Sankt Augustiner Straße 70 Gräber müssen für Linie 66 in Beuel weichen

Beuel · Der Combahnfriedhof und mehrere Häuser an der Sankt Augustiner Straße sollen weichen, damit die Linie 66 mehr Platz bekommt. Die Politik hat nun einen städtebaulichen Entwurf beantragt.

 Die Sankt Augustiner Straße am Combahnfriedhof soll verbreitert werden. Doch dafür ist kein Platz.

Die Sankt Augustiner Straße am Combahnfriedhof soll verbreitert werden. Doch dafür ist kein Platz.

Foto: Benjamin Westhoff

Auf diesen Beschluss haben Bürger und vor allem Nutzer der Stadtbahnlinie 66 lange warten müssen: Am späten Mittwochabend hat die Bezirksvertretung Beuel einstimmig das Stadtplanungsamt beauftragt, einen städtebaulichen Entwurf und eine konkrete Straßenvorentwurfsplanung für die Beseitigung des Fahrbahnengpasses in Höhe des Combahnfriedhofs an der Sankt Augustiner Straße zu erarbeiten.

Wer erwartet hatte, dass nach der teilweise chaotischen Redeschlacht in der Novembersitzung im zweiten Anlauf, den Beschluss zu fassen, erneut gestritten wurde, der hat sich geirrt. ezirksbürgermeister Guido Déus (CDU) fasste kurz zusammen, was seit der Eklat-Sitzung – ein städtischer Mitarbeiter hatte vorsätzlich die Unwahrheit gesagt – geschehen war: „Das Planungsamt hat das nicht stattgefundene Informationsgespräch mit dem Kirchenvorstand von Sankt Josef und Paulus nachgeholt und die Pfarrei über die nicht unerhebliche Reduzierung der Friedhofsfläche von 7,70 Meter über die gesamte Länge der Friedhofsgrenze entlang der Augustiner Straße informiert.“

Das Ergebnis des Gesprächs, an dem Déus teilgenommen hat, lautet nach Auskunft des Politikers so: „Wenn das Projekt nur am Ja der Kirchengemeinde scheitern sollte, wird der Vorstand der Flächenreduzierung zustimmen.“ Will heißen: Gelingt es der Stadt, die fünf Häuser östlich des Friedhofs zu erwerben und somit abreißen zu lassen, wird die Kirche auch ihre Fläche abtreten. Ein Enteignungsverfahren wollen Politik und Verwaltung vermeiden, weil es das gesamte Planverfahren aller Voraussicht unkalkulierbar verlängern würde. „Wir bedauern es, dass die Verwaltung nicht schon längst mit den Ankaufsgesprächen begonnen hat. Das hat die Stadt viel zu lange vor sich hergeschoben. Aber ich will nicht schon wieder in eine bekannte Wunde stechen“, ärgerte sich Déus.

Er bat die Verwaltung, mit der Kirche nach Lösungen zu suchen, wie das Maß von 7,70 Meter reduziert werden kann. Grund: Nach ersten Berechnungen des Kirchenvorstands wären rund 70 Gräber von der Flächenreduzierung betroffen. Déus  erinnerte an den Vorschlag des Verkehrsgutachters, den öffentlichen Fußweg über den Friedhof zu führen. Dadurch soll die abzugebende Fläche um rund 2,50 Meter reduziert werden können. Bei dem jüngsten Gespräch mit der Kirche habe sich herausgestellt, dass die Gemeinde wegen der selbst vorangetriebenen Friedhofsumgestaltung ein neuer Weg auf dem Gelände an der B 56 angelegt werden muss. „Daraus ergibt sich die Möglichkeit, die Flächenabgabe nochmals um einen Meter zu reduzieren. Dann würde der Friedhofsweg über den öffentlichen Fußweg führen“, so der Politiker.

Neue Chefin des Planungsamts bei Sitzung zum Fahrbahnengpass der Linie 66

Ralf Laubenthal (SPD), der für dieses Thema die Sitzungsleitung als erster Stellvertreter von Déus übernommen hatte, fragte abschließend in die Runde, ob noch jemand etwas zu dem Thema sagen wolle. Bis auf eine kurze Verständnisfrage von Verena Zintgraf (Die Grünen) blieben die Finger unten. Auch Bonns neue Planungsamtschefin  Petra Denny meldete sich nicht mehr zu Wort. Déus hatte schon Tage vor der Sitzung Oberbürgermeister Ashok Sridharan gebeten, statt des ansonsten in Beuel für die Verwaltung sprechenden Planungsamtsmitarbeiter die neue Chefin zur Dezembersitzung zu schicken.

Der von der Stadt Bonn beauftragte Verkehrsgutachter sieht für den Engpass folgende Lösung vor: Der Flächenbedarf für einen geordneten Stadtbahnbetrieb, das heißt ein besonderer Bahnkörper mit entsprechender Signalisierung sowie maximale Verbesserungen für Rad- und Fußverkehre, liegt bei einem Gesamtstraßenquerschnitt von 22,60 Meter (heute 14,90 Meter). Die Gehwege sollen jeweils 2,50 Meter, die Radfahrstreifen jeweils 1,85 Meter und die Fahrspuren jeweils 3,25 Meter breit werden. Außerdem soll ein besonderer Bahnkörper mit einer Breite von 7,40 Meter berücksichtigt werden.

Eine weitere Engstelle in Höhe von Kreuzstraße 66 und Sankt Augustiner Straße 74 von nur rund 85 Zentimeter will der Gutachter nicht antasten, sondern in der Planung berücksichtigen. Ein Abriss an dieser Stelle sei wegen der Geringfügigkeit der Fläche nicht zumutbar.

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