La Mediterrine in Beuel schließt Schluss mit Eintöpfen, Quiches und Kuchen

Beuel · Als 2003 ein kleines Ladenlokal in der Königswintererstraße 689 frei wurde, hatte Martina Schulz genug von ihrem Bürojob. Sie überzeugte ihren Mann und gemeinsam eröffneten sie ihr Feinkostgeschäft La Mediterrine. Anfangs verkauften sie auch belegte Baguettes, mit der Zeit kamen Eintöpfe, Quiches und Kuchen hinzu.

Mit dem Umzug in die Hausnummer 626 konnten sie das La Mediterrine noch vergrößern. Das letzte Menü gibt es an Heiligabend bis 13 Uhr zum Mitnehmen. Dort, wo Gäste früher bei Eintopf und Schokoladenkuchen saßen, stehen nur noch einige Stühle und leere Regale. Geschirr, Besteck und Kochbücher liegen zum Verkauf auf Tischen. „Das meiste ist schon weg, denn der Hausflohmarkt findet schon seit einer Woche statt“, erklärt Egbert Schulze. „Und der Zulauf hat uns überwältigt.“ Seine Frau Martina steht neben ihm: „Die Möbel gingen als Erstes weg – so löst sich alles in Wohlgefallen auf.“

Fast alles haben Kunden des La Mediterrine erstanden, vieles als Erinnerung an die schöne Zeit hier. Denn das Feinkostgeschäft und Bistro ist in den letzten 13 Jahren eine Institution in Oberkassel geworden. Wehmütig ist das Ehepaar Schulze aber nicht. Sie hätten im positiven Sinne damit abgeschossen. „Das ist wie mit Kindern – wenn sie groß sind, muss man sie ziehen lassen“, sagt die leidenschaftliche Köchin.

Nun haben die beiden Zeit für ihre fünf Enkel, die alle in Oberkassel wohnen, für Theater und Reisen. „Ich möchte unbedingt nach Italien und vor einem blühenden Lavendelfeld stehen. Und sei es nur für einen Tag“, so Martina Schulze. Auch die Angestellte Valérie Pellny sieht mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den Abschied des Ehepaares: „Hier gab es nicht nur ausgezeichnetes Essen, sondern auch eine sehr angenehme Atmosphäre. Das Menschliche stimmte.“

Nachfolger wird das Lokal Savvy Nosh

Als gebürtige Französin weiß sie die Qualität des Essens besonders zu schätzen. „Wenn keine Zeit zum Kochen war, konnte ich meinen Kindern guten Gewissens etwas von hier mitbringen. Das war wie das Original, nur noch besser.“ Die beiden Angestellten des La Mediterrine werden wahrscheinlich von den neuen Besitzern übernommen. „Auf unser Inserat hatten wir viel Resonanz. Doch beim Käufer war uns wichtig, dass er wirklich mit Herz dabei ist“, erklärt Martina Schulz.

Der Nachfolger, das Savvy Nosh, wird im kommenden Frühjahr seine Türen auf der Königswintererstraße 262 eröffnen. Schon jetzt verspricht es „frische, hausgemachte Speisen in höchster Qualität und stilvollem Ambiente.“ Egbert und Martina Schulze sind gespannt auf das neue Lokal. Bei Bedarf wollen sie gerne im Hintergrund beratend zur Seite stehen.

„In all den Jahren haben wir auch viel Lehrgeld bezahlt, um herauszufinden, was die Leute wollen.“ Aber sie seien stolz auf das, was sie hier geschaffen hätten, und dankbar für all die netten Kunden. So könnten sie beruhigt in den Ruhestand gehen. Sie verabschieden sich mit den Worten Oscar Wildes: „Verrücktheiten sind die einzigen Dinge, die man nicht bereut.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort