Gespräch am Wochenende mit Ehrenbrudermeister Peter Weber „Nur wir wagen uns in die Sommerferien“

Ganz Pützchen steht an diesem Wochenende Kopf. Beim Schützenfest der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Pützchen von 1928 wird bis Montag gefeiert, gelacht und getanzt. Mit dem Ehrenbrudermeister Peter Weber sprach Anke Vehmeier über Musik, Mut und Miteinander.

 Zeitzeuge: Seit 1965 ist Peter Weber Mitglied der Sebastianus-Schützen Pützchen.

Zeitzeuge: Seit 1965 ist Peter Weber Mitglied der Sebastianus-Schützen Pützchen.

Foto: Max Malsch

Das Schützenfest in Pützchen ist…

Peter Weber: …für mich das Höhepunkt im Schützenjahr. Da wird das ganze Jahr drauf hingearbeitet. Als Ehrenbrudermeister habe ich einen absolut schönen Job. Ich darf überall dabei sein, muss aber nicht mehr wie der 1. Brudermeister bei den Entscheidungen den Kopf hinhalten.

Wir kamen Sie zu den Schützen und was haben Sie gemacht?

Weber: Ich wurde 1965 mit 14 Jahren in die Schützenbruderschaft aufgenommen. Wir hatten eine super Gruppe, von denen einige auch heute noch dabei sind. 1967 wurde zum ersten Mal ein großes Zelt auf den Marktwiesen aufgestellt und wir als Jungschützen haben den Beatnachmittag am Sonntag organisiert. Das Zelt war an allen Tagen gut besucht, und auch der Beatnachmittag fand großen Anklang. Wir hatten immer den Ehrgeiz, die besten Bands der Umgebung zu engagieren. Qualität und Niveau standen stets im Vordergrund. Das gilt auch für unsere heutige Jungschützenabteilung, die mit ihren Aktionen und Veranstaltungen einen tollen Beitrag zum Schützenjahr leistet.

Welche Bedeutung haben Schützenfeste in der globalisierten und digitalisierten Welt?

Weber: Sie haben nicht mehr die gesellschaftliche Bedeutung wie früher. Damals hatten die Menschen weniger Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Die Unterhaltung fand im Ort statt, in den Vereinen und im Zusammenleben mit den Nachbarn und natürlich beim Schützenfest. So kam es auch, dass wir kein Zelt mehr aufstellen, das Verhältnis Miete und Anzahl der Besucher passte irgendwann nicht mehr.

Welche Bedeutung hat das Schützenfest für Pützchen?

Weber: Das Fest ist immer noch sehr beliebt und der Termin ist traditionsbehaftet. Kein anderer Verein hat den Mut, sein Fest in die Sommerferien zu legen. Aber in Pützchen ist vieles anders, wir sind wie das gallische Dorf bei Asterix und Obelix – immer leicht gegen den Strom. In der heutigen Zeit mit ihren großen Veränderungen wird Heimat immer wichtiger. Die Schützen sind ein Stück Heimat. Wir stehen für die Werte Glaube, Sitte, Heimat ein. Und wir sind froh, dass wir das Pfarrzentrum als zentralen Punkt des Ortes haben. Es ist schön, wenn Alt und Jung zusammen feiern und ein Gemeinschaftsgefühl erleben.

Was ist das Besondere an Ihrer Schützenbruderschaft?

Weber: Dass wir immer noch eine reine Bruderschaft sind. Wir lieben unsere Frauen und unterstützen uns gegenseitig bei den verschiedenen Veranstaltungen. Die Frauen sind ja sehr aktiv im Karneval. Es ist nicht so, dass ich es nicht gut finde, wenn sich andere Schützenvereine für Frauen öffnen. Es wird immer schwieriger, Leute zu begeistern – gerade auch in größeren Städten. Aber bei uns im Ort gibt es die Notwendigkeit für solche Überlegungen zumindest derzeit noch nicht.

Welches war für Sie das denkwürdigste Schützenfest in Pützchen?

Weber: Herausragend war sicherlich das zur 75-Jahr-Feier mit einem Benefizkonzert. Das war ein tolles Jahr mit einem sehr engagierten Festausschuss. Alles ist hervorragend abgelaufen. Natürlich hat man immer ein sehr persönliches Empfinden. Als Musiker sind mir natürlich die Auftritte von Andy Borg, Bernd Stelter und die Udo-Jürgens-Show von Andy Rühl besonders in Erinnerung. Auch hier schließt sich der Kreis. Qualität und Niveau, darauf kommt es an.

Welches Ereignis war besonders?

Weber: Wir haben in diesem Jahr den Vogel gleich zweimal abgeschossen. Es ist Tradition, dass erst alle Schützenbrüder auf den Vogel schießen und danach die Kandidaten für den Schützenkönig in den richtigen Wettbewerb einsteigen. In diesem Jahr hat aber bereits in der ersten Runde ein Schütze den Vogel abgeschossen. Der ist ganz kreidebleich geworden. Wir waren dann aber gnädig und haben einen zweiten Vogel aufgestellt, den dann unser jetziger Schützenkönig Franz Krahe abgeschossen hat.

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