Arbeiten in Schwarzrheindorf So geht die Sanierung der Doppelkirche voran

Schwarzrheindorf · Noch ist die Doppelkirche in Schwarzrheindorf in ein Gerüst gehüllt. Das soll sich schon bald ändern. Ein Blick auf den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten und die noch anstehenden Maßnahmen.

Die romanische Doppelkirche ist Manfred Fischer sehr ans Herz gewachsen. Der Projektleiter beim Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) betreut zwar noch andere Sorgenkinder wie den Drachenfels. Aber jetzt, wo der Abschluss der Sanierungsarbeiten nach gut drei Jahren in Sichtweite kommt, wird er wehmütig. In Fischers Dienstzeit wird diese Kirche vermutlich nicht wieder zur Baustelle. Der neue Anstrich hält mindestens 25, das neue Schieferdach sicherlich 80 Jahre, meint er: „Wann hat man in seinem Leben die Gelegenheit, an einem so großartigen, wunderschönen Bauwerk mitzuwirken? Es hat viele Jahrhunderte überstanden und wird noch von werweißwievielen künftigen Generationen bewundert werden.“

Fischer hat die handwerklichen Fähigkeiten der Erbauer schätzen gelernt – „vor allem wenn man sich vorstellt, welches Wissen sie vor tausend Jahren hatten und welche Geräte ihnen zur Verfügung standen“. Da habe man heutzutage das Problem, Firmen zu bekommen, die nach alter Manier arbeiten. Traditionelle Handarbeit war nämlich von den Steinmetzen, Malern, Klempnern, Zimmerleuten und Dachdeckern auch bei der Sanierung gefragt.

Wasserschäden an Kirche

Maler Wilhelm Vahrenkamp ist seit mehr als 30 Jahren im Beruf. Seit fast anderthalb Jahren klettert er montags bis freitags auf das Gerüst rund um die Außenmauern der Doppelkirche. Mit Pinsel und Farbtopf kniet er vor Friesen, Ziselierungen und Kanten, die er mit ruhiger Hand und einer Engelsgeduld nach der Farbenpalette der Romanik und alten Vorlagen bemalt. „Es ist eine ganz andere Arbeit, als Flächen zu schrubben. So nennen wir das Streichen großer Wände.“ Fährt er mit Bekannten an der Doppelkirche vorüber, berichtet er den staunenden Zuhörern mit Stolz: „Die habe ich gestrichen.“

Wasserschäden waren der Grund für die aufwendige Sanierung des Gotteshauses. Das Dach hatte Löcher, von unten drückte Feuchtigkeit in die Grundmauern. Um die Kirche herum wurde eine neue Entwässerung gelegt, mit einem Gefälle, das nach außen in den Kanal zur Dixstraße hin ableitet. „An vielen Baudenkmälern haben wir Probleme mit der Feuchtigkeit. Möglicherweise spielt auch der Klimawandel mit Starkregen und großen Temperaturschwankungen eine Rolle“, meint Fischer.

Luftaustauscher aufgebaut

In der Doppelkirche wurde sicherheitshalber ein Luftaustauscher aufgebaut, der permanent die Feuchtigkeit misst und entsprechend mit Zu- oder Abluft ausgleicht. „Das Frühjahr macht den Gebäuden besonders zu schaffen. Wenn warme Luft auf die eiskalten Wände trifft, kondensiert sie“, erläutert der Projektleiter. „Das kennen viele Hausbesitzer. Je nach Zusammensetzung des Putzes dehnt sich das Material mehr oder weniger stark aus und zieht sich wieder zusammen. Das heißt, die Stelle wird porös.“ Doch Fischer ist zuversichtlich: „90 Prozent des Regens bekommen wir schon über die Dachrinnen abgeleitet. Das bedeutet 90 Prozent weniger Wasser auf der Fassade. Der Rest ist Sache eines guten Anstrichs.“

In der Schlussphase geht es um die letzten Feinheiten – knifflige Kleinigkeiten. Die Klostermauer wurde noch freigelegt und muss wieder verfugt werden. Dem Aufgang zur Oberkirche fehlt der letzte Schliff. Dachrinnen und Bleischürzen müssen mit Bleiwolle verstemmt, also abgedichtet, werden. Eigentlich sollte die Doppelkirche zu Ostern fertig sein. Doch das Wetter spielte nicht mit. Fischer rechnet damit, dass das Gerüst bis Ende April abgebaut ist. Im Mai rücken die Tiefbauer an. Sie gestalten Gehwege und Grünflächen.

"Plätzchen zum Verweilen"

Die gepflasterten Wege sind barrierefrei angelegt und befahrbar. Es fehlen noch Sitzgelegenheiten – „die Plätzchen zum Verweilen“. Der uralte Mammutbaum und die Zeder auf dem Eingangsplatz sollen mit speziellen Baumscheiben gesichert werden. „Im Juli sind wir komplett fertig“, kündigt Fischer an. Durch die ursprünglich nicht einkalkulierte Komplettsanierung des Dachstuhls sind die Gesamtkosten von 800 000 Euro auf 1,1 Millionen Euro gestiegen. „Das war nicht absehbar und führte zu Zeitverzug“, bilanziert er. 850 000 Euro werden für Dach und Fassade gezahlt. 250 000 Euro kostet die Gestaltung der Freiflächen.

Dem Projektleiter ist auch wichtig, dass auf der Baustelle kein Unfall passiert ist. Schließlich kletterten die Arbeiter bis zu 30 Meter hoch auf dem Gerüst. Wenn alle Gewerke abgezogen sind, wird die Doppelkirche auch deren Handschrift tragen. Wie schon die Erbauer vor über tausend Jahren und und unzählige nach ihnen werden viele Handwerker der Nachwelt an versteckter Stelle ein winziges Erkennungszeichen, ein Autogramm, hinterlassen haben.

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