Beueler Brotfabrik Schmelztiegel der Kulturen

Bonn · Eine offene Bühne für jeden, der musizieren will, für Syrer, Kurden, Iraner, Marokkaner und all die anderen Menschen, die zuletzt – oft als Flüchtlinge – nach Bonn gekommen sind: Mit dieser Idee im Rücken hat am vergangenen Montag das interkulturelle Musik-Café „Beyond Borders“ in der Kulturkneipe der Brotfabrik seine Premiere gefeiert.

Aref Suleiman (rechts) und sein Bruder Mohamed spielen im Rahmen von "Beyond Borders" kurdische und arabische Musik in der Kulturkneipe der Brotfabrik.

Aref Suleiman (rechts) und sein Bruder Mohamed spielen im Rahmen von "Beyond Borders" kurdische und arabische Musik in der Kulturkneipe der Brotfabrik.

Foto: Thomas Kölsch

Und zwar überaus erfolgreich, wie die vielen Gäste aus aller Welt bewiesen. „Dank der Fusion unseres Bildungswerks Kulturgut mit unserem langjährigen Kooperationspartner InterKultur haben wir viele neue Kontakte erhalten, sodass wir mit diesem Angebot nun auch jene erreichen können, die zuvor davon nichts mitgekriegt hätten“, freute sich Initiator Mogens Kragh. „Es ist natürlich gerade am Anfang schwierig, all die verschiedenen Kulturen unter einen Hut zu bekommen, aber letztlich hoffe ich, dass sich irgendwann eine Jam-Session entwickelt, bei der die Herkunft überhaupt keine Rolle mehr spielt. Wer sich übrigens erst einmal einspielen will, findet bei uns neuerdings auch einen Probenraum mit ein paar Instrumenten, den wir Flüchtlingen kostenlos zur Verfügung stellen.“

Zum Auftakt überließen die Besucher der Kulturkneipe die Bühne allerdings lieber den Profis. Der syrisch-kurdische Bouzouki-Spieler Aref Suleiman hatte die Gunst der Stunde genutzt und mit seinem Bruder Mohamed sowie dem Perkussionisten Radwan Kandschu eine Mischung aus kurdischen und arabischen Stücken gespielt, die dank der herausragenden Virtuosität des Trios für Begeisterung sorgten. „Aref hat 25 Jahre lang als Musiklehrer in Aleppo gearbeitet und viele eigene Lieder komponiert – es war also ein Glücksfall, dass er von 'Beyond Borders' erfahren hat und sich für die Eröffnung anbot“, erklärte Kragh. Zwischendurch trug die marokkanische Dichterin Fatima Bouânani Märchen und Verse aus ihrer Feder vor, die sie zum Teil auch für das deutsche Publikum übersetzte. Diese Mischung aus Musik und Poesie kommt an. „Fatima verwendet so eine schöne Sprache“, lobte etwa Alaa Almhamid, „das gefällt mir ausgesprochen gut. So etwas habe ich schon lange nicht mehr gehört und vermisst, deshalb finde ich es wunderbar, dass hier jetzt dieses Angebot gemacht wird. Auch die Musiker gefallen mir ausgesprochen gut.“

Das eint Neu- und Alt-Bonner. „Ich bin begeistert“, sagte Monika Winkelmann. „Das Trio ist fantastisch, ebenso wie überhaupt die ganze Idee. Ich finde es toll, dass man mit solchen Abenden geflüchteten Menschen die Möglichkeit gibt, ihre Kultur auszuleben und uns, daran teilzuhaben. Ich bin mit Freunden hier und wir alle genießen das Konzert sehr – dabei hätten wir früher nie gedacht, dass wir dazu mal die Gelegenheit haben würden. Das bereichert uns doch alle.“ So sah es auch Sigrid Limprecht, Vorsitzende des Brotfabrik-Trägervereins Traumpalast. „Es ist schön, dass so viele gekommen sind – genau dafür ist unser Haus ja gedacht.“ Nun hoffen die Verantwortlichen, dass dies auch so weitergeht. „Wir peilen zunächst einen monatlichen Rhythmus an und schauen, ob wir später die Frequenz erhöhen“, erklärte Kragh.

Der nächste Termin ist somit am Montag, 13. Februar, 19 Uhr.

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