Schwarzrheindorf Neues Dach für die Doppelkirche

Schwarzheindorf · Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW saniert bis Ende 2017 das Schieferdach und die Fassade der Schwarzrheindorfer Doppelkirche.

Kaum Pfusch am Bau: Das will bei einem knapp 600 Quadratmeter großen Gebäude aus dem Jahr 1151 mit einem 46 Meter hoch aufragenden Turm schon etwas heißen. Die Handwerker haben beim Bau der Schwarzrheindorfer Doppelkirche gute Arbeit geleistet. Doch an dem alten Gemäuer nagt der Zahn der Zeit.

Jetzt sind Sanierungsarbeiten dringend notwendig; das haben Mitarbeiter der Bezirksregierung als der zuständigen Behörde bei ihrer turnusmäßigen Besichtigung festgestellt. Das Land Nordrhein-Westfalen, dem die Kirche gehört, nimmt Geld in die Hand, um Dach und Fassade zu erneuern. Wie viel Geld nötig sein wird, da will sich Projektleiter Manfred Fischer von der Niederlassung Köln des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB) als zuständiger Behörde nicht festlegen. „Das Bieterverfahren ist noch nicht abgeschlossen.“ Und man wisse schließlich nicht, welche Überraschungen noch aufgedeckt würden.

Schon bei einer ersten genaueren Begutachtung hätten Experten festgestellt, „dass das Schieferdach stärker beschädigt ist als ursprünglich angenommen“, erläutert BLB-Sprecher Frank Buch. Durch heftige Hagelschauer in jüngster Vergangenheit wurden Schieferplatten zertrümmert. Die Schäden an der Fassade waren ohnehin augenfällig.

„Daher und aus wirtschaftlichen Gründen hat sich die Bezirksregierung Köln zur Sanierung der gesamten Dach- und Fassadenflächen der romanischen Doppelkirche entschlossen.“ Diese laut Buch „wirtschaftlichen Gründe“ haben auch mit dem Aufbau des Gerüstes zu tun. Weil die Kirche nicht einfach viereckig ist, sondern Apsiden, Rundungen und Versprünge hat, müssen einige hundert Meter Gerüststangen und Laufstege aufgebaut werden. Die Kosten für das Gerüst und die Miete machten daher mindestens 40 Prozent der Dachsanierungskosten aus, schätzt Projektleiter Fischer.

Derzeit ist der Gerüstaufbau rund um die Kirche noch im Gange. Dann werden das untere und obere Schieferdach in Angriff genommen. Die sogenannte Altdeutsche Deckung ist eine Kunst für sich. Denn die Schieferschuppen sind unterschiedlich groß und werden auf dem Dach mit einem Werkzeug in Form gebracht. „800 Quadratmeter Dachfläche sind neu zu decken, dafür kommt nicht jeder Betrieb infrage“, sagt Fischer. Auch die Haltbarkeit des Schiefers sei ein Thema. In hoher Qualität hat das Dach eine Lebensdauer von mindestens 70 Jahren, kann aber bis zu 200 Jahre halten. Dafür gibt es Beispiele von Kirchendächern an der Mosel.

Die Architekten der romanischen Kirche hatten keine Dachrinnen vorgesehen. So war das früher – und auch heute lassen Denkmalschützer in der Frage kaum mit sich verhandeln. Nachteil ist, dass gemäß dem Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“ das Mauerwerk erst Feuchtigkeit zieht und porös wird.

Fischer hat an verschiedenen Stellen Kernbohrungen vornehmen lassen, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Nach alter Väter Sitte wird die Gesteinsprobe gewogen, bei 105 Grad getrocknet und dann wieder gewogen. „So lässt sich eine genaue Aussage machen, wie hoch der Feuchtigkeitsgehalt im Gemäuer ist.“ Völlig klar, dass die Wetterseite der Kirche zum Rhein hin am meisten in Mitleidenschaft gezogen ist.

Bis Mitte nächsten Jahres sollen die Arbeiten an Dach und Fassade abgeschlossen sein. Die Doppelkirche soll wieder weiß gestrichen werden, und die Schmucksteine erhalten die gleichen Farben wie bisher. Dann folgt in einem zweiten Bauabschnitt die Sanierung der Außenanlagen. Die Pflasterung ist im Laufe der Zeit sehr buckelig geworden. Die uralten Bäume bekommen eine geschützte Baumscheibe, und das Pflaster rund um die Kirche wird neu gelegt. Ende 2017 soll die Sanierung abgeschlossen sein.

Auf die Frage, ob nicht ein sehr hoher Aufwand mit der Doppelkirche betrieben werde, antwortet Fischer: „Es geht um den Respekt vor einem solchen Meisterwerk der sakralen Baukunst, unabhängig davon, ob man gläubig ist oder nicht.“

Weitere Fotos aufwww.ga.de/doppelkirche

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