: Wäscherprinzessin Ann-Kathrin I. und ihr Gefolge triumphieren. Die ausgetricksten Marktschreier können aber schon wieder lachen.

Foto: Max Malsch

Ina Harders Weckruf gilt allen Beueler Weibern: "Steht auf, verkleidet euch und erobert mit uns das Rathaus." Das ist für Anka - so wird die Wäscherprinzessin von Freunden gerufen - das Signal. Mit legeren Klamotten springt sie ins Auto von Lieblingsfahrer Kalle. Es geht zum Friseur. Während die Haare in Form gebracht werden, gibt es heißen Kaffee und frische Brötchen.

Anka riskiert um 8 Uhr einen Blick nach draußen. Die Regenwolken vom Vorabend haben sich verzogen, der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. Das ist Grund genug, um mit einem Glas Sekt auf den "schönsten Tag in meinem Leben" anzustoßen. Um 9 Uhr trifft die Wäscherprinzessin mit ihren beiden Wäscherinnen Susanne Eyhoff und Luisa Braun auf dem Gelände der Schauspielhalle ein. Freudig werden die jungen Frauen vom Alten Beueler Damenkomitee begrüßt. Mitten unter den jecken Möhnen lacht und schunkelt Ehren-Obermöhn Erna Neubauer. Mit fast 85 Jahren schnappt sie sich Ann-Kathrin, herzt sie und wünscht ihr viel Glück für den Rathaussturm.

[kein Linktext vorhanden]Die Uhr zeigt 9.55 Uhr. Ein letztes Glas Sekt vor dem Start des Weiberfastnachtszugs. "Dein Puls schlägt 111 Mal in der Minute - oder?", ruft ein Cowboy Ihrer Lieblichkeit zu. Irrtum. Anka wirkt ruhig und gelassen, witzelt mit ihren Wäscherinnen und ruft erneut den Sektboy zu sich: "Ein allerletztes Glas bitte."

Beueler Rathaussturm 2014 (Teil 1)
51 Bilder

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Beueler Zug 2014 (Teil 5)
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Pünktlich um 10 Uhr gibt Zugleiter Joachim Mertens das Startzeichen. Fußgruppen, Wagen und Pferde setzen sich in Bewegung und marschieren am Wagen der Wäscherprinzessin vorbei. Alle wünschen Glück, jubeln Anka zu. Ein kleiner Fan schenkt ihr einen Sticker vom 1. FC Köln, dem Lieblingsverein der Prinzessin. Eine Stunde und sieben Minuten später rollt Ankas Prinzessinnenwagen los.

Der Triumphzug beginnt. Tausende Menschen winken, rufen, werfen Handküsse. "Das sind unglaubliche Momente", sagt Anka. Während die Wäscherprinzessin mit beiden Händen Kamelle, Rosen, Taschentücher und Schokolade unters Narrenvolk wirft, haben ihre Helfer Mühe, die Schütten mit Material aufzufüllen. Michael Mertens, Sohn des Zugführers, koordiniert die Wurfmenge und den Nachschub.

[kein Linktext vorhanden]Bereits an der Bahnunterführung ist keinem mehr auf dem Wagen kalt. Die Narren am Straßenrand fordern Anka und ihren Wäscherinnen alles ab. Und wenn sie sich eine kleine Pause gönnen, ertönt der Schlachtruf der Jecken noch lauter: "Kamelle alaaf."

In der Hermannstraße ist der Teufel los, die Wagen kommen kaum durch. Dicht gedrängt stehen die kostümierten Jecken zwischen Pfarrkirche und Krankenhaus. Michael Mertens gibt das Kommando: "Jetzt alles raus aus dem Wagen." Kurze Zeit später biegt die Wäscherprinzessin in die Rathausstraße ein. Tosender Jubel schallt ihr vom Rathausplatz entgegen.

Anka steigt um 12.20 Uhr vom Wagen, geht auf die Bühne. Zuerst begrüßt sie Winnie Lombardo, den Frontmann der Mundartband Schäng, ganz herzlich. Der dicke Kuss hat auch seinen Grund: Winnie hat an Weiberfastnacht Geburtstag. Jeder der beiden schnappt sich jeder ein Mikrofon und singen gemeinsam ihr Lied: "Dat alles bess Du", eine Liebeserklärung an Beuel.

[kein Linktext vorhanden]Um 12.45 Uhr streckt Anka zuerst eine Faust und dann den Rathausschlüssel in die Luft. 5000 Beueler singen: "Mir han en Wäscherprinzessin" - eine der Beueler Karnevalshymnen. "Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Diesen Tag werde ich noch lange genießen. Sonnenschein, fröhliche Menschen am Zugwegrand und hilflose Männer bei der Rathausverteidigung: Was will das Herz einer Wäscherprinzessin mehr?", sagt Ann-Kathrin I. und strahlt.

In der zweiten Reihe freuen sich an diesem nahezu perfekten Weiberfastnachtstag ganz viele liebe Menschen mit ihr - vor allem die Eltern. Trotz aller närrischen Emanzipationsgelüste gibt es an diesem sonnigen Tag von der Wäscherprinzessin Trost für die unterlegene Männerwelt: Bützchen, Bützchen und nochmals Bützchen.

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