Kirche St. Adelheid in Beuel Nur das Turmkreuz blieb erhalten

Beuel · Vor 75 Jahren wurde die Kirche St. Adelheid in Pützchen durch Brandbomben total zerstört. Mit einem Friedensgebet wird heute, Mittwoch, an die Ereignisse erinnert.

Nur kurz heulten die Sirenen auf und ließen die Bewohner Pützchens mitten in der Nacht hochschrecken. Minuten später ging das Inferno los: Brandbomben fielen heulend auf den Ort. Neben einer großen Feuerglocke war auch eine riesige Rauchsäule kilometerweit zu erkennen. „Mit ohnmächtiger Wut mussten wir zusehen, wie unsere Kirche bis auf die Grundmauer niederbrannte“, berichtete eine damalige Augenzeugin von dem Ereignis in der Nacht auf den 5. April 1942, also genau vor 75 Jahren. Dabei hatte sich die Gemeinde damals auf den Tag ganz besonders gefreut. Denn an diesem Ostermontag sollte die Erstkommunion in der Adelheidiskirche gefeiert werden. Doch mit einem Schlag war die Wallfahrtskirche total zerstört.

Im Pfarrarchiv finden sich auch heute noch Berichte von Augenzeugen. Einer von ihnen war Peter Thönnissen. „Diese Nacht war eine der schrecklichsten Bombennächte, welche Pützchen im Laufe des Krieges erlebt hatte. Beherzte Männer drangen in das brennende Gotteshaus ein und konnten noch einige Altarwäsche und Fahnen retten. Kaplan Keppler gelang es noch, das Allerheiligste aus dem Tabernakel zu retten“, berichtete er.

Übrig blieb nur eine rauchende, ausgebrannte Ruine

Wie eine große Fackel muss die Kirche gebrannt haben. Schon nach kurzer Zeit stürzte der schwere Holzturm krachend zusammen. Die Flammen breiteten sich so rasch aus, dass es unmöglich war, sie zu löschen. Übrig blieb nur eine rauchende, ausgebrannte Ruine. Allerdings wurde im Schutt das Kreuz der Turmspitze entdeckt und geborgen. Zwar „legte der amerikanische Bomber eine Brandspur, die in Pützchen erheblichen Schaden anrichtete. Aber Menschenleben wurden nicht gefordert“, heißt es in einem anderen Augenzeugenbericht. Trotz des schrecklichen Vorfalls wurde Ostermontag wie geplant Erstkommunion gefeiert. Der Gottesdienst wurde dafür in die kleine Kapelle verlagert.

Doch die Pützchener resignierten nicht und arrangierten sich mit der neuen Situation. Im Vereinshaus (später Pfarrzentrum) wurde eine Notkirche eingerichtet, in der die Gemeinde viele Jahre lang Gottesdienste feierte. Erst nach der Währungsreform konnte an einen Wiederaufbau gedacht werden. Kompetenzstreitigkeiten zwischen dem Kultusministerium und dem Wiederaufbauministerium verhinderten allerdings einen raschen Baufortschritt.

Zwar wurden zunächst Dach und der Innenausbau in Angriff genommen, doch auch 13 Jahre nach der Zerstörung war die Kirche immer noch nicht vollständig wieder hergestellt. Mit einem dringenden Appell wandte sich Pfarrer Peter Breideneich im Februar 1955 an Willi Weyer, dem damaligen Minister für Wiederaufbau. „Die Portale der Wallfahrtskirche sind mit Brettern verriegelt, aber jeder Windstoß fegt hindurch und bringe Dreck und Staub in die Kirche“, schrieb er nach Düsseldorf.

Dann ging es Schlag auf Schlag und am 13. August 1955 war es so weit: Nach einem Gottesdienst in der Adelheidiskapelle wurde das Allerheiligste in einer Prozession in die Kirche überführt.Von diesem Tag an fanden dort wieder regelmäßig Gottesdienste statt. Endgültig abgeschlossen war der Wiederaufbau aber erst 1959. Die künstlerische Gestaltung war sogar erst 1982 beendet.

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