Zu viel Verkehr auf den Brücken Pendler bevorzugen Rheinnixe zwischen Bonn und Beuel

BEUEL/KÖLN · Für die Fahrgäste von Angelika Schmitz' Rheinnixe gibt es klare Gründe, die Fähre zu nehmen, anstatt über die Brücken zu fahren. Ein Vorzeigemodell für das Bonner Wassertaxi ist die Rheinnixe aber nicht.

Wie von Zauberhand gehalten, „klebt“ die Rheinnixe an ihrem Anleger am Beueler Rheinufer. Wer schon einmal in Venedig war, wo die Vaporetti genannten Linienboote unterwegs sind wie hierzulande Stadtbusse, der kennt ein anderes Anlegeprozedere: Eine Hilfskraft schlingt einen Tampen um die Pöller der Anleger, viel Übung und eine gute Koordination zwischen dem Matrosen und dem Schiffsführer sind dort unabdingbar für einen reibungslosen Ablauf.

Dass die Schiffsführer der Rheinnixe ohne solche Hilfskräfte auskommen und die Anlegemanöver dennoch etwas entspannter ablaufen ist nicht nur dem geringeren Passagieraufkommen geschuldet, sondern auch einer besonderen Technik: Ein starker Elektromagnet sorgt auf der einzigen Personenfähre der Stadt dafür, dass das Boot sanft anlegen kann und beim Ein- und Aussteigen keine Lücke zwischen Schiff und Anleger klafft.

Wer das einmal beobachtet hat, der kann schon auf die Idee kommen, das die Rheinnixe so etwas wie eine Blaupause für ein Bonner Wassertaxi wäre: „Das ist leider nicht sehr realistisch“, bremst allerdings Angelika Schmitz solche Überlegungen: Die 44-Jährige hat vor zweieinhalb Jahren die Bonner Fähr- und Fahrgastschifffahrt von ihren Eltern übernommen und die Rheinnixe ist neben dem bekannten Moby Dick das zweite Standbein des Unternehmens.

„Ein Boot wie die Rheinnixe wäre viel zu langsam für den ÖPNV; vor allem zu Berg, also gegen den Strom. Und bei höherem Wasserstand wäre der Geschwindigkeitsverlust noch extremer.“

Lieber Fähre als Rheinbrücke

Von der Sache her findet sie aber ein Wassertaxi auf dem Rhein durchaus eine gute Idee; wirtschaftlich sei das aber sicherlich schwierig: „Wie ein Wassertaxi in Bonn ohne Unterstützung durch die öffentliche Hand funktionieren soll, erschließt sich mir nicht.“ Da seien zum einen sehr hohe Kosten für die Boote: „Eines würde wohl kaum ausreichen, wenn die Taktung sinnvollerweise bei ungefähr 20 Minuten liegen soll. Dazu kommen die Kosten für Infrastruktur und vor allem für qualifiziertes Personal“, sagt sie.

Die fehlende Anbindung an den möglichen Anlegern sei eine weitere Herausforderung. Dennoch gefällt ihr die Idee: „Wenn die Stadt ein Wassertaxi möchte, wäre ich offen für ein gemeinsames Brainstorming. Die Rheinnixe hat sich aber als einzigartige Personenverbindung zwischen dem Beueler und dem Bonner Ufer in Jahrzehnten gut etabliert und darüber sind wir auch sehr froh“, erklärt sie.

Zumindest auf der aktuellen Strecke ist die Fähre auch bestens angenommen: Viele Pendler bevorzugen die Fähre um von Beuel nach Bonn zu kommen. Pendler wie Anna-Lena Popkes: „Auf den Brücken herrscht oft viel Verkehr und ich muss auch noch deutlich weiter fahren, um zum Beispiel von zu Hause zur Uni zu fahren“, erläutert die junge Frau, nach dem sie ihr Fahrrad an der Kasse vorbei auf die eigens eingerichtete Parkfläche geschoben hat.

Auch an den Sonn- und Feiertagen nutzen viele die einfache Möglichkeit ans jeweils andere Ufer zu gelangen. 1,20 Euro kostet die einfache Fahrt für Erwachsene, 2,20 Euro das Rückfahrticket. Die Überfahrt dauert – je nach Verkehr – um die sechs Minuten. „Noch sind wir dabei, einiges zu erneuern, weshalb das Schiff wohl manches Mal wie eine kleine fahrende Baustelle wirkt“, entschuldigt sich Schmitz bei ihren Fahrgästen. Die Renovierung gehe leider nur recht langsam voran, da die Nixe jeden Tag im Einsatz sei.

Menschen wie Popkes seien die klassische Klientel der Nixe, denkt auch Max Dornau. Er sorgt als Geschäftsführer für den reibungslosen Ablauf des Tagesgeschäfts, während die Chefin sich in Köln gleich noch um ein weiteres Schifffahrtsunternehmen kümmert: Bereits vor 25 Jahren hat sie dort nämlich mit ihrem Bruder ein weiteres unternehmerisches Standbein aufgebaut: „Mit meinem Bruder Dieter, der Schiffsbauingenieur ist, habe ich die Kölntourist Personenschifffahrt am Dom gegründet“, erzählt sie.

Für zwei der drei Schiffe des Unternehmens zeichnet die Unternehmerin inzwischen allein verantwortlich, denn ihr Bruder lebt heute in Frankreich. Ihr Mann Mario kümmert sich vornehmlich um das dritte, die „Rheincargo“, mit der er Hafenrundfahrten in Köln anbietet. Die Nachfolge scheint auch schon gesichert: Der 19-jährige Sohn Michael durchläuft gerade sein drittes Ausbildungsjahr als Binnenschiffer – er wäre die vierte Generation des Familienbetriebs.

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