Zusammenschluss mit Bonn Oberkasseler waren gegen Gebietsreform

Oberkassel · Die Oberkasseler waren vor 50 Jahren mehrheitlich gegen einen Zusammenschluss mit Bonn. Eine Verfassungsbeschwerde blieb jedoch erfolglos.

„Oberkassel schloß sich der Beueler Klage an“, hieß es auf der Titelseite der Oberkasseler Zeitung vom 26. Juli 1969. Einstimmig beschloss damals der Oberkasseler Gemeinderat, sich der von der Stadt Beuel gegen das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn erhobenen Verfassungsbeschwerde anzuschließen. Bürgermeister Herbert Schonauer sowie die Ratsmitglieder Willi Kurth, Dr. Eckstein und Dr. Schweichel forderten zu handeln, ehe es zu spät sei. Doch ohne Erfolg.

Dabei hatten die Politiker schon Jahre zuvor erkannt, dass kleinere kommunale Einheiten zusammengefasst werden sollten, um eine höhere Effizienz der Verwaltung zu erreichen. So liebäugelte der Oberkasseler Gemeinderat mit einem Zusammenschluss der Gemeinden des Amtes Oberkassel mit Stieldorf, Thomasberg und Königswinter zu einer „Siebengebirgsstadt“. Da jedoch das reiche Königswinter lieber mit Bad Honnef und Bad Godesberg zu einer eigenen „Nobelstadt“ zusammengehen wollte, nahm Bürgermeister Schonauer (Oberkassel) Verhandlungen mit seinem Amtskollegen Steger (Beuel) auf. Die Zustimmung hierzu erhielt Schonauer in einer Gemeinderatssitzung im Juni 1967.

Am 18. September 1967 soll um 19.52 Uhr im Hotel „Zur Post“ der Gebietsänderungsvertrag mit der Stadt Beuel einstimmig angenommen worden sein (Oberkasseler Zeitung vom 30. September 1967). „Hierbei geht die Gemeinde Oberkassel davon aus, dass die Stadt Beuel selbstständig bleibt“, schreibt die Zeitung. Am 6. Oktober sind dann die Gebietsänderungsverträge der Gemeinden Stieldorf, die sich dem Verfahren angeschlossen hatte, und Oberkassel mit der Stadt Beuel im Beueler Rathaus unterzeichnet worden. Zusammen, so lautete die Absicht, wolle man sich dem Siegkreis anschließen.

Durcheinander in Tagen vor der Eingemeindung

Bis dann der Sommer 69 kam mit der Antwort auf die Klage. „Das Gesetz zur kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn vom 10. Juni 1969 ist, soweit es den Landkreis Bonn (entsprechend für die anderen acht Kläger Stadt Beuel, Bad Godesberg und so weiter) betrifft, mit Artikel 78 der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen vereinbar. Die Entscheidung hat Gesetzeskraft!“, war im Bonner Stadtanzeiger zu lesen. „Doch die Oberkasseler Bürger“, so erinnert sich Karlheinz Schonauer, Sohn des letzten Gemeindebürgermeisters, „waren tendenziell eher gegen Bonn.“

Welches Durcheinander in jenen Tagen in den von der Eingemeindung betroffenen Gemeinden geherrscht haben muss, war dem Titelblatt der Oberkasseler Zeitung vom 5. Juli 1969 zu entnehmen. Da hieß es bei den „Notizen aus der letzten Oberdollendorfer Ratssitzung“ Abschied nehmen von alten Strukturen, um auf der gleichen Seite „Nun bleibt alles doch beim alten! [...] Die Möbelwagen wurden wieder abbestellt, bereits verschickte Akten sind wieder zurückgekehrt“ zu schreiben und die Frage in den Raum zu stellen, ob bereits genossene Abschiedsessen wieder zurückzugeben seien.

Bevor der Eingemeindungshickhack beendet wurde, sprach man nicht von Sankt Augustin, sondern vom Amt Menden, Troisdorf war noch weit von seinen heutigen 70.000 Einwohnern entfernt und zum Amt Oberkassel gehörten Oberdollendorf, Niederdollendorf, Heisterbacherrott und Vinxel.

Genau diese alten Verbindungen sind bis heute noch zu spüren, 50 Jahre nach der Eingemeindung von Oberkassel in den Stadtbezirk Beuel der Großstadt Bonn. Man könnte auch sagen, dass Oberkassel aus gewachsenen Strukturen herausgerissen wurde. Man schaue sich nur Karnevalsveranstaltungen in Oberkassel an, wie viele Gruppen aus den heutigen Gemeinden Königswinter oder Oberpleis auftreten. Karnevalistisch ist Oberkassel heute noch dem Rhein-Sieg-Kreis zugeordnet. Auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Oberkassel, die ganz klar zur Bonner Berufsfeuerwehr gehört, ist die Verbundenheit mit Oberpleis nicht zu übersehen. Ein besonderer Teil des Stadtbezirks Beuel ist Oberkassel bis heute geblieben. Ein zu recht stolzer Ort.

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