Besondere Fundsachen Schlammbert ist ihr Liebling

BEUEL · Die Beuelerin Grafikdesignerin Silke Kowalewski fotografiert Schuhe am Rheinufer und veröffentlicht die Fotos im Internet. 2000 fing alles an.

 Faible für Schuhe: Silke Kowalewski fotografiert Schuhe am Rheinufer, gibt ihnen Namen und veröffentlicht sie im Internet. Dazu gehören Schlammbert, Tosca in Hellblau, daneben Urs, der rote Turnschuh Viola, das "alte Ehepaar" Ernie und Bert, der turnschuhartige Antiszenestiefel Jenny und die relativ gut erhaltene Stiefelette Chantal. Foto: Ayla Jacob/Repros: GA

Faible für Schuhe: Silke Kowalewski fotografiert Schuhe am Rheinufer, gibt ihnen Namen und veröffentlicht sie im Internet. Dazu gehören Schlammbert, Tosca in Hellblau, daneben Urs, der rote Turnschuh Viola, das "alte Ehepaar" Ernie und Bert, der turnschuhartige Antiszenestiefel Jenny und die relativ gut erhaltene Stiefelette Chantal. Foto: Ayla Jacob/Repros: GA

Schlammbert ist einer von Silke Kowalewskis Lieblingsschuhen. Obwohl sie den (wie der Name schon sagt) komplett mit Schlamm überzogenen, herrenlosen Männerhalbschuh noch nie in der Hand hatte. "Er ist schon richtig assimiliert, ist als Schuh kaum noch wahrzunehmen", erklärt die 47-Jährige.

Und doch ist Schlammbert nur einer von vielen. Zumindest auf der Seite www.rheinschuh.de, die die Beuelerin mit ihrem Mann Normen ins Leben gerufen hat. Mehr als 3000 Fotos von Handschuhen, Halbschuhen, Schuhteilen und mehr sind dort veröffentlicht - Tendenz steigend. So unterschiedlich wie sie aussehen, haben sie doch eins gemeinsam: Sie wurden alle an Flüssen gefunden. Die meisten aber stammen vom Rheinufer, vom Abschnitt zwischen Kennedy- und Südbrücke.

2000 fing alles an. Wie so oft gingen Silke und Normen Kowalewski am Rhein spazieren. "Damals ist uns zum ersten Mal aufgefallen, wie viele Schuhe am Rheinufer liegen", erzählt die Grafikdesignerin. Von da an hielten sie bei ihren Spaziergängen die Augen offen. Und stellten fest, dass das Phänomen sich stetig fortsetzte. "Wir haben uns gedacht, dass das merkwürdig ist, die Schuhe doch gar nicht ans Ufer gehören."

Also begann sie, die Schuhe zu fotografieren. Genau so, wie sie sind. "Ich möchte ja keinen Haufen moddriger, stinkender Rheinschuhe zu Hause haben", sagt die Beuelerin und lächelt. Seit 2003 lässt sie auch andere an ihrem Hobby teilhaben: Seitdem stellt sie ihre Bilder ins Internet. Stetig kommen also neue dazu. Doch nicht nur die Zahl der Fotos, auch die Fangemeinde wächst. Die Nutzer können übrigens die Schuhe nicht nur bewerten und kommentieren, sie können auch ihre eigenen Schnappschüsse auf der Seite verewigen.

Im Zentrum steht der Bilder eine Frage: Wie kommen die Schuhe ans Rheinufer? Manche stammen vielleicht aus überschwemmten Kellern, fallen vom Schiff oder aus Ruderbooten, werden bei Grillpartys im Sommer vergessen, schätzt Kowalewski. Und trotzdem: Dass Strandlatschen eventuell aus einer Badetasche fallen können, leuchtet ihr noch ein. Wie aber sieht es mit Turnschuhen, Stiefeletten oder Winterstiefeln aus? Theoretisch müsse es eine ganze Reihe Menschen geben, die zum Rhein fahren und dann ohne Schuhe wieder nach Hause kommen, meint die 47-Jährige.

"Man macht sich so seine Gedanken. Woher die meisten kommen, weiß ich natürlich nicht." Aber einen Namen samt Geschichte bekommen sie trotzdem. Kevin zum Beispiel ist ein schwarz-weißer Turnschuh. "Der hat sicher mal einem jungen Mann gehört, der sehr forsch durch die Gegend gelaufen ist."

Oder Jenny, ein "wulstiger, turnschuhartiger Antiszenestiefel". Ernie und Bert hingegen liegen nebeneinander wie ein altes Paar. Und sehen aus, als hätten sie sich nichts mehr zu sagen, sagt Kowalewski. Einmal allerdings war ganz klar, woher der Schuh stammt. Denn sein Besitzer hat ihn in der Nähe von Mainz absichtlich in den Rhein geworfen: als Schuhpost. "Er wollte mal sehen, wie weit die Schuhe kommen", erzählt die 47-Jährige. Ilka ist übrigens auch auf der Seite zu sehen. Genau wie Schlammbert, Jenny, Ernie und Bert.

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