Kommentar Nicht am Bürger vorbei

BEUEL · Die heftigen Proteste aus Reihen der Bürgerschaft haben die Politiker wach gerüttelt. Die Parteien zeigen aber hoffentlich nicht nur aus wahltaktischen Gründen Verständnis für den Unmut. Denn die Menschen zwischen Holtorf und Holzlar meinen es ernst: Sie wollen sich den Holzlarer See von der Stadt Bonn nicht so einfach nehmen lassen. Sie sind bereit, für den Erhalt des Gewässers zu streiten.

Massive Eingriffe in das Naturbild sind heutzutage genau so schwierig umzusetzen, wie der Bau von Straßen und großen Wohnkomplexen. Aber was viele Menschen noch mehr ärgert als die Sache selbst, ist die Vorgehensweise der Stadtverwaltung. Die Bürger fühlen sich übergangen, wenn plötzlich fertige Planungen präsentiert werden, die den Anschein haben, unveränderbar zu sein.

Die Stadt Bonn hat in jüngster Zeit Fingerspitzengefühl vermissen lassen, wenn es um die Frage ging: Welches Thema könnte die Bürger nachhaltig beschäftigen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Verwaltung erst einmal versucht, Themen politisch absegnen und dann erst öffentlich werden zu lassen. Wenn das misslingt, wird durch Aufklärungsarbeit nachgelegt oder die Sache verschwindet wieder in der Schublade.

Einige Beispiele aus der jüngsten Zeit gefällig: gescheiterte Neuausrichtung des Jugendzentrums Flax, vom Verwaltungsgericht verordneter Baustopp für das Wohn- und Geschäftshaus in der Siegfried-Leopold-Straße und geplanter Rückbau des Holzlarer Sees. In allen drei Fällen haben massive Bürgerproteste die Absichten der Stadt scheitern lassen.

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