Eine Tour mit dem ADFC Bonn Mit dem Fahrrad die Sieg entlang

BEUEL · Eine Radtour zum Sieglarer See und bis an die Agger ist sehr abwechslungsreich. Ein besonderer Vorteil: Je nach Ausdauer und Geschmack gibt es verschiedene Varianten.

„Hier würde ich mir schnellstmöglich ein Änderung der Situation wünschen“, meint Stefan Wienke. Erst vor wenigen Minuten waren wir unter der Kennedybrücke zu unserer Radtour gestartet – eine familienfreundliche Strecke mit ein paar Überraschungen, die auch für Eltern mit kleineren Kindern machbar ist, hat das ADFC-Mitglied versprochen.

Der erste Halt direkt hinter der Auffahrt zur Nordbrücke ist aber keine dieser Überraschungen, sondern soll das Augenmerk auf einen Missstand lenken: „Wer von hier Richtung Siegfähre will, muss die Rampe hoch und dann parallel zur Autobahn fahren bis zur Kreuzung mit der L269. Und das macht alles andere als Spaß“, findet er.

Feldweg statt Straße

Lange Wartezeiten an der vielbefahrenen Schnellstraße gehörten derzeit ebenso zur Realität wie Probleme aufgrund der hohen Radlerdichte. „Ganz besonders an Sonn- und Feiertagen kommt es hier immer wieder zu gefährlichen Situationen“, weiß er.

Dabei wäre Abhilfe so einfach: Bereits im letzten Sommer war die Beueler Bezirksvertretung einem Bürgerantrag gefolgt und hatte die Verlängerung des Radweges über den Rheindamm bis zum Parkplatz an der Siegfähre beschlossen. „Leider hat die Verwaltung bislang noch nicht reagiert“, erzählt Wienke.

Und so haben wir zunächst nur die Wahl, der eingangs geschilderten Hauptstrecke zu folgen oder uns auf einem unbefestigten Feldweg entlang der geplanten neuen Strecke zu bewegen. Wir entscheiden uns lieber für Variante zwei, und trotz der wirklich sehr schönen Auenlandschaft und viel Natur ist das kurze Teilstück zumindest für kleine Kinder eher nicht zu empfehlen. „Dann lieber über die Kreuzung. Aber es empfiehlt sich, die Kids hier gut im Auge zu behalten“, so Wienke.

So oder so: Von dem Parkplatz queren Eilige die Sieg auf dem parallel zur L269 verlaufenden Radweg; deutlich mehr Vergnügen bereitet natürlich die gemächliche Variante per Siegfähre. Nun ist man nicht mehr in Bonn, sondern in dem zum Siegkreis gehörenden Bergheim, und schwenkt nach einigen Metern auf den Radweg, der auf der Deichkrone hoch über der Siegaue verläuft.

Eine unbekannte Oase

Ringsum sind viel Natur und viele Felder zu sehen, der Blick schweift immer wieder hinüber zum Horizont, an dem in der Ferne rechts das Siebengebirge und halblinks der Siegburger Michaelsberg zu sehen sind. Nach knapp vier Kilometern biegt man rechts in einen Waldweg ab, und nach ein paar Metern ist man in einer anderen Welt: Der Sieglarer See ist vielen Menschen selbst aus der Gegend nahezu unbekannt.

Das Gewässer – ursprünglich durch Kiesabbau für den Bau der A 59 entstanden und zunächst als Naherholungsgebiet geplant – steht heute unter strengem Naturschutz – und so warten am Ufer Kormorane auf abgestorbenen Bäumen auf ihre Beute, die sie in dem klaren Seewasser offenbar auch reichlich finden.

Am Südufer bietet eine hölzerne Sitzgelegenheit zwischen Uferwiese und der leise plätschernden Sieg eine ideale Picknickgelegenheit. Einziges Manko: Weil alles nach einer perfekten Badegelegenheit aussieht, dürfte es trotz Badeverbot nicht einfach sein, die Kinder im Sommer von einem Sprung ins kühle Nass abzuhalten. Wer mag, umrundet den See, schaut dem Treiben auf dem Fluss zu oder genießt einfach die Ruhe.

Bilderbuchmuseum auf Burg Wissem

Je nach Fitnessgrad und Alter der Kids hat man nun wieder mehrere Möglichkeiten: Entweder entscheidet man sich, nach der Rückkehr auf den Deich kurz vor der Aggermündung die Sieg zu überqueren und auf der anderen Flussseite zum Parkplatz an der Siegfähre zurückzuradeln.

Oder man setzt die Tour nach Belieben fort: Als kleine Entschädigung für das entgangene Bad im See bietet sich das Freizeitbad Aggua an, das man nach weiteren knapp vier Kilometern erreicht. Auch eine Partie Minigolf ist in der benachbarten Anlage möglich.

Und die ganz Sportlichen setzen die Tour bis zur Burg Wissem fort: Kurz hinter dem Bad verlässt man dazu den Weg entlang der Agger und folgt für etwa 800 Meter einem unbefestigten Waldweg. Vorbei am wildromantischen Leyenweiher und einem Wildgehege erreicht man dann das Ziel, die auf die Karolinger zurückgehende Wasserburg Wissem mit ihrem einzigartigen Bilderbuchmuseum.

Zurück kann man den etwas kürzeren Weg durch ein verkehrsarmes Wohngebiet wählen und stößt bald wieder auf die schon vom Hinweg vertraute Strecke. In ihrer kurzen Variante ist die Tour 22 Kilometer lang, bei Weiterfahrt zum Aggua etwa 26 und in der Komplettversion bis zur Burg Wissem 34 Kilometer. Von Troisdorf bietet sich auch die Rückfahrt mit der Bahn an.

Die gesamte Wegstecke verläuft überwiegend auf Asphalt oder auf dem Damm über Splitt. In Troisdorf und rund um den Sieglarer See verlaufen kurze Abschnitte auf Waldwegen. Bis auf wenige Kreuzungen und eine Passage durch ein verkehrsarmes Wohngebiet in Troisdorf ist die gesamte Strecke frei von Autoverkehr und kinder- sowie anhängertauglich. Erst im Abschnitt durch den Troisdorfer Wald hat die Tour mit 18 Höhenmetern auf gut zwei Kilometern Strecke eine leichte Steigung.

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