Friseurtermin für Schafbock Peppeli So läuft eine Schafschur in Beuel ab

Vilich-Müldorf · Die Schafe sind nicht begeistert, dass sie geschoren werden sollen. Die Prozedur dauert nur wenige Minuten. Schäfer Gerd Feld betreibt das Handwerk seit 40 Jahren.

 Gespannt verfolgen die Kinder die Schur. Die Prozedur dauert nur wenige Minuten.

Gespannt verfolgen die Kinder die Schur. Die Prozedur dauert nur wenige Minuten.

Foto: Max Malsch

Gerd Feld steht der Schweiß im Gesicht. Der 64-jährige, hat den Bock Peppeli gepackt und den 100 Kilo schweren wilden Gesellen zwischen seine Beine geklemmt. Der Vierbeiner sitzt auf seinem wolligen Hinterteil – und das gefällt ihm gar nicht. Er sträubt sich strampelnd. Doch Widerstand ist zwecklos. Bei Peter Kunze alias Bauer Dopfer ist immer nach den Eisheiligen „Friseurtermin“ für die Schafe. „Friseur“ Gerd Feld aus Wachtberg verfügt über 40-jährige Berufserfahrung als Schäfermeister und Scherer.

Im „Drei-Minuten-Takt“ demonstriert der gebürtige Graurheindorfer sein schweißtreibendes Handwerk, das Kraft, Geschick und Fingerspitzengefühl erfordert. Flott führt Feld die surrende Doppelklinge des elektrischen Scherers durch das Wollhaar am Bauch. Vom linken Hinterbein geht es gleichmäßig durch das dichte Wollkleid bis zum Hals, dann in langen Bahnen über den Rücken bis zum Lauf. Dann geht die Klinge bis hinunter zu den Hinterbeinen und zum Schwanz. Mit leichten Kniebewegungen dreht Feld das flauschige Schwergewicht hin und her, um mit der Schere an jede Stelle zu gelangen.

Sanft gleiten drei bis vier Kilo Wolle auf den Boden – bis Peppeli ganz aus dem Pelz gepellt ist und in seiner nackten Schönheit in wilden Bocksprüngen zu seinen ebenfalls blank geschorenen Artgenossen springt. „Jetzt müssen die ja nicht mehr so schwitzen“, meint die neunjährige Maja, die zusammen mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Lisa die Rasur aufgeregt verfolgt hat.

Bauer Dopfner verschenkt die Wolle

Für Gerd Feld ist die Schur auch nach vier Jahrzehnten immer noch ein besonderes Ereignis. „Schafe faszinieren mich seit meiner Kindheit. Mit diesen Tieren verbinde ich unvergessliche Naturerlebnisse“, berichtet Feld, der seine umfassenden Kenntnisse auch im Ruhestand gerne weitergibt. Bei vielen Deutschen Schafscherer-Meisterschaften hat er als Preisrichter nach Kriterien wie Sauberkeit und Schnelligkeit geurteilt. „Wichtig ist, Schnittverletzungen zu vermeiden“, betont Feld. Auch bei der Rasur auf dem Hof von Peter Kunze ist kein Tier verletzt worden.

Bauer Dopfer verschenkt die Wolle an Nachbarn und Bekannte. „Es lohnt sich nicht mehr, die Wolle auf den Wollmarkt nach Kuchenheim zu bringen. Der Preis fürs Kilo ist indiskutabel. Mir ist aber wichtig, dass die Wolle weiter verwertet wird“.

Einer der Beschenkten ist Dervish Dukaj aus dem Kosovo, der die Wolle für seine Mutter abholt. „Meine Mutter verwendet sie für traditionelle Kleider aus der Heimat. Vor allem für Kragen und Knöpfe. Ich bin im Kosovo mit Schafen groß geworden, habe sie sogar selber mit einfachen Scheren geschoren. Mein Vater hatte über 100 Schafe“, erzählt Kunzes Nachbar.

Annastasia Elschner aus Beuel holt die Wolle unter anderem zur Dekorationszwecken ab. „Die Felle machen sich immer gut im Wohnzimmer, zum Beispiel vor dem Fernseher.“

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