Pfarrerin Sie hat das Talent zu begeistern

BEUEL · Bettina Gummel ist seit 25 Jahren Pfarrerin einer stetig wachsenden Gemeinde. Sie war gerade 28 Jahre alt und eine Frau. Beide Tatsachen waren in den 80er Jahren eine absolute Besonderheit - als Pfarrerin in einer Kirchengemeinde.

 Gilt als engagiert und durchsetzungsstark: Pfarrerin Bettina Gummel hat in ihrer evangelischen Gemeinde in Beuel viel erreicht.

Gilt als engagiert und durchsetzungsstark: Pfarrerin Bettina Gummel hat in ihrer evangelischen Gemeinde in Beuel viel erreicht.

Foto: Barbara Frommann

Alles war neu für Bettina Gummel, als sie vor 25 Jahren ihre Stelle antrat: Die vierte Pfarrstelle für die evangelische Gemeinde Beuel war erst ein paar Jahre zuvor geschaffen worden und das Gemeindezentrum Nommensen-Kirche soeben errichtet. "Ich musste damals meine eigene Rolle finden. Ich war jünger als die meisten Gemeindeglieder und zudem eine Frau", erinnert sich die heute 53-Jährige.

"Wir hatten damals nur wenige Vorbilder, denn es gibt nicht viele Pfarrerinnen in der Rheinischen Kirche, die älter sind als ich", sagt Gummel. So war sich die gebürtige Kölnerin gar nicht so sicher, ob sie überhaupt Pfarrerin werden wollte und hatte quasi als doppelten Boden auch auf Lehramt studiert.

Heute ist die engagierte Pfarrerin und Mutter zweier Kinder aus Beuel-Ost nicht mehr wegzudenken. Sie übernahm die Gemeinde 1987 von dem indonesischen Austauschpfarrer Mangisi Simorangkir. "Das war damals eine sehr attraktive Stelle, es war alles neu, es gab viel zu bewegen", so Gummel. Sie habe sich vorgenommen, die Einstellung ihres Vorgängers zu übernehmen. "Er war ein Pfarrer, der mit Charisma die Menschen dazu brachte, mitzumachen."

Und damit hält sie es nun seit einem Vierteljahrhundert - Leute zu begeistern, in der Gemeinde mitzumachen. Und die Menschen kommen. Die Gemeinde wächst. 1987 bestand sie aus 1700 Gliedern, heute sind es tausend mehr. Gemeinsam mit Ralf Günther teilt sie sich seit 1999 die Pfarrstelle. "Ich schätze ihre besondere Fähigkeit, die Gaben anderer Menschen zum Leuchten zu bringen. Sie ist der Gemeinde treu geblieben trotz aller Angebote, Karriere zu machen", sagt Günther.

Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit widmet Gummel jungen Familien, Kindern und Jugendlichen. So setzte sie einen Jugendleiter an der Nommensen-Kirche ein. Reiner Kreuz ist seit 17 Jahren für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig. "Sie ist ein einfühlsame Seelsorgerin, und gleichzeitig ist sie sehr strukturiert", sagt er. Gummel hat einen starken Willen. So setzte sie gegen viele Widerstände den Bau des "Blauen Hauses" durch, heute Anlaufstätte für viele Gruppen. Sie arbeitet intensiv mit Menschen mit Behinderung. Auch die Stärkung der Ökumene liegt ihr am Herzen.

Nommensen-Kirche: Benannt ist die Kirche nach dem deutschen Missionar Ludwig Ingwer Nommensen. 1861 übernahm er die Missionsarbeit für die Rheinische Mission unter den Bataks auf Nordsumatra. Als er 56 Jahre später starb, gab es auf Nordsumatra 520 Gemeinden mit 200.000 Christen. Aus dieser Kirche kam der erste Pfarrer für Beuel-Ost, Mangisi Simorangkir.

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