Neubau an der Maarstraße Neuer Lidl nach Formfehler der Stadt in Beuel eröffnet

Beuel · Ein Formfehler der Stadt hat den Neubau an der Maarstraße überhaupt erst ermöglicht. Nun ist der Lidl eröffnet. Kunden sind froh über Filiale.

 Lidl-Expansionsleiter Kolja Kolander zeigt die Filialerweiterung, die vorerst nicht als Ladenfläche genutzt werden darf.

Lidl-Expansionsleiter Kolja Kolander zeigt die Filialerweiterung, die vorerst nicht als Ladenfläche genutzt werden darf.

Foto: Nicolas Ottersbach

Wenn es um den Bau von Supermärkten geht, prallen häufig Welten aufeinander. Während Stadtplaner bemüht sind, in Einzelhandelskonzepten zentrale Bereiche dafür festzulegen, wollen Händler dort bauen, wo es für Kunden am angenehmsten ist. Genau so ist es beim neuen Lidl an der Maarstraße in Beuel, der am Donnerstag eröffnet hat. Letztlich setzte sich der Konzern juristisch durch und baut nebenan noch einen Drogeriemarkt. Der Stadt Bonn, die die Bauten durch Formfehler erst möglich machte, gefällt das nicht. Den Kunden schon.

Kolja Kolander ist Leiter im Lidl-Immobilienbüro Köln/Bonn. Und er will expandieren. Dorthin, wo Lidl ein gutes Geschäft machen, die Marke stärken kann. „Aber nicht um jeden Preis, wir sind immer um einen fairen Dialog bemüht. Alle sollen profitieren.“ Der Mann mittleren Alters, über zwei Meter groß, in Jeans und Jackett, stützt sich auf einen Stehtisch, der für die Eröffnung in der Beueler Filiale aufgebaut wurde. Es gibt Schnittchen, Kaffee und die Wasser-Hausmarke aus Plastikflaschen. Kolander hat den Werdegang des neuen Lidl monatelang begleitet und ist davon überzeugt, dass es richtig war, die Filiale zu bauen.

Die politischen Gremien der Stadt Bonn hatten 2009 beschlossen, für das Gewerbegebiet Beuel-Ost und damit auch das ehemalige Areal von A.W. Andernach einen Bebauungsplan aufzustellen, um „Fremdnutzung“ zu verbieten. Laut Bonner Einzelhandelskonzept ist Lebensmittelhandel, der die kleinen Geschäfte der Stadtteilzentren ausbluten lässt, in Gewerbegebieten nicht erwünscht. Lidl hatte das Gelände aber bereits gekauft und stellte später einen Bauantrag, den die Stadt ablehnte. Allerdings hätte der Bescheid vom damaligen Oberbürgermeister unterschrieben werden müssen, was er nicht war. Den Rest regelten Juristen – die Stadt musste wegen des Formfehlers doch zustimmen.

Kolander hätte sich diesen Vorgang anders gewünscht. „Das Kundenverhalten zeigt, dass diese Einzelhandelskonzepte nicht mehr zeitgemäß sind.“ Ziemlich gleichmäßig teilten sich die Kunden in drei Typen auf: Sofortverzehreinkäufer, Vorratseinkäufer und Tagesverzehreinkäufer. Letztere sind hauptsächlich ältere Kunden, die nicht mehr ausschließlich zu Fuß einkaufen, oder Pendler. „Die halten auf dem Weg von der Arbeit bei uns an.“ Die Konzepte würden sich jedoch meist auf die wohnortnahe Versorgung beschränken. „Aber wer trägt schon gerne täglich seine schwere Einkaufstasche 700 Meter nach Hause?“

Zudem gebe es in den Innenstädten fast keine passenden Flächen für moderne Supermärkte. Der neue Lidl hat 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, außerdem eine „Reserve“ von 400 Quadratmetern, die derzeit abgetrennt ist und als Lager dient. Falls die Fläche irgendwann vergrößert werden darf, kann Lidl die Filiale mit wenig Aufwand erweitern.

Der Stadtverordneten Monika Krämer-Breuer wäre das recht. „Die Filiale könnte ruhig etwas größer sein, auch wenn sie jetzt schon schön modern und hell ist“, sagte sie. Sie war bei der Eröffnung zu Gast, um für eine halbe Stunde als Kassiererin einzuspringen. Diese Einnahmen – insgesamt 313 Euro – spendet Lidl an die Beueler Nepomuk-Stiftung. Und rundete sogar noch auf 1000 Euro auf. Krämer-Breuer konnte sich mit dem Job zwar nicht anfreunden. „Vor allem nicht mit den Zahlen, die man für die Produkte braucht, die sich nicht einscannen lassen.“ Für die Spendenaktion würde sie sich trotzdem noch einmal an die Kasse setzen.

Auch die Kunden sind froh über die Filiale. „Hier gibt es mehrere Aldis, aber noch keinen Lidl“, erzählt eine Mutter mit zwei Kindern. Ihr gefallen vor allem die Ladesäulen für E-Autos und E-Bikes auf dem Parkplatz. Abgeschlossen sind die Bauarbeiten auf dem ehemaligen Andernach-Gelände noch nicht: Bald wird begonnen, das Gebäude für einen Drogeriemarkt zu errichten. Welcher es sein wird, ist laut Kolander noch offen – ebenso wie der Fertigstellungstermin. Dass der Drogeriemarkt gebaut werden darf, ist auch einer Panne der Stadt geschuldet: Sie hatte die Bauvoranfrage versehentlich positiv beschieden.

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