Serie: Die andere Perspektive Literarische Liebeserklärungen an Beuel

Beuel · Hans Paul Müller war Banker, bevor er als Autor die Beueler Heimat neu entdeckte. Jetzt hat der 78-Jährige sein siebtes Buch vorlegt, in dem Bekannte und Freunde sich mit dem Rhein auseinandersetzen.

 Im neuesten Buch von Hans Paul Müller haben Freunde und Bekannte Geschichten rund um den Rhein aufgeschrieben.

Im neuesten Buch von Hans Paul Müller haben Freunde und Bekannte Geschichten rund um den Rhein aufgeschrieben.

Foto: Rainer Schmidt

Hans Paul Müller, genannt HP, ist ein Beueler Urgestein. Im Herzen vom alten Beuel geboren und immer dort geblieben. „Hier fühle ich mich wohl, hier habe ich alles, was ich brauche“, sagt der 78-Jährige. Ein Auto braucht er nicht, und wenn es mal weiter weggehen soll, dann holt er sein Rennrad. Derzeit sollte er eigentlich auf eine andere Tour gehen, auf eine Promotiontour, denn soeben ist bereits sein siebtes Buch veröffentlicht worden.

„Beueler Miniaturen“ ist der Titel der Anthologie mit Beiträgen von zahlreichen Freunden und Bekannten, die im hiesigen Kid-Verlag erschienen ist. „Eine Liebeserklärung an das Rheinland im Allgemeinen und Beuel am Rhein im Besonderen“, heißt es im Untertitel. „Dabei habe ich mich an das Beueler Stadtwappen gehalten, das ein Fährboot auf dem Rhein zeigt. So haben alle Beiträge einen direkten Bezug zum Rhein und dem Geschehen am und auf dem Strom zwischen Drachenfels und Sieg“, schreibt Müller in seinem Vorwort.

Ernst Moritz Arndt badete täglich nackt im Rhein

Wer weiß, was ein „Oberländer“ ist und dass die größte Werft für diesen Schiffstyp in Beuel lag? Wer weiß, was ein Myriameterstein ist und wo man ihn finden kann? Oder dass Ernst Moritz Arndt täglich nackt im Rhein gebadet hat? „Beuel, der ­liebenswert(est)e Stadtteil Bonns“, schreibt Verleger Klaus Weingartz dazu auf dem Umschlag. Doch wie kommt HP überhaupt dazu, sich für Geschichte zu interessieren? Er war, wie er selbst zugibt, ein mittelmäßiger Schüler, hat eine Banklehre absolviert und ist bis zu seiner Pensionierung der Dresdner Bank treu geblieben.

In seiner Funktion als Leiter der Beueler Filiale kam ihm die Idee, dass der Heimatverein in der Bank eine Ausstellung machen könnte. Zur Vorbereitung ging er 1973 in eine Sitzung des Vereins. „Herausgekommen bin ich nicht nur als Mitglied des Heimatvereins, sondern ich war gleich im Vorstand gelandet.“ Neben ihm, so schildert Müller das heute, saß ebenfalls ein neues Mitglied, ein junger, schüchterner Mann: Carl Jacob Bachem.

1973 landete er per Zufall im Vorstand des Beueler Heimatvereins

Müllers erste Aufgabe war es, Exponate für das Heimatmuseum zu sammeln. So wurde er vom Virus der Beueler Geschichte infiziert. Inzwischen ist er sowohl Mitglied im Schiffer-Verein Beuel als auch im Denkmal- und Geschichtsverein Bonn Rechtsrheinisch, dessen Vorsitzender Bachem ist. Er ist auch Träger der „Beueler Seele“, die der Schiffer-Verein alljährlich an drei Bürger verleiht, die Herausragendes für Tradition und Brauchtum geleistet haben. Seine ersten Sporen als „Schreiberling“ verdiente sich Müller nebenberuflich als Journalist. „Der Gedanke, mich eingehender mit den Beueler Zeitungen zu beschäftigen, reifte in mir, während ich Ausstellungsstücke für das Beueler Heimatmuseum zusammentrug, darunter auch mehrere Jahrgänge der Beueler Zeitung“, schreibt er im Vorwort zu seinem ersten Buch „Kleine Zeitungsgeschichte des rechtsrheinischen Bonn 1891-1985“, das 1998 erschienen ist.

Eine ganz andere Ader von sich präsentiert Hans Paul Müller in seinem zweiten Buch: „Reisebericht einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela mit dem Rad“, das 2002 erschien. 2005 erschien sein drittes Buch: „Das Kriegsende im rechtsrheinischen Bonn – Zeitzeugenberichte nach 60 Jahren“, das im Verlag des Denkmal- und Geschichtsvereins Bonn Rechtsrheinisch veröffentlicht wurde. Rund 100 Interviews mit Zeitzeugen hat HP dazu geführt. „Das ist ein Jahrhundertbuch, das noch in tausend Jahren gelesen werden wird“, sagt er leicht verschmitzt.

Hans Paul Müller malt und schnitzt auch noch

„Kennen Sie noch viele weitere Autoren, die mit 78 Jahren Bücher veröffentlichen?“, fragt Müller mit nicht unberechtigtem Stolz. Sollte man jetzt meinen, dass er mit Schreiben ausgelastet sei, dann weit gefehlt. In seiner Freizeit, wenn man überhaupt davon sprechen kann, malt oder schnitzt er. Als nächstes Projekt plant HP ein Konzert, aber ein ganz Besonderes. „So etwas“, verspricht er, „hat die Welt noch nicht gesehen.“ Man darf gespannt sein auf seinen nächsten Coup.

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