"Großeltern auf Zeit" Opas sind besonders gefragt

Beuel · Wolfgang Herzkis Motivation, "temporärer Opa" zu werden, ist nicht zuletzt die freie Zeit: "Davon habe ich sehr viel. Die möchte ich sinnvoll nutzen." "Großväter" seien besonders gefragt, weiß Eva Maria Vogler von der Freiwilligenagentur.

 Sinnvoll helfen: Eva-Maria Vogler (3.v.r.) erläutert den Besuchern das Projekt "Großeltern auf Zeit".

Sinnvoll helfen: Eva-Maria Vogler (3.v.r.) erläutert den Besuchern das Projekt "Großeltern auf Zeit".

Foto: Max Malsch

Am Donnerstagnachmittag stellte sie im Beueler Rathaus das Projekt "Großeltern auf Zeit" vor.

"Familien sind heutzutage sehr verstreut, Eltern müssen, gerade wegen beruflicher Anforderungen, mobil sein", so Vogler. Das könne dazu führen, dass verwandtschaftliche Bezüge vor Ort fehlen. "Das Modell Großfamilie mit mehreren Generationen unter einem Dach, die sich gegenseitig unterstützen und füreinander da sind, gibt es kaum noch." Die Folge: "Viele Kinder wachsen ohne Großeltern auf, Eltern fühlen sich alleine, und der Austausch zwischen Alt und Jung, sowie die Chance voneinander zu lernen, fällt weg."

Im Rahmen des Projekts sollen freiwillige Rentner mit interessierten Familien zusammengebracht werden. "Die Verbindung soll dabei jederzeit auf Augenhöhe bleiben", betont Vogler. "Sie haben für Ihr 'Enkelkind' weder einen Erziehungsauftrag noch sind Sie ein Ersatz für einen professionellen Babysitter oder Nachhilfelehrer." Der Kontakt solle ungezwungen bleiben.

Auf Grundlage von Fragebögen würden passende Familien für die 'Großeltern' ausgesucht, zentrale Rollen spielen der Wohnort oder das Alter des Kindes (drei bis sechs, sechs bis zehn Jahre). "Vor der Vermittlung gibt es einen Vorbereitungsnachmittag, bei dem unter anderem auch darauf hingewiesen wird, dass sich Erziehungsstile und Familienstrukturen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben. Das ist für viele oft sehr interessant und erhellend und kann möglichen Missverständnissen vorbeugen."

Das darauffolgende Kennenlernen laufe dann gewöhnungsgemäß ganz unterschiedlich ab. "Ich weiß beispielsweise von einer Teilnehmerin, die von ihrer 'Enkeltochter' gleich ins Kinderzimmer gezogen wurde und erstmal zwei Stunden mit ihr spielte - andere Eltern möchten sich vielleicht vor der ersten Begegnung mit dem Kind außerhalb des Hauses mit der potenziellen 'Oma' treffen und sich langsam beschnuppern."

Wenn die Chemie nicht stimmt, sei das kein Beinbruch. "Seien Sie offen, wenn es nicht funktioniert. Wir starten dann einen neuen Versuch." Ein dritter Nachmittag werde zwei Monate später zum Erfahrungsaustausch genutzt. "Die 'Großeltern' kommen nochmal zusammen und haben die Gelegenheit, sich gegenseitig von ihren Erlebnissen zu berichten."

Edith Schlesinger hat noch keine Enkel, ist aber "wahnsinnig gerne mit Kindern zusammen und engagiert sich bereits als "Lese-Omi" in einer Kindertagesstätte. "Ich denke, das ist das Richtige für mich", sagt sie.

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