Pin-up-Poster in Oberkassel Schaufenster erregt Gemüter

Oberkassel · Helle Aufregung herrscht in Oberkassel, und ein Thema beherrscht die Gespräche: das Schaufenster im Haus an der Königswinterer Straße 677. Das ist zugepflastert mit Kalenderblättern einer Motorgerätefirma.

 Stehen zu ihrem mit Pin-up-Girls zugeklebtem Schaufenster: Konrad (links) und Ulrich Kleefuss (rechts).

Stehen zu ihrem mit Pin-up-Girls zugeklebtem Schaufenster: Konrad (links) und Ulrich Kleefuss (rechts).

Foto: Specht

Das wäre nicht weiter bemerkenswert, aber auf den Fotos posieren leicht bekleidete Frauen zu Motorsägen und Heckenschneidern, sogenannte Pin-ups. In dem Ladenlokal will im September der Oberkasseler Werkzeugfachhandel Kleefuss sein Außenlager und einen Onlineversand eröffnen.

„Wir fanden es langweilig, das Schaufenster, so lange wir umbauen, mit weißer Tapete zu verhängen und kamen auf die Idee stattdessen Fotos aus dem Kalender der Firma Stihl aufzukleben“, sagen die Geschäftsführer Ulrich (36) und Konrad (34) Kleefuss. „Wir haben die schönsten Frauen ausgesucht und fanden die Aktion für unsere Kunden genau das Richtige.“

Rund 500 Kalender verteile das Unternehmen jedes Jahr an seine Kunden. „Und die sind heiß begehrt“, sagen die Brüder. Dass sich Passanten an den Pin-ups stören könnten, sei ihnen nicht in den Sinn gekommen. „Wir haben uns nichts dabei gedacht und jetzt so eine Welle.“ Anwohner finden die Poster jedoch alles andere als angebracht, halten sie für anstößig und haben Ordnungsamt und Polizei auf den Plan gerufen.

Laut Pressestelle der Stadt haben Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf die Beschwerde von vier Anwohnern hin das Schaufenster fotografiert, um einen möglichen Verstoß gegen den Jugendschutz zu prüfen. Das Ergebnis: „Die Dekoration verstößt nicht gegen Vorschriften“, teilte Markus Schmitz dem GA mit. Auch die Polizei wurde mit dem Hinweis alarmiert: „Die Auslage des ehemaligen Edeka ist voller nackter Frauen.“

Wie Polizeisprecher Robert Scholten bestätigt, rückten Beamte aus, um sich an Ort uind Stelle ein Bild zu machen. Sie hätten weder einen Grund zur Strafverfolgung noch einen Anlass zur Gefahrenabwehr gesehen. „Wir beschäftigen uns mit vielen Problemen und Hilfeersuchen, da gehört das Tapezieren mit Kalenderblättern auch dazu, wenngleich es eine ungewöhnliche Aktion ist.“

Scholten ist Oberkasseler, „hatte aber die Schaufenstergestaltung erst gar nicht wahrgenommen“ und stellt nun fest, „dass darüber derzeit ganz Oberkassel spricht.“ Die Welle, von der Ulrich Kleefuss spricht, kam nach einem WDR-Bericht am Dienstag so richtig ins Rollen. „Aber wir bekommen eine mega-positive Resonanz, weil die Leute verstehen, dass das nichts mit Sexismus zu tun hat. Und wir wollen auch niemandem zu nahe treten. Hätten die Beschwerdeführer mit uns gesprochen, hätten wir das Schaufenster anders gestaltet.“ Wie? „Eine andere Idee war, eine Kettensäge aus lauter Post-its nachzubilden.“

Dass Passanten sich angesichts der Poster fragen, ob dort nun ein Sexshop oder ein Geschäft für Bademoden eröffnet, stört die Kleefuss-Brüder nicht. Sie bleiben dabei: Für ihre Zielgruppe sei das plakative Schaufenster genau die richtige Werbung.

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