Noch einmal schlafen Liküra-Prinzessin Sandra I. fiebert ihrer Krönung entgegen

BEUEL · Die "Löng" gehört zu Sandra Kurths Lieblingsplätzen in Ramersdorf. Ein Fremder würde wohl nie darauf kommen, was das ist.

 Schneeballschlacht vor dem Jahreswechsel: Liküra-Prinzessin Sandra Kurth (links) mit ihren Paginnen Angela Frings (rechts) und Christina Gerwing in der Holzgasse.

Schneeballschlacht vor dem Jahreswechsel: Liküra-Prinzessin Sandra Kurth (links) mit ihren Paginnen Angela Frings (rechts) und Christina Gerwing in der Holzgasse.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Unser Dorfplatz, da steht auch immer die Bühne", sagt sie wie selbstverständlich, während sie mit Angela Frings und Christina Gerwing die Holzgasse heruntergeht. Dass Kurth in Ramersdorf aufgewachsen ist und die karnevalistische Tradition in ihrer Familie seit Generationen hochgehalten wird, war ein wichtiges Kriterium für ihre Wahl.

Am Samstag wird Sandra I. dann ganz offiziell im Kameha Grand zur Liküra-Prinzessin gekrönt, im Beisein ihrer beiden Paginnen.

Im Weihnachtsbaum hängen Luftschlangen

Ihrer Prinzessin zu Ehren hat die "Holzjass" das Zugmotto ganz auf sie gemünzt: "Bube, Dame, König, Ass, die Liküra kütt us der Holzjass." Damals, als sie gerade einmal 15 Monate alt war, trug Mutter Iris sie schon im Karnevalszug mit sich. "Geschadet hat es ihr nicht", sagt sie.

Jeck wäre die 20-Jährige wohl ohnehin geworden. Beweis gefällig? Im Weihnachtsbaum hängen nun Luftschlangen. Ihr Großvater väterlicherseits ist Senator in Küdinghoven, ihr Vater ist seit 25 Jahren in der KG Ramersdorf aktiv. Einer ihrer Brüder ist Vorsitzender des Junggesellenvereins. Ihre Tante war 1995 schon Liküra: "Seit ich Heidi I. 2001 im Ornat gesehen habe, wollte ich ihr nacheifern", sagt Sandra. Heute holt sie sich Tipps von der Vorgängerin.

In den vergangenen Wochen hat Sandra Kurth vor allem die Erfahrung gemacht, dass das gar nicht so leicht ist. "Ich habe zwei Terminkalender, einen privaten und einen für Karneval", sagt sie. Auf ihrer Station in der Bonner Uniklinik haben die Kollegen Verständnis für die angehende Prinzessin, unterstützen sie und tauschen Schichtdienste, damit Sandra alle Termine wahrnehmen kann. Für die Klausuren, die im Januar und Februar anstehen, lernt sie schon seit langer Zeit diszipliniert.

Rund 20 offizielle Auftritte hat sie schon absolvieren müssen. Inklusive der Veranstaltungen, "auf denen man Präsenz zeigen sollte", kommt sie auf etwa 50. Das mache Spaß, sei aber auch anstrengend und nervenaufreibend. So habe sie sich den 11.11. auf dem Bonner Marktplatz nicht so groß vorgestellt. "Da standen Hunderte und jubelten mir zu, das war wirklich unglaublich."

Weil sie als Letzte sprechen durfte, musste sie ihre Rede kurzfristig abändern, um nicht das zu wiederholen, was von den anderen Tollitäten zuvor gesagt wurde. Da kam eine weitere ihrer Stärken zum Tragen: die Spontaneität. "Klar geht man einige Sachen in Gedanken durch, aber auswendig darf man einen Auftritt nicht lernen", sagt Sandra. Sie macht sich deshalb immer ein paar Stichpunkte. Das braucht sie, um sich Gepflogenheiten einiger Karnevalsgesellschaften zu merken und darauf Bezug nehmen zu können. Die wichtigste Persönlichkeit im Karneval für Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf muss stets wortgewandt sein.

Und darf während der Session nicht ausfallen. Deshalb hat Sandra ihre halsbrecherischen Hobbys Mountainbike und Indoorcycling vorerst eingestellt. Sie liebt alles, was schnell ist. "Stattdessen gehe ich nun Laufen, doch selbst dabei bin ich vorsichtig." Einen Vortrag hat sie sich darüber von Adjutantin Sabine Gerwing, die auch die Mutter von Angela ist, nicht anhören müssen. "Unsere Prinzessinnen sind immer vernünftig", erklärt sie selbstbewusst.

Die heiße Phase des Karnevals will Sandra mit Spaß an der Tradition meistern. "Es ist toll, dass wir hier im Rheinland seit Jahrzehnten so feiern, dieses Brauchtum müssen wir erhalten", sagt sie. Dabei schwingt aber auch Kritik mit. Es sei schwieriger geworden, den ursprünglichen Karneval zu feiern. Was Sandra überhaupt nicht leiden kann, sind "die viel zu Betrunkenen".

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