Brückenforum Lesung mit Leibwächtern - Akif Pirinçci lockt mit rechtspopulistischen Thesen

BEUEL · Als "verschärften Saraziin" hat "Zeit"-Autor Ijoma Mangold Akif Pirinçci kürzlich kritisiert. Denn noch viel stärker als Thilo Sarrazin in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" bedient der Bonner Katzenkrimi-Autor in seinem jüngsten Werk "Deutschland von Sinnen Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer" rechtes Gedankengut, das sich insbesondere gegen Muslime richtet.

 Mit unbewegter Miene und vor der Brust verschränkten Armen lauschen die beiden Bodyguards auf der Bühne Akif Pirinçcis Lesung aus seinem umstrittenen Buch.

Mit unbewegter Miene und vor der Brust verschränkten Armen lauschen die beiden Bodyguards auf der Bühne Akif Pirinçcis Lesung aus seinem umstrittenen Buch.

Foto: Barbara Frommann

Ein Buch, das inzwischen zum Beststeller geworden ist und am Samstagabend rund 200 Zuhörer - offensichtlich überwiegend Gesinnungsgenossen Pirinçcis - ins Brückenforum lockte.

Dort hatte der Autor mit türkischen Wurzeln zur Lesung mit anschließender Podiumsdiskussion eingeladen. Vor der Tür demonstrierte eine kleine Gruppe Jugendlicher gegen die Veranstaltung. Vorsorglich waren am Eingang mehrere Bodyguards postiert. Und nicht nur dort hatte der Autor seine Beschützer.

Auch auf der Bühne saßen links und rechts neben Pirinçci zwei junge, muskelbepackte Männer mit - wohl nicht zufälliger Weise - sehr blondem Haar. Die Einführung hielt David Schah, Leiter eines Spracheninstituts. Er hatte im vorigen Jahr im Internet eine Karte über Orte in Bonn veröffentlicht, an denen angeblich Übergriffe drohen - vor allem durch Jugendlichen mit Migrationshintergrund.

Er hatte dafür nicht nur Zuspruch, sondern auch viel Kritik geerntet. Er führe damit rechtsgerichteten Populisten das Wort, hieß es damals. Unter lautem Gejohle aus dem Publikum bezeichnete er sich am Samstag als "wahren Antifaschisten" und forderte "die Freiheit von Uli Hoeneß".

Dann nahm der Autor auf einem roten Hocker Platz, vor sich ein Glas Rotwein, und las aus einem Kapitel seines Buches, das nur so von Vulgarismen und menschenverachtenden Kommentaren strotzt. Kostprobe? "Das mit dem Asyl ist ein alter Trick des deutschen Intellektuellen, um sich in der Öffentlichkeit als moralisch überlegen und bis beide Ohren barmherzig darstellen zu können.

In Wahrheit würde er einem Asylanten schon am nächsten Tag einen Genickschuss verpassen, wenn man ihn zwänge, solch ein Exemplar bei sich Zuhause aufzunehmen." Das ging der Grünen-Bundestagsabgeordneten Katja Dörner dann doch zu weit. Sie und weitere Parteifreunde, die Pirinçci später eigentlich mit Nachfragen entlarven wollten, verließen den Saal.

"Es ist erschreckend, dass ein weitgehend bürgerliches Publikum die Hasstiraden Pirinçcis gegen Ausländer, Frauen und Homosexuelle offensichtlich lustig findet. Mit unserer Präsenz wollten wir auf das unterirdische Niveau dieser sogenannten Lesung aufmerksam machen", sagte Dörner später.

Somit war man im Publikum und auch auf der Bühne unter sich, wo im Anschluss der Lesung Pirinçci, sein Verleger Andreas Lombard und die Vorsitzende der "Partei der Vernunft", Susanne Kablitz, unter der Moderation des Juristen und Ex-Darstellers der RTL-Gerichtsshow "Das Strafgericht", Carlos Gebauer, diskutierten.

In erster Linie lobten sie das Buch. Kritik perle an ihm ab wie Wassertropfen, sagte der Autor. "Mit Verlaub, es ist mir völlig egal, ob man mich einen Nazi schimpft oder eine Klobürste", steht auf der Rückseite seines Buches. Auch machte er keinen Hehl daraus, inzwischen "Millionär", "solo", aber nicht "untervögelt" und "jeden Abend alkoholisiert" zu sein. Und dass für ihn Berufspolitiker Parasiten und die meisten Journalisten "linksversifft" seien.

Ihre Teilnahme abgesagt hatten zuvor Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und die Integrationsbeauftragte Coletta Manemann aufgrund zu kurzfristiger Einladung. "Allerdings bezweifele ich, dass es überhaupt um eine sachliche Diskussion mit mir gehen sollte. Für anderes stehe ich aber nicht zur Verfügung", sagte Manemann.

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