Evangelische Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf Pfarrer für Oberkassel gesucht

OBERKASSEL · Dass die zehnjährige Tätigkeit von Jens Anders als Pfarrer in Oberkassel nicht verlängert werden würde, ist seit weit über einem Jahr klar. Seit vier Monaten ist die Pfarrstelle im Bezirk Oberkassel der evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf vakant.

 "Dass die Unruhe um den Weggang von Pfarrer Anders einige abgeschreckt hat, kann gut sein". Presbyteriumsvorsitzende Anne Kathrin Quaas

"Dass die Unruhe um den Weggang von Pfarrer Anders einige abgeschreckt hat, kann gut sein". Presbyteriumsvorsitzende Anne Kathrin Quaas

Foto: Max Malsch

Drei Ausschreibungen brachten jedoch keinen Nachfolger. Für die inzwischen vierte Ausschreibung endet heute die Bewerbungsfrist. Mit einem neuen Oberkasseler Pfarrer rechnet die Dollendorfer Pfarrerin und Vorsitzende des Presbyteriums, Anne Kathrin Quaas, erst frühestens im Mai.

Neun Bewerber haben bis gestern ihr Interesse angemeldet. Quaas glaubt noch an einige mehr bis zum heutigen Ablauf der Frist, zumal die Bewerbungen zunächst beim Superintendent auflaufen und dann an die Gemeinde weitergeleitet werden. "Die Resonanz ist viel größer als bei der Ausschreibung im August." Damals hatten sich fünf Bewerber gemeldet, zwei davon hatten sich jeweils mit einer Probepredigt der Gemeinde vorgestellt. Doch eine Kandidatin zog zurück, dem anderen wurde das ebenfalls nahegelegt, weil das Presbyterium befürchtete, er werde sich im Wahlgottesdienst nicht durchsetzen.

Das Auswahlverfahren ist aufwendig und sieht neben einem Bewerbungsgespräch auch eine Probepredigt und einen Konfirmandenunterricht vor, zu denen die Gemeinde eingeladen ist, teilzunehmen und auch Fragen an den Bewerber zu stellen. Danach wird der neue Pfarrer in einem Wahlgottesdienst durch das Presbyterium gewählt. "Weil die Bewerbung zum Großteil aktuell noch auf Stellen sitzen, müssen natürlich auch Fristen abgewartet werden", so Quaas.

Wie berichtet, hatte der vom Presbyterium angeordnete Abschied von Pfarrer Jens Anders für Unmut in der Gemeinde gesorgt. Auch die Entscheidung des Presbyteriums und des Superintendenten, die Trennung von Anders zunächst nicht öffentlich werden zu lassen, sorgte im Herbst 2013 für Diskussionen. Auch bei der Gemeindeversammlung der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf am vergangenen Sonntag gab es kritische Nachfragen zum Thema.

"Die Gemeinde hat eine schwierige Phase hinter sich. Dass die Unruhe um den Weggang von Pfarrer Anders einige abgeschreckt hat, sich zu bewerben, kann gut sein", sagte Quaas. Das sei aber sicherlich nicht der einzige Grund, der es bislang schwer gemacht habe, einen Nachfolger zu finden. "Der Nachwuchs ist generell ein großes Problem, das zeigt sich auch an anderen Stelle." Zumal es durch den Beamtenstatus der Pfarrer nicht leicht sei, das Bundesland zu wechsel, und - anders als bei der katholischen Kirche - die Rekrutierung in anderen Teile der Welt nicht möglich ist.

Die nun schon mehr als vier Monate andauernde Vakanz habe man gut aufgefangen, findet Quaas. Die Stelle der Dollendorfer Pfarrerin wurde von 75 auf 100 Prozent aufgestockt, damit sie auch Aufgaben in Oberkassel übernehmen kann. Außerdem habe die neue Jugendleiterin Corinna Mey eine Zusatzqualifikation als Prädikantin, also Hilfspredigerin, so dass sie die Pfarrerin bei Gottesdiensten, Konfirmandenunterricht, Schul- und Minigottesdiensten für Kleinkinder unterstützen könne. "Aber natürlich wünscht sich eine Gemeinde einen eigenen Pfarrer, das ist gerade für den sehr empfindlichen Bereich der Seelsorge wichtig."

Auf den neuen Pfarrer oder die neue Pfarrerin müssen die rund 3800 Mitglieder der Kirchengemeinde, von denen etwa die Hälfte auf Bonner Stadtgebiet, die andere Hälfte im Königswinterer Bezirk Dollendorf lebt, wohl noch eine Weile warten.

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