Kindergarten St. Joseph in Geislar Schürzen-Anprobe für das nostalgische Fest

Geislar · Der Kindergarten St. Joseph in Geislar feiert sein 100-jähriges Bestehen. Das Fest in der Oberdorfstraße 28 findet am Samstag, 21. Mai, von 14.30 bis 17.30 Uhr statt.

 Erzieherin Christina Henseler (v. l.), Kitaleiterin Katharina Scherer und „Opa“ Peter Langen ziehen den Kindern die Schürzen an.

Erzieherin Christina Henseler (v. l.), Kitaleiterin Katharina Scherer und „Opa“ Peter Langen ziehen den Kindern die Schürzen an.

Foto: frommann

An „die Nönnchen“ erinnert sich Peter Langen noch genau. „Die waren streng und wollten immer mit 'Schwester' angesprochen werden“, so der heute 71-Jährige, der ab 1947 den Kindergarten St. Joseph in Geislar besuchte. „Die Nönnchen“ hatten die Einrichtung, die am Samstag ihr 100-jähriges Bestehen feiert, 1916 als Kriegskindergarten im Erdgeschoss ihres Klosters begründet.

„Wir waren 60 Kinder und es gab nur einen Raum“, erzählt das Ex-Kitakind Langen über das Ende der 1940er Jahre. Für die damaligen Zustände nutzt die heutige Leiterin Katharina Scherer gerne das Wort „Verwahranstalt“. Im oberen Geschoss des Backsteinbaus, den es heute noch gibt, wohnten die Nonnen – Kapelle inklusive. „Nur die Messdiener aus der Schule durften dort hoch“, so Langen.

Wo sich heute ein schöner Außenbereich erstreckt, hätten die Nonnen früher ihr Gärtchen gehabt. „Spielen war weniger angesagt.“ Eher ging es – wie heute Hand in Hand – zu kurzen Spaziergängen vor die Tür. Länger dagegen gestaltete sich ein Kindergartentag, den Langen nie vergessen hat: „Die Nönnchen hatten ein geistig-behindertes Pflegekind, das mich mal bis tief in die Nacht im Keller eingesperrt hat.“ Der Geislarer Institution ist er trotzdem treu geblieben: Sowohl seine zwei Kinder wie auch (bald) fünf Enkel besuchen St. Joseph. Treu ist ein Stichwort, das ebenfalls gut zur aktuellen Kitaleiterin passt. Seit 1987 lenkt „Scherchen“, wie sie alle liebevoll nennen, die Geschicke in Geislar. Für Samstag hat sie fleißig genäht. „Jedes Kind und jeder Erwachsene wird wie in damaligen Zeiten eine Schürze tragen“, sagt Scherer. Macht 46 kleine Exemplare in Rot-Weiß und Blau-Weiß sowie acht blütenweiße für die Erzieherinnen, den Erzieher und die Küchenfee.

Der Festtag, an dem alle sechs Kindergärten des Kirchengemeindeverbandes teilnehmen, beginnt um 14.30 Uhr mit einem Wortgottesdienst zum Thema Arche Noah. Alle Kitas steuern Bastelangebote bei, es gibt Essen und Trinken satt. Daneben warten viele Lieder, Spiele und um 16.30 Uhr ein Vortrag von Heimatforscher Carl Jakob Bachem zur Geschichte des Kindergartens auf die Besucher.

Wenn Leiterin Scherer zurückblickt, fällt ihr auf, dass sich – selbst noch in ihren fast 30 Jahren – das Erzieherbild am meisten gewandelt hat. „Das Kind wird jetzt als gleichberechtigtes Individuum betrachtet und das ist gut“, meint die 57-Jährige. Hinzugekommen zur Arbeit seien viele Vorschriften und viel Dokumentationsarbeit.

Stolz ist sie, sich und den Kindern 2013 bei Aufstockungsarbeiten den Traum einer Turnhalle erfüllt zu haben. Mit 49 hatte sie sich zur Motopädin, also Bewegungstherapeutin, weitergebildet. Wie lange sie noch bleiben will? Darüber schweigt sich die beliebte Geislarerin aus. Aber sie sagt schmunzelnd: „Ich erlebe gerade die zweite Generation hier, das ist ein komisches Gefühl.“

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