Interview mit Guido Déus „Notfallkrankenhaus für Flüchtlinge öffnen“

Beuel · Nach zwei Operationen und krankheitsbedingter Auszeit ist Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus seit Januar wieder im Einsatz – wenn auch noch mit leicht angezogener Handbremse.

Für 2016 stehen in seinem Terminkalender einige Themen unter der Rubrik „Zu erledigen“. Über die wichtigsten Aufgaben im Stadtbezirk Beuel sprach der CDU-Politiker mit Holger Willcke.

nnen Sie aus kommunalpolitischer Sicht drei bedeutende Themen nennen, die in diesem Jahr vorangetrieben werden müssen?
Guido Déus: Politik und Verwaltung müssen sich vorrangig um die Themen gesteigerte Aufenthaltsqualität im Beueler Zentrum, städtebauliche Neuausrichtung des Areals zwischen Bahnhof und Schauspielhalle Beuel sowie eine angemessene Unterbringung der Flüchtlinge innerhalb des Stadtbezirks kümmern.

Welche Veränderungen müssen Ihrer Meinung nach in der Friedrich-Breuer-Straße vorgenommen werden?
Déus: Die Stadtverwaltung hat 2015 zwei Workshops im Rathaus Beuel durchgeführt, bei denen Bürger ihre Wünsche und Anregungen äußern konnten. Das abschließende Ergebnis liegt mir noch nicht vor. Für mich steht aber fest, dass sich die Friedrich-Breuer-Straße aus mehreren Gründen nicht für eine Fußgängerzone eignet – auch nicht in einem Teilstück. Die Beueler Innenstadt sollte weiter aufgewertet, gleichsam aber gut erreichbar bleiben.

Wie bewerten Sie den großen Wunsch nach mehr Außengastronomie in Beuels wichtigster Einkaufsstraße?
Déus: Da müssen wir sensibel abwägen. Und zwar zwischen dem Wunsch einiger Bürger und Gastronomen und dem Bedarf an Parkraum. Ich kann mir vorstellen, dass wir an einigen Stellen auf Parkplätze zugunsten von Außengastronomie oder einfach verbreiterten Fußgängerbereichen verzichten können. Voraussetzung dafür ist aber, dass die neue Tiefgarage unter dem Rathausvorplatz von den Bürgern besser angenommen wird. Vom kurz bevorstehenden Betreiberwechsel erwarte ich dort sinkende Preise, die zu einer besseren Ausnutzung der 120 Stellplätze führen sollte. Wir brauchen ein Parkraumkonzept für die Beueler City, das sich mit Anwohner-, Kunden- und Besuchererfordernissen auseinandersetzt.

Muss das Straßenbild nicht auch aufgewertet werden?
Déus: Ja, unbedingt. Wir müssen die Beueler City so interessant gestalten, dass die Bürger aus Bus und Bahn aussteigen und hier zum Einkauf gehen. Die Nähe zur Bonner City erfordert unbedingt eine Aufwertung der Friedrich-Breuer-Straße. Auch wenn sie nicht zur Fußgängerzone umgebaut werden wird, kann man sie trotzdem zu einer attraktiven Flaniermeile aufwerten. Und natürlich kommt hierbei einer vernünftigen Pavillonnutzung mit schön gestalteter Außengastronomie auf dem Rathausvorplatz eine besondere Bedeutung zu.

Welche Vorstellungen haben Sie für das Areal zwischen Bahnhof und Halle Beuel?
Déus: Dieser Teil des Beueler Ostens birgt großes Entwicklungspotenzial für die Zukunft des Stadtbezirks. Bedingt durch den bevorstehenden Neubau der S 13 und durch den beschlossenen Umzug des Pantheon-Theaters in die Halle Beuel müssen wir grundlegend neu darüber nachdenken, wie dieses Gebiet am besten gestaltet und genutzt werden kann.

An welche Planungsdetails denken Sie?
Déus: Unser lang gehegter Wunsch nach einem Busbahnhof auf dem Gelände des Güterbahnhofs muss in diesem Zuge umgesetzt werden. Ein komfortabler Umsteigepunkt für Nutzer von Bus, Bahn und Zug ist dort erforderlich. Die Kreuzung Königswinterer Straße/Siegburger Straße muss zu einem großen Kreisverkehr umgebaut werden. Beide Straßenzüge sind zwingend optisch aufzuwerten. Vor der Einfahrt zur Halle Beuel muss jetzt auch die seit Monaten diskutierte Querungshilfe für Fußgänger errichtet werden. Für das Gelände der Halle Beuel will ich auf jedem Fall ein kulturell-gastronomisches Nutzungskonzept erstellt haben.

Wie weit sind die Verhandlungen zwischen dem Chemieunternehmen Evonik und der Stadt Bonn bezüglich des Ankaufs des Eckgrundstücks an der Kreuzung Siegburger Straße/Königswinterer Straße gediehen?
Déus: Das Unternehmen ist bereit, die benötigten Flächen für einen Kreisverkehr zur Verfügung zu stellen und möchte das Areal zwischen Einfahrt und Königswinterer Straße grundsätzlich verkaufen. Ich bin daher diesbezüglich zuversichtlich.

Warum ist für Sie eine gesteuerte Verteilung der Flüchtlinge im Stadtbezirk so wichtig?
Déus: Bislang hatte Beuel noch relativ wenige Berührungspunkte mit der Flüchtlingswelle. Beuel will aber gerne seinen Beitrag zur Aufnahme von Flüchtlingen leisten. Wir müssen uns schnell gemeinsam mit der Verwaltung Gedanken machen, welche Standorte sich eignen und welche nicht. Ich denke zum Beispiel an das ehemalige Sanitätsamt am Platanenweg und unser Notfallkrankenhaus unter der Gesamtschule Beuel. Die sukzessive Belegung unserer größeren Sporthallen muss im Sinne der Schulkinder und des Vereinssportes hingegen möglichst vermieden werden. Die aufgekommene Idee, im Wohn- und Technologiepark Holzhäuser für Flüchtlinge aufzustellen, halte ich weder für wirtschaftlich darstellbar noch zukunftsgerichtet. Für mich steht aber fest: die Beueler sind weltoffen und haben ein großes Herz, der Unterstützungswille und das ehrenamtliche Engagement auch für Flüchtlinge ist enorm hoch. Nur in einem ehrlichen und offenen Dialog miteinander können wir dieser Verantwortung gerecht werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort