Entlaufener Hund in Beuel Marnie ist seit vier Monaten unterwegs

Beuel · Die im Sauerland entlaufene, scheue Hündin Marnie streunt schon seit acht Wochen durch Beuel und hält Tierschützer auf Trab.

Die Anzeige hängt inzwischen an vielen Stellen in Beuel: Seit Monaten wird die rotbraun-weiße Marnie gesucht. Immer wieder taucht die scheue spanische Podenco-Hündin irgendwo auf, um genauso schnell wieder zu verschwinden. Alle Versuche, das kastrierte Tier einzufangen, scheiterten bislang. Sie trägt auch kein Halsband. Weder mit Betäubungsködern, Spürhunden, Lebendfallen oder Netzen war Marnie zu fassen. Entlaufen ist sie am 19. November in Lüdenscheid und seit Anfang des Jahres in Beuel unterwegs.

Die Geschichte des Tieres ist sehr berührend. Eigentlich stammt die etwa vierjährige Marnie aus Spanien, wo Tierschützer vom Verein "Hundeherzen Apariv" auf sie aufmerksam wurden. Die Podenco-Hündin lebte mit ihren Welpen am Strand von Malaga und ließ sich einfangen. Als sie kastriert, geimpft, gechippt war und ihre Welpen vermittelt waren, sollte auch sie ein Zuhause in Deutschland bekommen.

Anna-Lena Lotter aus Beuel - zweite Vorsitzende des Vereins - lernte die scheue Marnie in Malaga kennen und übergab sie im Herbst am Flughafen ihren neuen Besitzern, die sie mit nach Lüdenscheid ins Sauerland nahmen. Bei einem Spaziergang konnte sich Marnie dort losreißen.

"Das war am 19. November, seitdem ist sie unterwegs", erzählt Lotter. Und seitdem ist Lotter mit anderen Vereinsmitgliedern dem Hund auf der Spur und könnte ein Buch darüber scheiben. "Ich bin ihr inzwischen 4000 Kilometer hinterher gefahren. Sobald ich eine Meldung bekommen habe, wo Marnie gesehen wurde, haben ich und andere Vereinsmitglieder uns auf den Weg gemacht."

Marnie blieb meist eine Woche an einem Ort, bevor sie weiter zog. Oft fuhren die Tierschützer mehrmals vergeblich dorthin. Das kostete auch viel Zeit. Lotter steckt eigentlich mitten im Juraexamen und musste schon einige Nachtschichten am Schreibtisch einschieben, weil sie tagsüber nach Marnie gesucht hat.

Deren Reise führte von Lüdenscheid, rund 140 Kilometer von Bonn entfernt, kreuz und quer über Gummersbach, Eitorf, Neuwied, Waldbröl, Eitorf und Aegidienberg schließlich nach Beuel - bis fast vor die Haustür von Lotter.

Ist das purer Zufall, Telepathie oder folgte gar Marnie der Studentin? "Obwohl die Hündin noch nie in Bonn war, habe ich das Gefühl, dass sie meine Nähe sucht. Nun ist sie schon zwei Monaten in Beuel. Ich habe sie schon oft dort gesehen. Wenn ich allein war, hat sie auch anfangs noch ganz kurz aus meiner Hand gefressen. Aber irgendwas war immer und hat sie so erschreckt, so dass ich sie nicht packen konnte."

Mittlerweile plant der Verein regelmäßig neue Aktionen, um das Tier einzufangen. Die Helfer versuchten der Hündin mit Lebendfallen, mit Netzen, sogar mit Ködern, die eine Tierärztin eigens mit Betäubungsmittel präpariert hatte, habhaft zu werden - alles vergebens. "Marnie ist so scheu, dass sie sofort wegläuft, wenn man sich ihr nur nähert", erzählt Lotter.

Inzwischen hat sie feste Nahrungsstellen für das Tier eingerichtet. "Zwei Kilo Futter bringe ich jeden Tag dort hin. Allerdings ist Marnie so schlau, dass sie ihre Zeiten, wann sie wo auftaucht, immer wieder ändert. Wenn ich einen Anruf bekomme, dass sie gesehen wurde, ist sie auch schon wieder weg." Marnie reagiert sehr schnell und scheint trotz des Winters, den sie im Freien verbracht hat, gesundheitlich in einem guten Zustand zu sein.

Zusehends schwierig wirken sich jedoch die vielen gut gemeinten Versuche anderer Menschen aus, den Hund zu fangen. "Aber das macht Marnies Angst nur noch größer und vertreibt sie", fügt Lotter hinzu. Trotz aller bisher gescheiterten Einfangversuche, will sie die Hoffnung nicht aufgeben: "Ich hoffe einfach, dass ihr nichts passiert und wir sie doch bekommen."

Dass Marnie inzwischen auch Lotter gegenüber so scheu ist, lässt sich auf die zahlreichen gescheiterten Fangversuche zurückführen. Dass sie bislang dennoch nicht aus Beuel "abgewandert" ist, erklärt sich Lotter damit, dass die Hündin offenbar noch immer in ihrer Nähe bleiben möchte.

"Wer Marnie sieht, sollte mich anrufen und nicht versuchen, sie einzufangen und ihr auch kein Futter rausstellen", bittet Lotter. Auf keinen Fall sollte man auf eigene Faust handeln. Lotter hofft, herauszufinden, wo Marnie ihren Schlafplatz hat, um sie dort mit Helfern in einer geplanten Aktion einfangen zu können.

Konsequenzen aus Marnies Flucht hat der Verein "Hundeherzen Apariv" bereits gezogen. "Wir werden zukünftig keine scheuen Hunde mehr direkt vermitteln, sondern sie erst in eine eigene Pflegestelle geben, bis sie zahm sind", sagt Lotter.

Bislang vermittelte der deutsch-spanische Tierschutzverein die Hunde auch mangels eigener Pflegestellen direkt in ihr neues Zuhause nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.

Infos zum Verein unter www.home.hundeherzen-apariv.de

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