Lisa Fitz im Beueler Brückenforum Sie prägt seit 1985 das politische Kabarett in Deutschland

Beuel · Was uns in Zeiten von Banken- und Staatspleiten, Wut- und Hartz-Vier-Bürgern, Pisastudien und im Alltag fehlt, ist der Mut, sagt Lisa Fitz. Dabei würden Schneid und Zivilcourage gebraucht. Der GA sprach mit der Mut-Macherin, die am Freitag, 12. September, mit Sissi Perlinger und Patrizia Moresco auftritt.

Sagen Sie bloß, Sie treten im Bonner Brückenforum im Dirndl auf?
Lisa Fitz: (lacht) Ja, aber das ist eine Persiflage aufs Dirndl...

... und sehr bunt...
Fitz: Ja, richtig farbenfroh. Es geht darum, dass ich noch mal ironisch aufgreife, wie mein Start in den Beruf war: eher aus Versehen, im Dirndl als Moderatorin der Bayerischen Hitparade. Damals war ich Anfang 20 und hatte unerwartet 70 Prozent Einschaltquote. Mensch, das war damals so einfach. Ich bin rausgekommen und hab "Grüß Gott" gesagt, und die Leute haben mit den Maßkrügen in der Hand gejohlt: "Prost Lisa". Ein paar Besoffene haben gerufen: "Auszieh'n." Und die Quintessenz war: So einfach kann bayerische Unterhaltung sein (lacht).

So ist es aber nicht geblieben. Sie machen aktuell ein Mutmacher-Programm.
Fitz: Mut heißt ja immer, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen. Beim Einen ist es die Angst vor der Maus. Goethe hatte Höhenschwindel. Der ist ganz oft auf den Turm gerannt, um sich das abzugewöhnen. Männer haben vielleicht Angst, mit ihrer Frau offen zu sprechen. Die sitzen lieber alles aus. Ich spreche über Zivilcourage, politischen Mut, den Mut von Politikern, nicht zu lügen. Wenn man ein neues Programm macht, schwitzt man über einem Thema. Ich glaube, ich hätte was zum Thema Mut zu sagen.

Ticken Frauen anders auf der Kabarettbühne?
Fitz: Ja, natürlich, die weibliche Weltsicht auf die Gesellschaft ist immer eine andere als die männliche. Und ich bedaure zutiefst, dass es noch zu wenige gesellschaftspolitische Kabarettistinnen gibt, wenn es auch mein Vorteil ist, dass wenig Konkurrenz da ist. Ich glaube, dass der Mann es nicht verkraftet, wenn die Frau ihm die Welt erklärt. Es reicht ihm schon, wenn das zu Hause so ist (lacht). Es ist aktuell schlimmer als zu Dieter Hildebrandts Zeiten. Der hat damals sogar ganze Scheibenwischer-Sendungen nur mit Frauen besetzt!

Und heute?
Fitz: Es gibt gute Frauen, die das können. Die werden aber von den TV-Redaktionen nicht geholt. Heute kann jeder Comedian im T-Shirt mit Gymnasiasten-Flachwitzen leichter auftreten, als dass man eine Frau nimmt.

Nicht gerade Mut machend...
Fitz: Ich hab in einer Umfrage gelesen, 70 Prozent der Frauen interessieren sich nicht für Politik. Wenn das stimmen würde... So sieht unsere Politik dann auch aus.

Zu Ihrem politischen Kabarett: Sie sind in den Jahren nicht milder geworden, oder?
Fitz: Ach, ich habe natürlich auch Komödiantisches, Comedy und Flachwitze dabei, weil die mir einfach Spaß machen. In meinen Programmen gibt's einen großen Pegelausschlag. Ich habe Songs dabei. Balladen mildern ja bekanntlich. Aber ich habe auch sehr scharfe Stellen drin. Wenn ich also über die Waffendeals unserer Frau Merkel spreche. Die also das frühere Prinzip, nicht in Krisenländer zu liefern, einfach umgedreht hat. Die Moral wird bei der Rüstungspolitik zunehmend zur Nebensache.

Wie sind da die Reaktionen im Publikum?
Fitz: Dann wird's immer etwas still und angespannt. In Merkel-Ländern knistert's dann so ein bissel. Aber das ist ja auch der Sinn von Kabarett. Dass auch scharfe Passagen drin sind. Bei Comedy dagegen muss alle zehn, fünfzehn Sekunden ein Schenkelklopfer kommen. Beim Kabarett leiste ich es mir, dass es ruhig wird. Es muss ja niemand meiner Meinung sein. Die Leute sollen angeregt zum Denken und Diskutieren wieder rausgehen.

Und wie kommen die Männer im Publikum weg?
Fitz: Ich bin keine Männerfeindin. In Zeiten am Anfang, wenn man die Glocke lauter läuten muss, haben sie schon eins draufgekriegt. Vor allem habe ich mich selbst so verpackt, dass sie es annehmen konnten (lacht). Heute wäre es doch antiquiert, immer auf der Männer-Frauen-Schiene rumzuhacken. Und was ich überhaupt nicht gerne mag, ist, wenn Frauen ständig nur selbstironisch sind, sich selbst sabotieren, indem sie etwa nur über Übergewicht, Zellulitis, Diäten und Altersprobleme reden.

Letzte Frage: Sie wollten mal, Berufswunsch, Kasperl werden?
Fitz: Ja, im hohen Alter von fünf Jahren. Weil er gegen das Krokodil und den Polizisten erfolgreich kämpft und die Prinzessin rettet. Alle mögen ihn. Der Kasperl war mein absolutes Vorbild. Warum sollte ich da die Gretel oder die Prinzessin werden wollen?

Zur Person

Lisa Fitz, 63, aufgewachsen bei München, entstammt einer bayerischen Künstlerdynastie. Sie absolvierte eine Schauspielschule und ein Gitarrenstudium, Gesangs- und Ballettunterricht. Bundesweit bekannt wurde sie 1972 als Fernsehmoderatorin der Sendung "Bayerische Hitparade". Danach machte sie Karriere als Satire-Songwriterin ("I bin bläd"), Theater-, Film- und TV-Schauspielerin, Buchautorin sowie Kabarettistin mit Soloprogrammen. Fitz lebt in Bayern und hat einen Sohn, den Kabarettisten Nepomuk Fitz.

Info

Karten für "Weiberpower Pur" mit Lisa Fitz, Sissi Perlinger und Patrizia Moresco am Freitag, 12. September, 20 Uhr, im Brückenforum, Friedrich-Breuer-Straße 17, gibt es ab 34,20 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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